Neues vom Schlafbaum
  • Hier die Schachtel mit der Kabarettkarte

    Kleiner Zwischenstand zu meinen Liveereignisbesuchsvorsätzen von letztens: Riverside – vergessen, ASIWYFA – zu kalt draußen, Volker Pispers – erledigt.

    Es ist mal was anderes, ihm allein ohne Beobachtung durch Fernsehkameras weit über zwei Stunden zuhören zu können. Im Fernsehen ist er nämlich offenbar ein ganzes Stück weniger garstig. Zuspätkommer anmachen und Fäkalausdrücke überstrapazieren hat er eigentlich garnicht nötig, aber wenn man selbst krank ist und durch Arzteinsätze im Publikum gestört wird, kann man vielleicht schon mal etwas gereizt reagieren.

    Ansonsten alles wie erwartet: Viele Texte sind bekannt, genauso vieles war neu, einiges war etwas unzusammenhängend, für wenige Schlussfolgerungen musste man schon wissen, welches Auge man zudrücken musste, aber im Grunde hat er mit fast allem Recht, was traurig genug ist.

    Eigentlich gäbe es nach den Aussagen also für unsere Gesellschaft genug zu tun, aber wie die anderen vielen hundert Zuschauer werde auch ich damit morgen nicht anfangen. So ist er halt, der Mensch.

    Der Mensch hat sich dann auch noch tags auf einer ganz anderen Ebene der Gesellschaft amüsiert, nämlich schon wieder im Stadion bei einem überwiegend unterhaltsamen Fußballspiel. Noch schlimmer macht das der Umstand, dass wir die Karten kostenlos bekommen haben, weil wir Kunden einer bestimmten Bank sind. Ich muss gestehen, dass sich das so schlecht garnicht anfühlte. Jetzt habe ich aber genug Hertha für diese Saison gesehen.

    Nochmal danke für Pispers-Karte und Begleitung.

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  • Misswirtschaft

    Ja, es war schlecht in der Planwirtschaft damals: In der leeren Fleischerei stand ein Sparschwein, damit sie niemand für einen leeren Käseladen hielt, man wartete auf sein Auto Jahrzehnte und man röstete Getreide, um sich Kaffee vorzumachen. Es galt, immer früh aufzustehen, um etwas kaufen zu können, von dem man erst im Laden sah, was es ist, niemand bekam Vitamine und die Welt war schwarz-weiß, außer Sonntags.

    Das ist in der Marktwirtschaft gänzlich anders: Das Modell von Angebot und Nachfrage, moderne Produktionsmethoden und die konsequente Ausbeutung von Mensch und Umwelt sorgen dafür, dass wir jederzeit überall alles haben könnten, wenn wir das Geld dafür hätten. Schlangen gibt es nur vorm Applestore und vor Pfandautomaten und im Schaufenster der Fleischerei steht kein Sparschwein, weil das längst geschlachtet wurde, da die Fleischerei jetzt eine Fleischtheke im Supermarkt ist.

    Es scheint in diesem unbegrenzten Angebot aber Ausnahmen zu geben, jedenfalls dort, wo ich einkaufe: Bei den Joghurts fehlt fast immer Pfirsich/Maracuja, bei den Bistro-Baguettes immer „Provence“, beim Frischkäse häufig der mit Kräutern, beim Billigmüsli das Schokomüsli und bei den Gummisüßigkeiten das Weingummi – die Liste ist beinahe unendlich.

    Auf meine heutige Frage nach dem Grund bekam ich vom Personal gesagt, dass die eben immer zuerst leer sein, was weniger Antwort als mehr Unterstreichung der Notwendigkeit meiner Frage war, worauf hinzuweisen ich mir gespart habe. Fehlt das eine oder andere, ist das ja auch nicht so schlimm, denn ich kann ausweichen – es ist ja nicht so, als sei der Laden leer –, oder noch besser auch mal verzichten.

    Dennoch trübt dieser Mangel das Gefühl von Freiheit und Alleserreichenkönnen, mit dem wir täglich medial konfrontiert werden und das prangere ich an.

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  • Nicht mehr wie früher

     
    Propeller

    Ach wie einfach war das Leben, als ein solcher Anblick noch Schadenfreude auslöste anstelle von Mitleid.

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  • Warme Gedanken

    Aus Sicht der grünen Energiespargurus dürfte man als Architekt an ein Haus wie das, in dem ich wohne, heutzutage garnicht mehr denken: Fenster und Türen sind aus einer Zeit, in der man erste Gehversuche im Bereich der Doppelverglasung machte und das Holz der Rahmen ist das einzige in diesem Haus, das rund um die Uhr arbeitet. Deshalb habe ich auch in diesem Jahr wieder einige Meter Antihechsuppenband um die Balkontür geklebt, damit meine imaginäre KatzeExterner Link gemütlich davor sitzen kann. Das und mein gesunder Energiegeiz sorgen dafür, dass ich auch Mitte November nur selten die Heizung an habe (dafür meist viele warme Sachen).

    Offenbar zeigt dieses Verhalten aber Wirkung, denn erstmals hatte ich heute beim Ablesen der komischen Heizverbrauchsmessröhrchen, die ebenso archaisch wirken wie die Wärmedämmung, im Wohnzimmer den gleichen Wert wie in der Küche, was nicht nur deshalb bemerkenswert ist, weil die Heizung in der Küche niemals an ist, weil kein Thermostat dran ist, sondern das Ventil vom davor stehenden Kühlschrank reingedrückt wird – es kommt bei mir auf jeden Zentimeter an.

    Ich prophezeie daher auch für dieses Jahr keine nennenswerte Heizkostenerhöhung jenseits systemisch akzeptiertem Spekulationsaufschlag. Die Farbe der Messröhrchen lässt übrigens auf weitere Senkungen im nächsten Jahr hoffen: Da die Kombination jetzt ein Jahr lang gelb-blau ist, wäre es doch gelacht, wenn ich den Ablesewert des nächsten Jahren nicht von 6 auf – sagen wir mal – 1,8 senken könnte.

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