Neues vom Schlafbaum
  • Badkultur

    Zivilisation

    Zivilisation

    Seit Jahr und Tag ist es so, dass die wenigen Besucher in meinen Hallen nach dem Gang ins Heiligste dieses nicht wie vorgefunden hinterlassen, so sie genötigt waren, Klopapier zu benutzen. Schon vor vielen Jahren schrieb ich darüber.

    Da ich bereits all meine anderen kleinen Heimwerkarbeiten abgeschlossen, aber noch immer Freizeit habe, nahm ich heute früh das Angebot von Aldi an, mein Bad teilweise neu auszustatten. Eine neue Klobrille wurde mir schon angeraten, ein neuer Duschkopf war eher ein Affektkauf und der Klopapierhalter eigentlich eher aus Neugierde, ob diese Saugnapfteile wirklich fest halten und nicht nur den Lack von der Wand saugen. Dazu ist zu sagen, dass sie tatsächlich halten.

    Das Klopapier ist also jetzt in einer Position, die zivilisierte Europäer erwarten und weiteren Konflikten ist damit vorgebeugt. Der Klositz ist kleiner als der alte, aber dafür aus Holz, sprich: man sitzt unbequemer, aber wärmer. Die Montage des Duschkopfs führte zunächst zur Zerstörung der Duschhalterung und damit zum ersten Besuch des neuen Baumarkts in der Nachbarschaft. Nach wenigen Minuten habe ich dort Ersatz gefunden und nun ist alles wieder ganz. Beim Bauhaus am Südkreuz hätte nicht nur alles viel länger gedauert, sondern mich garantiert wie jeder Besuch dort an die Grenzen des Wahnsinns getrieben. Ein Hoch auf den neuen Baumarkt!

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  • Die absolute Mutti

    Was waren die letzten vier Jahre in diesem Land für ein rauschendes Fest?

    Ewig hatten nicht mehr so viele Menschen einen Job (von dem sie nicht leben können), Geheimdienstskandale wurden beendet, Atomkraftwerke werden laufen oder abgeschaltet – Hauptsache wir bezahlen dafür -, Hausmütterchen werden belohnt, die Kommunen gehen pleite, jeder hasst uns, aber immerhin: wir exportieren.

    Diese erfolgreiche Politik muss natürlich weiter verfolgt werden, wie wir heute beschlossen haben. Ist ja auch irgendwie richtig, denn bevor wir wie bei Schröder die Sozen und Ökos mit ihrem guten Willen alles noch schlimmer machen lassen, bleiben wir doch bei dem wenigen, das uns nicht weiter wehtut.

    Eigentlich ist es sogar das allerbeste, wenn Mutti allein regiert: Sie kann niemandem mehr die Schuld zuschieben, die dummen Entscheidungen kassiert der Bundesrat, die gefährlichen das Bundesverfassungsgericht und in vier Jahren weiß dann wirklich jeder, wie es um Land und Regierung steht.

    Nur wen wählen wir dann?

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  • Asyl

    Asylant

    Asylant

    Während es mit den meisten anderen Blumen langsam zuende geht und mehrere Sonnenblumen sich noch nicht ganz zwischen Blühen und Sterben entschieden haben, fiel aufmerksamen Betrachtern (mir) die Tage ein Gast im Blumenkasten auf, den niemand bewusst hineingelassen oder gar eingeladen hat. Jetzt wo er schonmal da ist, darf er natürlich bleiben, aber die Frage, wie es ein Efeu in den Blumenkasten geschafft hat, hätte ich tatsächlich gern beantwortet.

    Das Pflänzchen daneben habe ich übrigens auch nicht eingesät. Hier weiß ich nicht einmal, was es ist. Nennen wir es „Wunder der Natur“.

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  • Prunkbauten

    Heimwerkerschloss

    Heimwerkerschloss

    Da soll noch einer sagen, in Berlin könne man nicht bauen. Auf dem alten Verschiebegelände für gestohlene Autos an der Yorckstraße bin ich Mitte März noch durch den Schnee gestapft und nichts wies darauf hin, dass ein halbes Jahr später hier ein Baumarkt von stadtschlossartigen Ausmaßen eröffnet werden wird. Offenbar ist die Halle bereits mit Waren gefüllt und es wird derzeit überwiegend am Außengelände gebaut, was hoffen lässt, dass man als Radfahrer an dieser Stelle bald nicht mehr vom Radweg direkt in den sicheren Tod auf der Yorckstraße geleitet wird.

    Ob ich in dem Baumarkt einkaufen werde, weiß ich noch nicht, ist die Warenmenge, die ich aus einem solchen benötige, doch höchst übersichtlich. Aus meiner Sicht kann diese Bebauung die Gegend nur aufwerten und ich hoffe, dass die Pläne auf der gegenüberliegenden Seite Bürgerprotesten zum Trotz ebenfalls umgesetzt werden. Möglicherweise wird es dann einmal passieren, dass ein Mensch sich an dieser Ecke überlegt, kurz zu etwas anderem zu verweilen als zur verzweifelten Suche nach der Lücke im schon oben angesprochenen brutalen Verkehr auf der Yorckstraße, der durch den Bau noch einmal schlimmer geworden ist. Hier hoffe ich durch eine richtige Ampel und bemalte Straße auf Entspannung. Auf dem Baumarktgelände fehlen nur unzählige Bäume, der Durchgang zum Gleisdreickpark und die Wiederherstellung der denkmalgeschützten Mauer auf der Westseite, aber auf alles das würde ich nicht wetten.

    Falls dem Riesenprojekt Stadtschloss in ein paar Jahren kurz nach der Grundsteinlegung das Geld ausgeht (und nichts anderes ist zu erwarten), könnte man vielleicht auch dort so einen Markt aufbauen – ist ja schnell gemacht.

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