Neues vom Schlafbaum
  • Es fehlt das kleine

    Ich bekam zu Weihnachten eine Spardose geschenkt und wie sich das gehört kein Sparschwein, sondern eine Spareule. Da diese jetzt nicht gerade so total klein ist, es sicherlich draußen in den Bäumen vielleicht sogar kleine Exemplare gibt, habe ich mich entschlossen, täglich das Kleingeld bis einschließlich 10 Cent zur Fütterung abzugeben – ist bald eh nichts mehr wert. Es dürften sich schon zwei bis drei Eulo angesammelt haben.

    Seitdem zahle ich bei Frau S. oder anderswo für meine bescheidenen, aber hochfrequenten Einkäufe vermehrt Beträge, die den vollen Eurowert nur um wenige Hundertstel überschreiten. Ganz ehrlich – das ist kein Zufall, denn ich war niemals ein großer Passendzahler, der minutenlang die letzten Minimünzen zusammenkratzt und das hätte mir daher früher schon auffallen müssen. Allein diese Woche passierte mir das – erst heute mit 6,05 Euro – bereits zum dritten Mal. So führt die Fütterung der Eule zwangsweise zu mehr Eulenfutter – eine Spirale, die mich in gefühlte Armut und spätestens Ende des Jahres auch wieder in die Filiale der Bundesbank führen wird, in der ich einer jungen Dame (letztes Jahr waren da nur junge Damen hinter den Schaltern) beim Eulenschlachten zusehen werde. Und dann wird gefeiert.

    Letzte Überlegung: Verfüttere ich 1 Euro-Stücke aus Griechenland, ist das dann Anstiftung zu Kannibalismus?

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  • Computer sagen heiraten

    Das Internet ist für mich in der Regel ja eher Problem als Lösung: Zuhause verschwende ich meine nutzlose Zeit damit es leerzulesen, beruflich versuche ich es irgendwie zu einem weniger schlechten Ort zu machen.

    Darum hält sich trotz meiner emotionalen Trockenzeit, nach der Geoforscher gern ein Erdzeitalter benennen würden, die Skepsis gegenüber irgendwelcher Partnerdienste wie …, oder… und…

    Trotzdem habe ich mich vermutlich mittlerweile bei allen angemeldet, irgendwelche Profile erstellen lassen, mit denen ich leidlich einverstanden bin und harre nicht nur der Dinge, sondern versuche mit meinen bescheidenen Mitteln auch hin und wieder selbst Kontakt aufzunehmen.

    Zwei Dinge stehen mir dabei massiv im Weg: Meine offenbar hohen Ansprüche und mein Geiz. Das sei erklärt:

    Mit Geiz beschreibe ich gewohnt hart meine Ablehnung der Abomodelle dieser Seiten: Auf der einen Seite wird mir erklärt, wie leicht ich mit Hilfe der Dienste jemanden finden kann, auf der anderen Seite will man mir ewig lange Abos verkaufen. Parship bietet gar ein Abo über 24 Monate an, aber in 24 Monaten würde ich gern im Kreißsaal stehen, ihr Nasen! Für ein Quartal tue ich mir das gerne mal an, aber auch das lieber ohne den Zwang, gleich einen dreistelligen Betrag ausgeben zu müssen, nur um das Bild einer 42jährigen Büroangestellten aus Großenziethen zu sehen.

    Wo wir bei meinen Ansprüchen sind (partner.de: „Ihre Suchkriterien sind zu speziell“): diese sind hoch und ich habe trotz allem keinen Grund, sie weiter zu senken, als ich es längst getan habe. Mein Anspruch ist einfach: Ich will niemanden, die schon die ganze Welt gesehen hat und den Rest auch noch sehen will, die jeden Abend tanzen geht und danach noch Freunde trifft. Ich will niemanden, die das A-Team nicht kennt, oder nur, weil sie ihren Sohn danach gefragt hat.

    Wie nach der dunklen Materie suche ich nach jemanden aus der dunklen Masse der normalen Menschen, die aus Gründen nicht in der Lage sind, eine ebenso normale Person zu finden, mit der sie ein normales Leben führen will. Mit Liebe, Zweifel, Zusammenhalt, Wut, Freude, dem Gefühl, zusammen viel mehr richtig zu machen, als allein und mit der verdammten Aufgabe, die Menschheit eine Generation weiterzubringen bis der Planet uns alle endlich abstößt.

