Neues vom Schlafbaum
  • Zeigt es ihnen!

    Ich merke gerade, dass ich ja hoffnungslos zu spät bin, um über den für morgen von irgendwem geplanten Tankboykott zu schreiben. Dass ich besser garnichts darüber schreiben sollte, wurde mir gerade dadurch gezeigt, dass ich bei Google mit dem Suchbegriff „tankboykott“ selbst auf der zehnten Suchseite keinen Link auf eine seriöse Tageszeitung gefunden habe. Die Quelle für die Meldung, dass der Boykottaufruf auf Facebook gelöscht wurde, ist hiermit also ein SpringerblattExterner Link, das immerhin nicht verschweigt, dass der Initiator ein Fan der NDP und des Führers Drecksschriften ist, aber diese Tatsache ist für dieses Thema so nebensächlich wie ekelhaft.

    So wird jetzt also verschwörungstheoretisch aufzuarbeiten versucht, wie die Facebookgruppe verschwinden konnte. War es die Regierung, die Spritlobby, der Nutzer selbst? Der Verfassungsschutz war es aufgrund oben genannter Fakten vermutlich nicht.

    All das wollte ich eigentlich garnicht schreiben. Ich wollte nur alle daran erinnern, heute noch zu tanken. Morgen dürft ihr nicht!

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  • Zeit wie Heu

    Meine Güte, ist das langweilig. Ich frage mich, ob in den letzten Jahren auch so unglaublich wenig passiert ist, was mich selbst betroffen hat. Irgendwo laufen Schiffe und Staaten auf Grund, es gibt Wahlen, Skandale und Rücktritte, man prämiert Filme, Gladbach hat kaum noch Chancen, nicht international zu spielen und Apple stellt ein neues iPad vorExterner Link. Was bewegt das alles in mir? Nichts.

    Jetzt gibt es morgen als Finger in der Wunde noch einen extra Tag geschenkt dazu und noch schlimmer: Ab nächste Woche habe ich wieder keine volle Stelle mehr. Ob daraus wieder ein freier Montag wird, ist zu hoffen, wird sich aber noch zeigen. Meine Güte, was wird DER erst langweilig werden?

    Ich habe mich die letzten Tage schon mit dem Herr Der Ringe-Onlinespiel über Wasser gehalten, aber das spannendste daran war, es auf dem Mac zum Laufen zu bringen. Diablo III erscheint noch immer nichtExterner Link und sitze ich an der Gitarre, halten die Musen den von Frauen gewohnten Maximalabstand. Ein anderes Zuhausehobby will mir beim besten Willen nicht einfallen. Ich schaffe es nichtmal, hier was anständiges zu schreiben.

    Ich bitte also um gutes Wetter, damit ich wenigstens wieder Radfahren kann. Da denkt man auch nicht soviel nach, denn ist man auf dem Rad in Gedanken, wird man blitzschnell totgefahren. Das würde das Problem mit der Langeweile lösen, wenn nicht im Jenseits die Ewigkeit drohen würde. Meine Güte, was würde DIE erst langweilig sein.

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  • Nachrichten aus dem letzten Jahrtausend

    Zunächst die gute Nachricht für alle, die sich um mich und meine Erscheinung sorgen: Die mehrjährige Suche nach einer neuen Winterjacke nahm Anfang Februar ein gutes Ende und das geschah so:

    Nachdem ich einige Jahre in Folge in der echten Welt nicht fündig wurde, habe ich es seit Ende Januar (wie schon angeschnitten) im Internet versucht und schon beim zweiten Versuch war ich erfolgreich (was äußerst selten so ist). In diesem zweiten Versuch bestellte ich bei OTTO. Die bestellte Jacke passt, ich musste sie zwar nach zwei Wochen zum ersten Mal nähen, sie erfüllt aber ansonsten die wichtigsten Anforderungen, die ich an eine Jacke habe: sie ist schwarz, lang, warm, hat eine Kapuze, Reißverschluss und nimmt mehrere Liter Bier auf.

