Neues vom Schlafbaum
  • Ährengast

    Ährengast

    Ährengast

    Ich hatte schon so manch Seltsames in meinem Blumenkasten, auch wenn all die Jahre die Ringelblumen dominieren. So manches Mal weiß ich garnicht, was da so vor sich hinwächst, weil es aus einer anonymen Mischung stammt. Bei dem Problem kann mir ja möglicherweise bald Microsoft helfenExterner Link.
    Schon einmal konnte ich mir keinen Reim auf die Herkunft der Pflanze machen, dieses Jahr ist es nun wieder passiert: Aus einem sehr seltsamen Gras ist in den letzten Tagen etwas geworden, das ich ohne Computerunterstützung erkenne, nämlich Weizen. Was ich damit mache, ist mir noch nicht ganz klar. Vielleicht versuche ich wirklich ein Gramm Mehl daraus zu machen und daraus dann ein sehr kleines Brötchen oder ein ganz, ganz kleines Weizenbier.

    Vielleicht ist so ein kompletter Kasten als Weizenfeld auch eine gute Idee. Immerhin wäre es ein hübscher Sichtschutz.

  • Sollbruchstelle

    Gestern habe ich zum dritten Male den Öffnungsmechanismus der Eisfachtür meines Kühlschrankes, oder wie die deutsche Sprache es möglich macht den Kühlschrankeisfachöffnungsmechanismus mit meiner bekannt brachialischen männlichen Art zerstört. Dass ich letztlich lediglich ein Plastikteil auf vielleicht acht Quadratmillimeter zerbrochen habe, möchte mein überbordendes Testosteron… aber wo war ich?

    Das Eisfach kann weiterhin geschlossen werden, so wie auch Anfang des Jahres und schonmal 2013, aber ich muss mich jetzt wieder bei jedem Öffnen etwas zusammenreißen und das ist ein Verlust von Lebensqualität. Es ist auch ein Zeichen von überragender Lebensqualität, wenn diese durch eine defekte Eisfachtür in Mitleidenschaft gezogen wird, aber immer geht es irgendwem irgendwo schlechter und diese Tatsache sollte uns im Leben nicht leiten, aber wo war ich?

    Ich ärgere mich in diesem Falle erheblich, da ich eben erst vor ein paar Monaten für etwa 400 Ostmark (um mal künstlich den Empörungsgrad dieses Artikels hochzuhalten) eine neue Tür gekauft habe, denn selbstverständlich kann man in unserer neoliberalen Gesellschaft (Empörungsgrad…) nicht einfach nur den Griff, sondern natürlich nur die ganze Tür neu kaufen. Noch dazu wurde der Kühlschrank – wie ziemlich viele – in der Türkei hergestellt und wer weiß, ob ich in diesen Zeiten überhaupt eine neue bekomme, wenn ich nicht vorher ganz lieb dem Führer huldige, aber wo war ich dieses Mal?

    Ich sollte einfach nicht so viel Eis essen, dann muss ich auch die Tür nicht ständig aufmachen.

  • Verstanden oder infiziert

    Vor ein paar Tagen hoffte ich noch, dass ich Pokémon schnell beiseite legen würde, aber der Mensch hoffte ja auch schonmal darauf, dass er die Kraft seines Gegners aufnimmt, indem er ihn isst, dass Missernten aufhören, wenn man genug Frauen verbrennt, dass aus Geld mehr Geld werden kann, dass Polen genug sei oder dass 3000 türkische Richter tatsächlich gefährliche Menschen sind, aber wo war ich?

