Neues vom Schlafbaum
  • Musikempfehlung: Isolation Berlin

    Und aus den Wolken tropft die ZeitBei einer Platte einer Band, von der ich zuerst auf Spiegel Online erfahre, bin ich grundsätzlich skeptisch, selbst wenn mich der Artikel so weit anspricht, dass ich die Stücke bei iTunes vorhöre und mir schließlich weiterhin skeptisch die Platte kaufe. Darum habe ich mir für die Beschreibung der Platte auch gewartet, bis die von ihr erzeugte allgemeine Aufruhr verklungen ist.

    Der erste und auch der zweite Durchlauf ging gut, allerdings wurde mir einerseits zuviel geschrien, andererseits ließ das Tempo zum Ende eigene Schwäche empfindend nach. Die überall beschriebene Nähe zu Rio Reiser kann ich nachvollziehen, mir kam aber genauso Sven Regener in den Kopf, aber eigentlich sind solche Vergleiche für eine neue Band unfair.

    So gehe ich einen Schritt zurück und schreibe, dass mir die Musik der Band erstaunlich schön aus der Zeit gefallen zu sein scheint, erinnert sie mich an frühe Sterne und natürlich auch an die Scherben. Die Texte wissen jede kurz aufkommende Plattheit oder einen doofen Reim durch eine nächste Zeile voller Witz oder Wahrheit auszugleichen, nach vielfachem Hören passen die Schreie und der Krach sehr schön zu den ruhigen Teilen und stehen insgesamt in einem schönen Gleichgewicht: Auch nach dem Ende bleibe ich froh zurück. Es ist ja offenbar eine Sammlung bereits herausgebrachter Stücke, aber die Sammlung ist gelungen.

    Ich freue mich sehr, dass junge Leute derlei Musik und Texte in der heutigen Zeit rausbringen und ich muss demnächst nochmal nachvollziehen, ob ich mit meiner Vermutung Recht habe, dass diese Platte mit jedem getrunkenen Bier noch deutlich gewinnt. Mit zwei, drei tut sie es zweifellos.

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  • Platte: Turbostaat

    Als wäre es ein Geschenk für mich, verkauften mir Turbostaat schon kurz nach Mitternacht eine neue Platte für 10 Euro. Ob es wirklich ein Geschenk ist, kann ich allerdings noch nicht sagen: Die ersten Durchläufe zeigen immer weitere Abnutzung der Band. Die klassischen Erkennungsmerkmale sind vorhanden, allerdings scheinen die Jungs (und ich glaube fast, dass habe ich schonmal geschrieben) selbst gemerkt zu haben, wie nahe sie dem Fernsehgarten bereits sind und versuchen diese Tendenz mit Geschrei und kläglichen Dekonstruktionsversuchen zu verschleiern. Auch die Texte werden immer klarer, dieses Mal gar gewollt monothematisch, aber da fügen sie sich ja gut und billig anbiedernd in das aktuelle Deutschland ein.

    Meines ist es auf diese Weise nicht: Wer in allem, das er nicht versteht, immer nur Hass erkennt, scheint selbst nichts anderes in sich zu tragen. Schade, denn eigentlich standen Turbostaat immer über dem stumpfen Gram des Punks. Eines der Stücke, das mich auf diesen Gedanken brachte, befindet sich etwa in der Mitte des Albums, soll knapp sechs Minuten lang sein, enthält aber drei Minuten Stille. Das ist entweder ein Fehler von iTunes, oder man will mir den Rest bewusst vorenthalten, weil ich damit nicht einverstanden wäre. Soll es einfach nur aus künstlerischen Gründen so sein, ist es sehr, sehr albern.

    Die neue Platte von Dream Theater, die auch heute erschien, lasse ich hingegen im Regal – dafür fehlt mir die Kraft.

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  • Plattenmusikkrams

    Dieses ist erst der zweite Artikel über Musik in diesem Jahr. Einzelne Platten habe sogar noch garnicht besprochen, was sicher nicht an der Anzahl der Erscheinungen liegt, sondern an deren Qualität, oder eher ihrer Wirkung auf mich.

    Tatsächlich höre ich seit Monaten die selben Sachen, wie den großartigen Soundtrack zum besten Computerspiel der Welt. Drumherum lieferten ein paar Kapellen Post Rock in gewohnter, aber nicht zu eindrucksvoller Form, die ich zur Kenntnis genommen habe (God Is An Astronaut, Lights & Motion, ASIWYFA).

    Auf die Platte von Faith No More war ich gespannt, aber von der blieb nach zweimaligem Hören nichts, aber auch wirklich garnichts hängen. Es blieb eine unverschämte Ansammlung von Dingen, die nicht mehr in diese Zeit gehören.

    Um dennoch mal wieder etwas über Musik zu schreiben, widme ich mich den Chemical Brothers:

    Ich fand deren Musik nie super, aber nie schlecht, denn sie war immer dafür gut, zum Beispiel die Meute auf dem Verlagsabend in Schwung zu bringen und ich habe mich mitschwingen lassen. Auch wenn das Geplapper über die Musik mir immer ein Übel war – Melodie und Rhythmus ließen Massen und mich zu Recht tanzen.

    Die Jungs haben es jetzt nach Jahren wieder mit einer Platte versucht und sie ist gut. Das Geplapper ist weiterhin vorhanden, aus meiner Sicht weiterhin unnötig, aber die Musik könnte mich wieder auf die Tanzfläche bringen. So zumindest die ersten Stücke, dann gibt ein paar Ausfälle wie „Reflexion“ oder „Taste of Honey“, aber den Gelegenheitselektrotänzer versöhnen spätestens „Radiate“ und „Wide Open“, zu dem ich beim nächsten Verlagsabend gerne mit einer Gewissen eng tanzen möchte ohne daran zu denken, dass es vielleicht ein sanfter Karriereabschluss der Kapelle sein könnte.

    Tanz wie Karriereende werden nicht passieren, aber immerhin gibt es trotzdem die erste gelungene „Comebackplatte“ dieses Jahres und damit kann Herr Keenan ab jetzt etwas entspannter arbeiten: Wird schon – andere haben es gezeigt!

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  • Kurzkonzert: Mew

    Mew

    Mew

    Mew waren in der Stadt, meine Schwester dafür netterweise ebenfalls. So wie Mew (nach eigener Aussage auf der Bühne) schauten auch wir uns die Stadt an und genossen die Atmosphäre (die ich beim Karneval noch immer sehr gerne mag, auch wenn es längst eine Massenveranstaltung wie viele andere ist, aber irgendwie sehen die Menschen zu dieser Gelegenheit nicht nur besser aus, sondern sind auch freundlicher).

    Bei all dem Berlingenießen war für die Kapelle offenbar nicht mehr viel Zeit für Musik: Mew spielten eine tolle Songauswahl, bei super Sound, netter Lichtdekoration und eigentlich wäre alles super, wenn sie nicht nach 75 Minuten quasi ohne Zugabe fertig gewesen wären. Klar soll man nach Klasse statt Masse bewerten, aber ein Konzert das endet, als man gerade richtig in Stimmung gekommen ist, ist ein Stimmungskiller. Auch gibt es keinen Hinweis auf einen Grund: keine Krankheit, kein fehlendes Material, also bleibt eigentlich nur Unlust oder Arroganz. Da man nicht wissen kann, ob die Band jemals nochmal in Deutschland auftritt, ist das alles in allen ziemlich deprimierend.

    Die neue Platte immerhin gefällt mir langsam immer besser und dann werde ich die wohl als Ersatz hören müssen. Sie ist immerhin fast so lang wie das Konzert.

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