Neues vom Schlafbaum
  • Eine Spreefahrt

    Auf der Spree

    Auf der Spree

    Ein alter Freund aus der Heimat machte es möglich, den diesjährigen Vatertag mal wieder etwas eindrucksvoller verbringen zu können, als viele Jahre zuvor. So war ich nämlich mit vier Leuten, von denen nicht klar ist, ob einer von ihnen jemals noch Vater werden wird (naja, nur bei einer steht das ziemlich sicher fest), mit einer WasserkutscheExterner Link auf Landwehrkanal und Spree unterwegs. Es ist tatsächlich relativ einfach machbar, in leichten Schlangenlinien mit dem Gefährt auf dem Wasser rumzufahren, auch wenn man das noch niemals gemacht hat, darum ist es schon in Ordnung, diese Gefährte ohne Schein fahren zu dürfen. Ich war allerdings nicht ganz so begabt wie der Kapitän und habe mich deshalb eher zurückgehalten. Das Ausweichen größerer Fahrgastschiffe wäre meins nicht gewesen.

    Berlin sieht vom Wasser gesehen schon anders aus als gewohnt, auch wenn man zugegeben auf dem Landwehrkanal nicht viel davon sehen konnte. Die Spree allerdings wirkt wenn man auf ihr schippert wesentlich größer als vom Land aus gesehen, also wirklich richtig groß. Das Wetter hätte besser sein können, dennoch hat es richtig Spaß gemacht. Ich würde das gerne wiederholen und kann es jedem empfehlen. Die größte Herausforderung war die Schleuse zum Kanal und der Schleusenwärter. Berliner Art kombiniert mit der Rauheit von Seefahrern ist wohl nicht zu überbieten. Auf dem Rückweg allerdings haben wir kein Wort gehört, also offenbar alles richtig gemacht.

     

    Btw: Der Grund für das Erscheinen dieses Artikels zwei Tage nach dem Erlebnis ist Watch_Dogs, das mich derzeit an den Rechner fesselt. Der Grund für einen fehlenden Artikel über Watch_Dogs ist es ebenfalls.

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  • Konzert: The Notwist

    The Notwist

    The Notwist

    The Notwist waren in der Stadt und spielten Musik von The Notwist. Wer eigentlich eine Nacht im C-Club spielen wollte und stattdessen zwei Nächte das Astra vollbekommt, kann nicht allzuviel falsch machen und es war tatsächlich ein sehr gutes Konzert mit einigen schönen Momenten. Das ganze war extrem routiniert und professionell runtergespielt und trotz weniger Worte und sichtbarer Emotionen wirkte alles, was von der Bühne kam, sehr – nennen wir es mal „warm“.

    Das Publikum war der Band angemessen sehr gemischt und gemäßigt, es gab einen deutlichen Anteil Menschen, die älter waren als ich und ich glaube, in einem solchen Publikum könnte sich auch meine Traumfrau rumtreiben und es niemals bemerken.

    Die Konzertlänge, die Zusammenstellung der Stücke, das zwischenzeitliche Jammen, die Lichtshow – alles passte einfach irgendwie und ich würde es mir heute gerne nochmal anschauen. Vielleicht wieder in fünf Jahren.

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  • 100% Protest

    Aufgrund des Vorabends habe ich es bei dieser Wahl nicht direkt um acht geschafft, sondern acht Stunden später, meine sinnlosen Kreuze auf die viel zu großen Wahlzettel zu schmieren. Die Europawahl war die erste Protestwahl in meinem Leben, aber nichtmal das war eine verlorene Stimme, weil es sogar für die PARTEI gereicht hat. Gewählt habe ich sie, weil Sonneborn mir meine Idee geklaut hat, beim Volksentscheid zum Tempelhofer Feld zweimal mit „Ja“ zu stimmen – für die einzige der vier Möglichkeiten, die in sich unlogisch war. Dafür darf er sich jetzt auch gern in Brüssel unsere Kohle abholen.

    Wie die Europawahl ausgegangen ist interessiert mich nicht, denn es ist vollkommen egal, wer sich in den nächsten Jahren in Brüssel von Lobbyisten in den Arsch ficken lässt. Das Bisschen, was ich mir auf dem Volksempfänger angehört habe, klang nun auch in Europa nach großer Koalition, also akzeptiertem Tod der Demokratie. Der Spaß wird hier in den nächsten Jahren sicher nicht weniger werden.

