Neues vom Schlafbaum
  • Computer sagen heiraten

    Das Internet ist für mich in der Regel ja eher Problem als Lösung: Zuhause verschwende ich meine nutzlose Zeit damit es leerzulesen, beruflich versuche ich es irgendwie zu einem weniger schlechten Ort zu machen.

    Darum hält sich trotz meiner emotionalen Trockenzeit, nach der Geoforscher gern ein Erdzeitalter benennen würden, die Skepsis gegenüber irgendwelcher Partnerdienste wie …, oder… und…

    Trotzdem habe ich mich vermutlich mittlerweile bei allen angemeldet, irgendwelche Profile erstellen lassen, mit denen ich leidlich einverstanden bin und harre nicht nur der Dinge, sondern versuche mit meinen bescheidenen Mitteln auch hin und wieder selbst Kontakt aufzunehmen.

    Zwei Dinge stehen mir dabei massiv im Weg: Meine offenbar hohen Ansprüche und mein Geiz. Das sei erklärt:

    Mit Geiz beschreibe ich gewohnt hart meine Ablehnung der Abomodelle dieser Seiten: Auf der einen Seite wird mir erklärt, wie leicht ich mit Hilfe der Dienste jemanden finden kann, auf der anderen Seite will man mir ewig lange Abos verkaufen. Parship bietet gar ein Abo über 24 Monate an, aber in 24 Monaten würde ich gern im Kreißsaal stehen, ihr Nasen! Für ein Quartal tue ich mir das gerne mal an, aber auch das lieber ohne den Zwang, gleich einen dreistelligen Betrag ausgeben zu müssen, nur um das Bild einer 42jährigen Büroangestellten aus Großenziethen zu sehen.

    Wo wir bei meinen Ansprüchen sind (partner.de: „Ihre Suchkriterien sind zu speziell“): diese sind hoch und ich habe trotz allem keinen Grund, sie weiter zu senken, als ich es längst getan habe. Mein Anspruch ist einfach: Ich will niemanden, die schon die ganze Welt gesehen hat und den Rest auch noch sehen will, die jeden Abend tanzen geht und danach noch Freunde trifft. Ich will niemanden, die das A-Team nicht kennt, oder nur, weil sie ihren Sohn danach gefragt hat.

    Wie nach der dunklen Materie suche ich nach jemanden aus der dunklen Masse der normalen Menschen, die aus Gründen nicht in der Lage sind, eine ebenso normale Person zu finden, mit der sie ein normales Leben führen will. Mit Liebe, Zweifel, Zusammenhalt, Wut, Freude, dem Gefühl, zusammen viel mehr richtig zu machen, als allein und mit der verdammten Aufgabe, die Menschheit eine Generation weiterzubringen bis der Planet uns alle endlich abstößt.

    Noch bin ich der Meinung, dass das nicht zuviel verlangt ist und hin und wieder bringt sich jemand freiwillig ins Fadenkreuz und derzeit ist es mir auch noch egal, ob ich eine Antwort erhalte und welcher Art diese ist. Ich freue mich umso mehr über jeden Fortschritt und ohne Grund bin ich noch immer ungewohnt optimistisch. Ich gebe mich hin den eigenartigen Einstufungen, den komischen Graphen, den vorgefertigen Aussagen „unserer Psychologen“ und dieser eigentlich kalten Roboterhaftigkeit dieser Partnerseiten und ich werde mit ihnen erfolgreich sein, denn es ist meine letzte Offensive.

    Etwas ähnliche Artikel: Einwanderungsbremse, Abseits der Moderne, Besuch aus der Heimat

  • Kommentare geschlossen