    Ich war draußen die letzten Tage. Das bin ich zwar immer, aber insbesondere Freitagabend war ich es, um Pokémons zu fangen. Ich habe und wurde nicht gefährdet und ich hatte unerwartet viel Spaß. Aus meiner Sicht macht das Spiel sehr viel richtig, über das sich von passionierten Spielern beklagt wird: Ich finde es nicht gut, obwohl es so einfach ist, sondern weil (wobei ich mir dennoch ein paar Weisheiten dazu in diesem Internet erlesen musste) und empfinde es als Segen, dass es im Spiel keine Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Spielern gibt. Das nämlich bedeutet, dass ich abseits des Spiels – also in dieser verrückten, richtigen Welt – mit Leuten in Kontakt komme. Und Leute sind überall: Zumindest im belebten Teil Berlins sehe ich an fast jedem im Spiel wichtigen Punkt Leute, die wegen dieses Punktes dort sind und sie sehen mich auch und insbesondere da das Spiel wenig kompetitiv ist, hat man Gemeinsamkeiten und über die spricht man gerne. Dass ich in den wenigen Tagen ähnlich viel freundlichen und interessierten Kontakt zum Menschen hatte wie in allen Clubabenden meiner Berlinkarriere wirft zunächst kein gutes Bild auf mich, danach auf den andernächsteneckeistesbestimmtbesseralshier-Hedonistenberliner an sich, wird dadurch aber weder unwahrer noch besser.

    Ich bleibe bei meiner Prognose oder Hoffnung, dass dieser Hype nicht lange anhalten wird, aber warum eigentlich nicht? Die Zeit dafür habe ich und Kontakt zu Menschen ist ja bis auf wenige Ausnahmen eine tolle Sache und wer will mir und all diesen Menschen verdenken, sich ins Jagen von Pokémons zu flüchten, während man in Teilen der echten Welt mit Hurra zurück ins Mittelalter stürmt (sorry Mittelalter, dass ich dich schon wieder belästige – ich habe keinen besseren Vergleich).

     

    Diesen Artikel konnte ich trotz des beendeten Dauerregens schreiben, weil ich mich nicht am Spiel anmelden kann.

    Etwas ähnliche Artikel: Spielt das noch wer?, Pokélkon, Der Weg ist mehr als das Ziel

  • Pokélkon

    Laut Medien hat den zivilisierten Teil der Welt eine neue Seuche gepackt, nämlich das Spielen von Pokémon Go auf dem schlauen Funktelefon. Da ich Seuchen grundsätzlich nicht abgeneigt bin – so kann ich mir beispielsweise das Leben als Zombie ganz angenehm vorstellen, wir kennen aus Filmen und dem Reichelt an der Mecklenburgischen ja nur die Außensicht auf diese Wesen -, habe ich mir das Spiel auch gleich angesehen. Ich habe mich frisch angemeldet und nicht mit meinem Google-Account, denn da weiß ich mein Passwort nicht mehr und kann es mir nicht schicken lassen, weil ich das Passwort von dem dort angegebenen Mailkonto nicht mehr weiß – man wird immer älter.

    Bisher ist das Spiel recht realistisch, denn dass direkt vor meinem Balkon ein Taubsi wohnt, habe ich schon viele frühe Morgen hören müssen.

    Die Nachbarschaft ist voll von Punkten, an denen man was findet und diese Fülle von Punkten, die sich sogar regenerieren würde bei mir in kurzer Zeit zu Wahnsinn führen, darum werde ich es mir höchstens noch ein paar Tage anschauen. Auch ist es der beste Weg, die Batterie und das Datenkontingent zu verbrauchen, aber irgendwie hat es auch was.

    Auf meinen 500 Metern durch die Nachbarschaft fielen mir drei Leute auf, die noch dazu mit dem Telefon an einem der Punkte stehenblieben. Vielleicht Spieler, vielleicht fielen mir ganz klassische Telefonzombies auch nur auf, weil ich mich selbst dabei so bescheuert gefühlt habe. Das und die Tatsache, dass ich nicht verstehe, was man jetzt mit den Viechern macht, dürften weitere Gründe sein, das Spiel schnell wieder beiseite zu legen.

    Etwas ähnliche Artikel: Spielt das noch wer?, Verstanden oder infiziert, Der Weg ist mehr als das Ziel