    Interessanter sind die Ergebnisse der Abstimmungen zum Tempelhofer Feld und auch die winzigkleine Abstimmung über die Kolonie Oeynhausen, mit der mich nicht nur der benennende Ort in Heimatnähe, sondern auch die direkte Nachbarschaft zur Arbeitsstelle verbindet, denn die sind in vielerlei Hinsicht ein Armutszeugnis. Arm sind die Befürworter des Stillstands, die ihrem Bauchgefühl gefolgt sind, die konservativen Spießer, die bei den Grünen Schutz finden – die, die im Grunde gegen alles sind. We fear ChangeExterner Link. Arm sind die Regierenden, die es nicht schaffen, selbst Konzepte für ein verträgliches und nachhaltiges Wohnen aufzustellen und sie dem Pöbel nachvollziehbar zu machen, sondern sich an Landesbibliotheken aufgeilen, während man im Kiez nichts mehr zu lesen bekommtExterner Link und die zu Recht in der Bevölkerung nicht mehr das Vertrauen besitzen, sie könnten irgendetwas bauen, das in vertretbarer Zeit und zu vernünftigen Kosten so ähnlich aussehen wird, wie es vorher besprochen wurde. Stattdessen darf man zu Recht auch in diesem Fall davon ausgehen, dass Wenige gewinnen werden, die beim Bau jeden Trick nutzen werden, um die explodierenden Kosten für Erschließung und Sanierung vom Land tragen zu lassen. Der Senat und damit die Berliner werden mit Sicherheit nicht gewinnen. Ich weiß nicht, ob bei den bisherigen Bauplänen beachtet wurde, dass das Gelände großzügig unterirdisch bebaut ist und ein aktiver Radarturm in der Gegend rumsteht.

    Wie oben beschrieben war ich mit meinen Kreuzen ja selbst Verhinderer, aber das eben, weil ich mir sicher war, mit einem „Nein“ das Verhindern nicht verhindern zu können und vielleicht auch nicht zu wollen – ach, ist das kompliziert.

    Natürlich würden Wohnungen auf dem Flughafenfeld nirgendwo Mieten senken, sondern sie in der Nachbarschaft erhöhen. Solange derart pervers viel Geld in der Welt rumliegt, werden in Berlin Wohnungen zu jedem Preis gebaut und gekauft – Ob dann jemand darin wohnt ist egal. Ob es aber sinnvoll ist, mit der Verhinderung dieser Perversion auch gleich jeden anderen Fortschritt abzuwürgen, kann auch nicht die Lösung sein. Ich hoffe, dass die deutlichen „Neins“ jetzt dazu führen, in Ruhe von vorne eine Lösung zu erarbeiten, die möglichst vielen Menschen hilft und ich bin mir sicher, dass diese Hoffnung wie die meisten anderen brutal enttäuscht werden wird.

    Nebenbei: Ich las die Tage, es würden jetzt jährlich 20000 neue Menschen nach Berlin kommen und die wenigsten können sich die Mieten hier leisten. Ich konnte mir vor 13 Jahren die Miete hier leisten und kann es noch immer (solange ich nicht umziehe, aber dazu will mich ja niemand bewegen), sonst wäre ich vermutlich nicht hier.

    Warum bin ich so anders?
    Das Lied zum Artikel (Nr. 5)Externer Link

  • Rotlicht

    Lebe dein Leben so, dass du jeden Monat ohne Sorge hundert Euro auf der Straße verlieren kannst. Hast du weniger, bist du ein armes Schwein – Hast du mehr, bist du ein reiches.

    Diesen Monat habe ich diese hundert Euro tatsächlich auf der Straße verloren, beziehungsweise in die Hände des Polizeipräsidenten von Berlin gegeben, denn ich wurde gestern angehalten, weil ich eine Ampel bei Rotlicht überfahren haben soll: An der Ecke Unter den Linden – Wilhelm steht diese Ampel, die aber dank Sperrung der Wilhelm aufgrund panischer Angst der Briten vor Volkszorn keine Daseinsberechtigung hat und daher ignorierten heute Vorabend neben mir einige Touristen ihr Rotlicht, was mich verträumterweise trotz anbeistehendem, motorberittenen Polizisten in Person von Herrn Hoffmann ihnen folgen lies. Ich habe die Ampel tatsächlich derart ignoriert, dass ich unter Eid nicht sagen könnte, welche Farbe sie mir bei Überfahrt zeigte. Vermuten würde ich Türkis.

    Der Herr lies daraufhin seine Maschine an, um mich ohne Sicherheitsabstand zum Anhalten zu bewegen und mir sorgfältig einen Strafzettel über eben die egalen hundert Euro und einen Punkt in Flensburg auszustellen. Wie ich die Ampel ignorieren konnte, wo er doch direkt daneben stand, habe ich nicht mit der Gegenfrage, ob es um Verkehrssicherheit oder seine Ehre ginge beantwortet, sondern fügte mich der Staatsmacht und hoffe, dass man mit meinem Geld die ein oder andere Brücke saniertExterner Link oder einem Waisenkind ein Pony kauft.

    Aber ernsthaft, wofür verwendet man eigentlich Bußgelder?

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