Neues vom Schlafbaum
  • Der Weg ist mehr als das Ziel

    Ich habe damals die erste Episode von „Life is Strange“ sehr positiv besprochen und mich seit dem zurückgehalten, die nächsten drei Folgen gespielt, war währenddessen überrascht, bestätigt, erschrocken, angetan und habe in jeder Folge an irgendeiner Stelle geheult wie ein Schlosshund (was auch immer Hunde in Schlössern so umtreibt). Das Spiel hat mich auf jeden Fall erheblich bewegt und die Episodengeschichte mit der jeweils langen Wartezeit auf den nächsten Teil tat ihr Übriges. Die Zeit zwischen den Folgen habe ich intensiv genutzt um mir selbst Gedanken über den Verlauf zu machen und ebenso im Netz die viel klügeren Gedanken anderer Spieler zu hören. Mit all diesem Wissen war der Ausgang des Spiels durchaus erwartet und nach dem Durchspielen der letzten Episode vielleicht auch etwas enttäuschend, aber man muss dieses Spiel auf sich wirken lassen.

    In der letzten Folge ist vieles enervierend, ich wollte im ersten Anlauf auch nur schnell durch und habe mir das weniger gewählte Ende ausgesucht, aber beim nächsten Mal entdeckt man nicht nur viele Seitenhiebe auf das Spiel selbst, sondern es lohnt sich, auf dem Weg zum Ende jeder einzelnen Sekunde Sprachausgabe zuzuhören, sich Gedanken dazu zu machen und beim anderen Ende nochmal viele Minuten zu überlegen, wie sehr einen fiktive Charaktere und ihr Schicksal mitnehmen können.

    Es bleibt die Gewissheit, dass der Mensch nicht in der Lage ist, ein Spiel zu machen, das jede einzelne Spielerentscheidung sinnvoll berücksichtigen kann, aber viel wichtiger ist die Gewissheit, dass der Mensch noch viel, viel mehr nicht kann:

    Wir entscheiden jeden Tag so viele Dinge und wir können im Gegenteil zur Spielfigur niemals zurück, aber wir sollten in den meisten Fällen sicher sein, dass wir die beste Entscheidung getroffen haben (die im Großen und Ganzen in der Regel trotzdem falsch war, aber wir haben es versucht und ja dennoch einigermaßen weit gebracht…)

    Zurück aus der Metaebene: Das Spiel hat über Monate eine extrem emotionale Geschichte erzählt, die mit ihrer Darstellung, der Atmosphäre, der Musik derart fesselnd war, dass man über erzählerische und technische Probleme jederzeit hinwegsehen konnte.

    Ich habe noch niemals ein solches Spiel erlebt und ich bezweifle, dass ich es nochmal werde. Für die Leute, die das Spiel nicht erleben wollen, gibt es immerhin auf Spotify den Soundtrack. Vielleicht reizt der ja.

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