Neues vom Schlafbaum
  • Plattensammelartikel

    Dieses Jahr war bisher ein ungewöhnlich großartiges, zumindest bezogen auf erschienene Schallplatten, dass man sich fragen kann, warum ich darüber noch nichts geschrieben habe.

    Vielleicht fing es mit „Hand.Cannot.Erase.“ von Steven Wilson etwas zu krass an. Die Musik ist so, wie sie nur sein kann, wenn sie von Steven Wilson ist, das Thema allerdings ist das traurigste, was ich je in meinem Leben gehört habe und ob mir der Kontrast zur eigentlich recht fröhlichen Musik so passt, habe ich noch nicht entschieden. Die Website dazuExterner Link sollte man sich anschauen, für das Konzert war ich zu langsam, den zugrundeliegenden FilmExterner Link habe ich gekauft, aber noch nicht zu sehen getraut.

     

    Love A hat es mit „Jagd und Hund“ endlich geschafft, gut zu werden. Mehr Bands im Stile von Turbostaat können nie schaden und wenn sie es dann nach der unhörbar schlecht produzierten ersten Platte und einer vielversprechenden zweiten mit der dritten geschafft haben, einen eigenen Stil zu entwickeln und auch nicht mehr ganz so punkig zu klingen, freue ich mich für sie – und für mich, denn ich darf sie hören. Gut genug um mich zum gestrigen Konzert ins gammelige Kreuzberg zu locken, ist sie dann aber doch nicht.

     

    Heimlich und still hat Kaki King eine neue Platte rausgebracht, die gut zu sein scheint, aber auch etwas anstrengend ist. Die Dame ist offenbar gerade auf dem Höhepunkt ihrer „exzentrischer Künstler“-Phase. Ich hoffe zumindest, dass er der Höhepunkt ist, damit die Musik wieder etwas zugänglicher wird (beziehungsweise etwas mehr Musik).

     

    Auch MewExterner Link, die beste dänische Band der Welt hat eine neue Platte rausgebracht. Die ist unverkennbar von Mew, erfreulich lang, vielleicht nicht mehr so abwechslungsreich und bombastisch wie früher, aber eine schöne Einstimmung auf das Konzert Ende Mai, auf das ich mich schon freue. Meinen Versuch, die Texte zu verstehen habe ich abgebrochen, nachdem ich sehr unerfreuliche Themen hineininterpretiert habe. Eine nicht so schöne Kleinigkeit ist die mehrfache Nutzung von Ausblendungen, zeigt sie in meinen Augen eine gewisse kompositorische Hilflosigkeit, von der ich nicht dachte, dass es sie noch gibt (das ist genauso 80er wie leicht deplatzierte Gitarrensoli, die es leider auch gibt).

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  • Konzerte: Punkrock?

    Turbostaat

    Turbostaat

    Turbostaat waren zwei Abende in der Stadt und spielten alle Lieder von Turbostaat. Das geschah grundsätzlich relativ schön gemacht zu ihrem 15. Geburtstag, der sich in diesem Jahr also zu einem 10. und einem 20. dazugesellt, denn wir werden alle nicht jünger.

    Es war sicher ganz passend, das im SO geschehen zu lassen, allerdings nicht unbedingt für mich, da das echt nicht mehr meine Gegend ist. Das Publikum kannte alle Texte – da schließe ich mich ein – und sah auch größtenteils passend aus – da nicht. Ich war nicht der Älteste, aber möglicherweise der Untätowierteste.

    Insgesamt war es aber eher gesittet, vor allem von Seiten der Bühne: Vom üblichen Crowdsurfing und ewigem Mittelfingergestrecke mal ab gab es einen von Vornherein klaren Ablauf, zweifach pünktlichen Beginn um zehn Uhr, einen Sound, für den man eigentlich nur die Platte auflegen muss und das bekannte viel zu häufige Erwähnen der Stadt, in der man gerade spielt.

    Ich fand es super, aber ich hätte mir zu einem Geburtstag mal gewünscht, dass Turbostaat es schaffen, ein Konzert zu spielen, das einen irgendwie berührt.

    Aber vielleicht berühren Punks einfach nicht. Oder einfach nicht mehr mich.

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  • Musik: Trail of Dead

    IXGefühlt alle Jahre wieder (tatsächlich aber nur alle zwei) schreibe ich über eine Platte von Trail of Dead. Gefühlt wiederholt sich auch das Geschriebene, denn allzu viel ändert sich bei den Erzeugnissen der Kapelle nicht, was grundsätzlich nichts schlechtes bedeutet, denn ihre Musik ist und bleibt eine beliebige Kombination aus den Begriffen Alternative/Post/Punk/Rock/Core auf höchstem Niveau.

    Allerdings gab es auch schon länger nichts ergreifend neues mehr: Mal zitiert man seine frühen Jahre, wie auf der letzten Platte, mal die epischen Klänge von vor inzwischen auch schon zehn Jahren, die instrumentalen Einwürfe in oder zwischen den Stücken wirken nicht bemüht, aber auch nicht überraschend, die ausufernden Anhängsel an einigen Stücken sind genau da, wo man sie erwartet und leider mittlerweile vielleicht deshalb garnicht mehr wahrnimmt. Der Wahrnehmung entziehen kann sich dieses Mal leider nicht der Sound, denn der ist wie immer absolut perfekt: Jeder Lärm, jede Trommel steht genau da im Raum, wo sie hingehört. Im Gegensatz zur letzten Platte können die Stücke diese Perfektion aber nicht so sympathisch rüberbringen, sondern tragen sie eher als Ballast. Was letztes Mal zumindest schmutzig komponiert erschien, ist dieses Mal wieder arg seriös.

    Es ist dennoch wie anfangs geschrieben eine sehr gute Platte. Aus der Plattenhistorie der Band folgere ich, dass in ein oder zwei Jahren wieder der ganz große, langweilige Bombast kommt, daher muss ich wohl nächste Woche aufs Konzert gehen, denn zur nächsten Platte wird mir das zuviel sein.

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  • Musikempfehlung: Mono

    The Last DawnFür mich aus dem Nichts brachten Mono in der vergangenen Woche gleich zwei Alben raus, wobei eine davon – „Rays of Darkness“ – in meinen Ohren einen Hauch Mogelpackung ausstrahlt, sind doch sechseinhalb Minuten Lärm drauf und ist das erste Stück selbst für Postrock enervierend repetitiv. Das berücksichtigt hätte das Gesamtwerk auch auf eine CD gepasst, aber wer weiß das besser als Japaner.

    Nun sind es zwei Platten geworden, die selbstverständlich Pflichtkäufe sind. „The Last Dawn“ ist kurz gesagt und wie erwartet wunderschön: Sie beginnt etwas im positiven Sinne „einfach“, vielleicht beliebig, klingt nicht ganz so fett wie die letzten beiden Alben und erst Recht nicht wie die alten, sondern ist vielseitiger instrumentiert und durch ungewohnt kurze Stücke (zwei unter sieben Minuten) insgesamt abwechslungsreicher. Trotz vermehrtem Klavier- und sogar Bläsereinsatz, dafür mit weniger dramatischen Streichern sondern überwiegend fast guten Stimmung bleibt es Mono und damit ein schönes Geschenk für einen fiesen Herbst und unerträglichen Winter.

    Mit „Rays of Darkness“ kann ich wie gesagt derzeit noch nicht so viel anfangen, aber vielleicht ist die mit mehr Gitarren, Growls und Lärm auch eigentlich für den Winter gedacht. Ich werde es sehen.

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