Brückenschlag
Wenn jemand gefragt wird, was man an der Yorckstraße unter den Brücken dringend bräuchte, würde er Blitzer, Poller oder endlich wieder einen guten Chinaimbiss nennen, vielleicht auch – und damit wäre er schon nah an der Ursache dieses Textes – einen nicht lebensgefährlichen Übergang von Süden in den nun fast ein Jahr alten Park. Nicht einmal die, die dort mit offenen Augen seit Ewigkeiten in der erlaubten Geschwindigkeit und mit sechs Händen zum Zählen langgefahren sind, würden eine weitere Brücke nennen.
Eine solche wurde aber irgendwann während meiner Urlaubsabwesenheit aufgestellt. Dabei handelt es sich um die Rekonstruktion der „Brücke 5“, die als erste der 30 Brücken „denkmalgrerecht“ erneuert wurde. Dass das angesichts der Kosten von 400k€ auch mit den übrigen jemals passieren wird, halte ich für ausgeschlossen, aber solange die mir beim Drunterherfahren nicht auf den Kopf fallen, ist mir das auch egal. Dafür werden einige offenbar demnächst beleuchtet, vielleicht auch die mit einem der schönsten Graffito der Stadt.
Gedacht ist die Neue als Fußgängerüberweg zum bald existierenden südlichen Miniteil des Parks östlich der Anhalter Bahn. Meine derzeitigen Schwierigkeiten, mit dem Rad lebend von mir in den Park zu gelangen, werden damit akut nicht behoben, aber vielleicht genügt mir ja zukünftig auch der neue Park zum Verweilen. Oder ich nutze später den westlichen Teil, denn dieser Park wird ja nun wirklich riesig.
Ich würde gern den ganzen Park noch in voller Pracht erleben, denn dass dieses Gelände nicht mehr Berlins größter Verschiebehof für geklaute Autos ist, sondern Menschen geöffnet wird, ist der bisher angenehmste Teil der Stadtentwicklung seit meiner Anwesenheit in dieser Stadt.
Vielleicht geht man ja auch mal an die im Hintergrund sichtbare, bald dreißig Jahre alte Behelfsbrücke des S-Bahnhofs. Das Verschwinden der dazugehörigen Treppe auf dem Gehweg wünsche ich mir schon immer.
Ich fahre da auf jeden Fall morgen mal lang, zähle Brücken und wehe, es fehlt eine!
Addendum: Ich erinnere mich noch daran, dass ich Ende des letzten Jahrtausends mal mit dem Auto meiner Ex diese Straße in Richtung Sozialpalast gefahren wurde und keine 400 Meter von meiner heutigen Wohnung gesagt habe, dass ich hier niemals wohnen wollen würde. Verrückte Welt.