    Mit dieser Bestellung habe ich mich einem alten Versandhändler – einem sehr mitteilsamen Dinosaurier – offenbart, der mir seine Mitteilsamkeit in Form von postalisch zugesandten Baumleichenteilen beweist, wann immer im danach ist. Heute erhielt ich tatsächlich den OTTOkatalog, den ich zuletzt in der Hand hielt, als ich im Präinternetzeitalter die Unterwäscheseiten herausgerissen habe, wie es Jungs in der Vorstellung älterer Menschen alle getan haben. Ok, ich habe es nicht getan, aber ich habe gerade vielleicht erstmals bewusst die Vorstellung eines älteren Menschen geäußert. Verdammt – ich hätte mich nicht mit Dinosauriern einlassen sollen. Man fühlt sich in ihrer Gegenwart verdammt weit weg von der Jugend.

    Wie dem auch sei: Die Oompa Loompas, die für den Dino die Internetpost beantworten, haben mir neun Minuten nach meiner Anfrage per E-Mail die Formmail 93a (Katalogabbestellung) zurückgeschickt und ich hoffe, dass ich damit den nächsten OTTOkatalog erst wieder in den Händen halte, während ich entdecke, dass mein Sohn die Unterwäscheseiten rausgerissen hat.

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  • Musik(empfehlung): Kettcar

    Ich bekomme mit Bands immer ein Problem, wenn ich ihre Schablone durchschaue. Das war bei „Wir sind Helden“ beispielsweise bei Soundso der Fall (bei Bad Religion vermutlich bei der zweiten Platte und bei den Ramones beim zweiten Lied). An diesem Moment ist alles anders: Wenn man bei jemandem eine schlechte Eigenschaft entdeckt hat, wird man sie nie wieder ignorieren können.

    Genug der Küchenphilosophie, aber zu solcher wird man bei Kettcar ja doch beinahe gezwungen.

    Die Texte sind wie immer: Meist wird Konkretes erzählt, um einen viel umfassenderen Zustand zu beschreiben. Selten ist das Thema direkt und wütend, meistens schwebt es irgendwo melancholisch im Nichts und will uns weismachen, dass ja alles garnicht so schlimm ist. Melancholie ist aber nur die eingebildete Unzufriedenheit der Glücklichen und spricht mich nicht an. Die letzten Platten (so wie beiden Helden früher) zeichneten sich selbst in solchen Momenten dadurch aus, dass Redewendungen, Weisheiten und Wortspiele völlig natürlich ineinander passten. Auf dieser Platte klingt es wie verkrampft aus dem Setzkasten zusammengebastelt.

    Zurück zur Musik und der Schablone: Kettcar merken nach einer Minute sechsunddreißig, dass sie gerade ein Lied spielen, das sie schon mindestens zweimal (Einer, Ausgetrunken) geschrieben haben und setzen ein irritierendes Klavier ein. Es bleibt der einzige Versuch, etwas musikalisch Neues zu machen. Der Rest ist der übliche Beat, die gleichen Harmonien, die allerdings im Gegensatz zu früher nerven, weil Geigen im Spiel sind und die meisten Stücke insgesamt einfach zu langsam und undynamisch sind. Auch der Sound ist platt und macht daher die ruhigen Stücke noch etwas langweiliger.
    „Schrilles buntes Hamburg“ oder „3:36“ zeigen, dass die Band und ich uns noch nicht komplett auseinandergelebt haben. Darüber hinaus gibt es nur noch zu seicht verpackte Themen, mit denen ich nichts anfangen kann. Liebe, Krankheit, Trennung, Tod – ihr habt es schon schwer, aber wie gesagt ist eigentlich doch alles garnicht so schlimm.

    Noch etwas Lob zum Schluss für die iTunes-LP. Es ist nett, mal wieder ein Booklet durchzugucken, mit Credits und so. Wenn das dann noch schön aussieht, ist das umso besser.

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