    Noch bin ich der Meinung, dass das nicht zuviel verlangt ist und hin und wieder bringt sich jemand freiwillig ins Fadenkreuz und derzeit ist es mir auch noch egal, ob ich eine Antwort erhalte und welcher Art diese ist. Ich freue mich umso mehr über jeden Fortschritt und ohne Grund bin ich noch immer ungewohnt optimistisch. Ich gebe mich hin den eigenartigen Einstufungen, den komischen Graphen, den vorgefertigen Aussagen „unserer Psychologen“ und dieser eigentlich kalten Roboterhaftigkeit dieser Partnerseiten und ich werde mit ihnen erfolgreich sein, denn es ist meine letzte Offensive.

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  • Großes Kino

    Schon zum zweiten Mal in nur knapp über einem Monat war ich im Kino. Das ist enorm viel, aber vielleicht mache ich das auch generell mal wieder häufiger. Dieses Mal war es auch garnicht so kompliziert, denn die Frage des „wie?“ stellte sich nicht: Den Film gab es nur in 2D. Das „wo?“ habe ich dann schnell geklärt, indem ich Karten für das Event-Kino im Sony-Center gekauft habe. Zwar hätte man uns mit diesen fast nicht reingelassen, was angesichts von 4*90 Cent Gebühr eine Unverschämtheit war, aber dafür saßen wir dann in großen, bequemen Sesseln vor der größten Berliner Kinoleinwand der Welt.

    Das Kino hat uns sich, sein Klangsystem und seinen Projektor auch vor dem Film ganz lieb vorgestellt und so haben wir uns knapp drei Stunden ziemlich gut vertragen und zugeguckt, wie es uns „Django Unchained“ gezeigt hat.

    Der Film war übrigens überraschend gut, was zusätzlich überraschend war, weil wir schon davon ausgingen, dass er gut sein würde. Es gab tatsächlich weniger Brutalität als erwartet, dafür viel mehr Slapstick und eine breite Spanne von vermittelten Gefühlen mit einem verdammt guten Christoph Waltz. Wer ihn noch nicht geguckt hat, sollte es tun. Im Event-Kino möglichst nicht unter Reihe F und in anderen Kinos möglichst auf Englisch. Dann komme ich vielleicht sogar nochmal mit.

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  • Kurzurlaubszusammenfassung

    Riesenrad in Dämmerung

    Riesenrad in Dämmerung

    Zum Abschluss meines langen Winterurlaubs bin ich, wie man gesehen hat, noch einmal gereist, auch um meinen Tagesablauf mit dem eines normalen Menschen zu synchronisieren, was funktioniert hat: ich bin seit 9 Uhr wach.

    So war ich in Wien – eine Stadt, deren objektive Eigenschaften einen Besuch nahezu aufdrängen: nicht zu klein, alt und wunderschön, es wird eine ähnliche Sprache gesprochen und es gab ein kostenloses Bett. Außerdem gab es Schnitzel, verschiedenstes Bier, Kaffee und dank ausgezeichnetem Fremdenführer reichlich Motive für meinen recht neuen Fotoapparat, von denen eine Auswahl in einem neuen Album aufs Anschauen wartet.

    Auffällig waren neben den vielen Gebäuden auch die Menschen, denn die sahen in der Regel sehr ordentlich aus, im Vergleich zu Berlin sogar unfassbar ordentlich. Auch scheinen dort die Frauen nicht frieren zu können. Komisch bleibt allein die Sprache: Irgendwo zwischen Palatschinken und Krapfen ist sicherlich auch in Österreich mal Platz für eine ordentliche Semmelndebatte. Ich würde auch gern herausfinden, wie man dort auf meinen Namen reagiert, sitzt man doch grundsätzlich auf Sesseln statt auf Stühlen. Meine Lieblingsbegriffe (für Anfänger) sind: aufkapseln, übersiedeln und Stelzen.

    Wenn Reisen immer so interessant wären, würde ich sie öfter unternehmen. Auch ans Fliegen gewöhne ich mich so langsam, vielleicht tue ich das demnächst ja auch mal länger als eine Stunde am Stück. Wiener können übrigens Flughäfen bauen und zwar sogar solche, in denen man sich ganz, ganz klein fühlt (aber dafür bauen sie noch an ihrem Hauptbahnhof).

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