Neues vom Schlafbaum
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    Nachdem ich gerade erst wieder über Kreuzberg geschimpft habe, möchte ich hiermit einen Teil des Bezirks loben und preisen, nämlich jenen, der das Bergmannstrassenfest stattzufinden gestattet.

    Dieses besuche ich jedes Jahr gern, in diesem Jahr am Samstag mit der Familie zum Schauen und Einkaufen sowie Sonntag allein zum Musikhören und Leberkäsessen.

    Auch dieses Fest ist voll, auch hier wird getrunken, aber gestritten oder gegröhlt wurde vor meinen Augen und Ohren noch nie. Es ist hier natürlich auch gerne bunt und multikulturell, aber es ist eine ungewohnte Freude, dass Afrikaner mal nicht trommeln müssen um die Toleranz der Einheimischen zu nähren, sondern jazzen dürfen und zwar richtig gut. Außerdem habe ich auf noch keinem anderen Straßenfest Verkaufsstände für Gözleme und Hüte gesehen und bin fast traurig, weil ich beides aufgrund von Leberkäs und Haupthaar nicht benötigte.

    Toleranz und Selbstvertrauen müssen sich die Einheimischen hier nicht durch Verachtung Andersdenkender und Missachtung aller Regeln des geordneten Zusammenlebens erarbeiten, sondern sie scheinen beides einfach zu haben – vielleicht weil sie wirklich arbeiten, denn anders können die Wohnung hier sicher nicht bezahlt werden, oder aber durch einen erhabenen Ökovegan- und Schwangerschaftstunnelblick, den die ansässigen Läden nahelegen, welcher mir an den Festtagen aber nicht negativ auffiel, so viel Mühe ich mir auch gab.

    Angesichts der Tatsache, dass offenbar noch niemand gegen das Fest geklagt hat, gehe ich davon aus, dass im Umfeld alle Menschen mit Vernunft gesegnet sind und zu solchen geselle ich mich jedes Jahr gerne wieder für einige Stunden Fröhlichkeit.

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  • Tourisafari

    Safari

    Safari

    Ein Besuch der Familie will mit Aktion gefüllt sein. Da meine Fantasie bei diesen Thema mit Spazieren- und Essengehen an bereits bekannten Orten ihre Grenze erreicht, half meine Schwester bei der Füllung des Stundenplans durch Buchung einer Trabi-Safari. Die haben wir also am Samstag Mittag gemacht und es war ein großer Spaß.

    Fahren musste sie selbst, da die übrigen Teilnehmer aus unterschiedlichen Gründen dazu nicht fähig waren. So schwer aber sah das dann garnicht aus: Das Auto selbst verzeiht beinahe alles und die Autofahrer um uns herum taten das erstaunlicherweise auch. Es wurde nicht einmal gehupt, selbst wenn man mitten auf einer Kreuzung im Weg stand. Der Guide hat angenehm und wahrheitsgemäß erzählt, die Tour führte selbst mich in teilweise unbekannte Straßen und das Publikum um uns herum bot allenthalben fröhliche Gesichter und aufmerksame Kameras, außer in Kreuzberg, wo sich die Bevölkerung daran labte, uns möglichst arrogant nicht einmal zu ignorieren. Es bleibt ein Bezirk, der gern zügig an seiner Erbärmlichkeit zugrunde gehen darf.

    Auch der Rest des Besuchs war eine Freude und vielleicht kann ich diese einige Tage in den Berliner Alltag retten und sehe die Touristen in etwas anderem Licht. Die wollen hier nämlich nur Spaß haben, Dinge sehen, Einhornluftballons kaufen und wenn sie nicht schreien, kotzen, kofferrollen und höchstens kurz mal im Weg stehen, sollten die Berliner ihnen diesen Spaß niemals verwehren wollen. Ich werde das einige Zeit ganz doll versuchen.

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  • Bundesligasport

    Rebels

    Rebels

    Irgendwann vor Wochen muss mein ordentliches und konzentriertes Ich mir in den Kalender geschrieben haben, dass gestern Hauptstadtderby, oder wie es im Stadion stand „Battle of Berlin“ war und zwar im Football zwischen den Rebels und den Adlern.

    Nun hatte ich mir nach dem letztjährigen Endspiel eigentlich geschworen, kein normales Ligaspiel zu besuchen, weil ich nur enttäuscht werden würde, aber so schlecht war es dann doch nicht. Ich kam etwas zu spät an und wunderte mich eine Halbzeit lang, wie die Teams in meiner Abwesenheit Punkte machen konnten, aber die zweite Halbzeit bot erstaunlich unterhaltsamen und teilweise sehr guten Sport vor vielleicht 500 Zuschauern, die erfreulicherweise nicht (nur) Stiernacken und Blondiertinnen waren, sondern sehr gemischt mit erstaunlich vielen jungen Leuten.

    Das Rückspiel kann ich terminlich leider nicht wahrnehmen, wo es doch im Stadion der Adler sicher noch etwas spritziger zugehen wird.

    Die Rebels haben übrigens gewonnen – ich weiß nicht, wie oft sie das schon geschafft haben, aber gestern war es verdient.

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  • Who Killed The World?

    Ich gehe ja eigentlich nicht ins Kino, wenn ich keine Hobbits sehen kann, wurde aber vielfach angehalten, Mad Max zu sehen und so tat ich es endlich gestern in einem kleinen Kino ohne 3D-Krams und Riesenleinwand. Das war eine große Freude, wenn nicht zu sagen das für mich beste und bewegendste Kinoerlebnis seit – das Geständnis muss sein – Final Fantasy damals 2001.

    Es gab von Anfang an unfassbare Action, kurze Pausen an der richtigen Stelle, Charakterentstehung währenddessen, die Bilder waren wild, Dialoge kaum vorhanden, es wurde gezeigt, was gezeigt werden sollte, erzählte sich nicht dumm und von selbst und es war auf nie gesehene Weise bombastisch.

    Ich könnte über einige CGI-Szenen meckern, wie als das erste Auto in die Stachelfalle flog, oder die Rothaarige in die Ferne blickte, oder über das Gewummmse aus dem Off beim Warten im Canyon, aber der Film bleibt ein Schauspiel, über das ich schon währenddessen dachte, dass ich sowas noch nie gesehen habe.

    Das ist damit eine klare Empfehlung für die wenigen, die den Film noch nicht sahen und ein Maßstab für alles, was die Micheal Bays dieser Welt in den nächsten Jahren ins Kino rotzen werden.

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