Neues vom Schlafbaum
  • Dieser Beitrag ist auf Wunsch verpixelt

    Jetzt gibt es also bei mir im Dorf Google Street View. Ich habe natürlich nach meinem Haus geschaut und ansonsten nur mal den Weg zur Arbeit nachgefahren, weil ich den am freien Montag so sehnsüchtig vermisse.

    Erstmal zur Kritik an der Technik selbst: Es war das erste Mal, dass ich vollstramm zur Arbeit fahren durfte. Wenn der Wagen bei den Aufnahmen wirklich so gefahren wäre, säße der ganze Verein im Knast. Ständig wird die Fahrspur gewechselt, auch bei vierspurigen Straßen und auch über Grünstreifen hinweg, dann stehe ich auf dem Gehweg und hin und wieder auf Autobahnen, unter denen ich eigentlich durchfahren wollte. Die Steuerung überfordert mich, aber vielleicht hab ich schon zu lange nicht mehr gezockt.

    Hin und wieder trifft man auf verschwommene Häuser und meist auch auf solche Gesichter. Wenn man die Leute kennt (so wie die vier aus der Englischredaktion vor dem Verlagshaus), erkennt man sie natürlich trotzdem: Kleidung, Statur und Aufenthaltsort reichen dafür mühelos aus. Es ist eh kein Verpixeln, sondern nur Verschwimmen,denn verpixelt werden ja nur Verbrecher im Fernsehen und es glaubt ja niemand, dass wir alle Verbrecher sind.

    So im Straßenbild sieht es natürlich scheiße aus, wenn immer wieder Häuser hinter atmosphärischen Störungen verschwinden. Das ist aber für mich nichts anderes als wenn ich in echt an einer verwitternden Fassade oder einer ungepflegt hohen Hecke vorbeifahre: Es ist mir egal. Der deutsche Reflex allerdings ist ein anderer, nämlich „kann der nicht endlich mal aufräumen“, oder „was hat der denn zu verbergen?“. Ist aber die eigentliche Frage nicht noch immer, warum irgendjemand von irgendwo daherkommt und ganze Länder fotografiert?

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  • Friss das, Street View!

     
    Haus
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  • Neues aus der Steinzeit

    Nicht erst seit eben, wo ich gerade die Speicherkarte in mein Telefon stecken wollte, während es angeschaltet war, jemand anrief, ich sein Bild auf dem Display sah und instinktiv richtig gedrückt habe, um mit einem kleinen, leichten Ding am Ohr ganz prima zu telefonieren, fiel mir epiphaniegleich auf, dass in der Steinzeit nicht alles schlecht gewesen sein kann.

    Mein altes Nokia kann nicht viel, aber was es kann, riecht nach Freiheit und Leichtigkeit. Es ist seit Sonntag in Benutzung und hat noch 80% Akku. Man kann im laufenden Betrieb Speicherkarten wechseln und von diesen dann Musik abspielen, die man da einfach so draufgeschoben hat. Man kann damit (langsam) von einem Computer aus ins Internet gehen, obwohl das Telefon nicht aus Belgien ist und nachdem ich kompliziert die Speicherkarte in einem USB-Adapter an den Rechner angeschlossen hatte, bemerkte ich, dass ich auch einfach ein normales USB-Kabel hätte anschließen können. Die Kontaktaktualisierung mit allem Drum und Dran ist auch nicht komplizierter als mit iTunes und überhaupt: zwei Klicks, um Bluetooth einzuschalten und ich könnte damit Fotos übertragen. Sogar E-Mails kann ich abrufen, nur ins richtige Internet kann ich halt nicht, aber da gibt es eh nur Pr0n.

    Diese Freuden werde ich genießen, bis ich das erste Mal eine SMS auf der Nummerntastatur schreiben muss, den Weg auf der Karte suchen will oder… Tja, oder. Mir fällt gerade partout nicht ein, was ich unterwegs mit dem iPhone sonst noch sinnvollen mache.

    Und nochmal zur Speicherkarte: ich hatte eben Mühe, für meine Dänemarktour diese 2 GB mit Musik vollzubekommen. Keine Ahnung, wofür ich 32 GB im iPhone habe.

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  • Macht der Worte

    Publicpräsidentenwahlviewing

    Publicpräsidentenwahlviewing

    Dass DIE™ uns manipulieren, ist ja bekannt, aber dennoch finde ich es erschreckend, die Art und Weise und vor allem die Unverfrohrenheit, mit der das geschieht, selbst und unmittelbar mitzubekommen.

    So geschehen eben im Staatsfernsehen kurz nach der Verkündigung des Endergebnisses (625:494 n.V.), als der Sprecher ungefähr meinte: „Wir haben jetzt auch Bilder von draußen. Auch hier haben die Menschen applaudiert, als… als das Ergebnis der… Wahl verkündet wurde.“ Tatsächlich sah man die Applaudierbilder, die ich kurz vorher live sah, und so haben sie sich zugetragen:

    Als Gauck ruhig sitzend beim Ertragen seines protokollgemäßen Anstandsapplauses gezeigt wurde, applaudierten die wenigen hundert Menschen vor der Videowand vorm Reichstag in einer Geschlossenheit, von der die Koalition träumt. Als Wulff gezeigt wurde, wurde gebuht. Zugegeben nicht geschlossen, aber mehrheitlich und alles andere als leise.

    Jetzt kann man mir entgegnen, dass der Bericht ja nicht grundsätzlich falsch ist, aber man kann anscheinend auch mit richtigen Worten sehr gut Falsches ausdrücken.

    Also: bleibt wachsam und lasst euch nichts erzählen!

     

    Wo war eigentlich der Außenbericht, als sich vor der Verkündung die Menge feuchtfröhlich selbst gefeiert hat, bei Gesängen wie „die Linke ist nur ein Karnevalsverein“ oder „Christian Wullf ist hommhmmhmmhmmuell“?

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