Ich habe bestimmt schon geschrieben, wie leid mir Apple tut. Gezwungen zu sein, jedes Jahr ein neues iPhone mit ultimativ innovativen Superfunktionen zu liefern, ist wahrhaftig keine Voraussetzung für ein Leben in Harmonie und Besinnung. Und es geht ihnen ja auf anderen Gebieten nicht anders: Das vollkommene iBook konnte noch ein einziges Mal durch das vollkommenste MacBook Air (abgesehen vom Namen) ersetzt werden, aber sowohl beim iMac als auch beim Mac Pro gibt es einfach keine Luft mehr für Entwicklungen, die nicht zu Recht von der Allgemeinheit zerrissen werden. Die Menschen, die also jedes Jahr etwas komplett neues erwarten, werden fast zwangsläufig enttäuscht sein. Dabei geht es doch auch anders: Ich kenne zwei Frauen, die weigern sich seit Jahren, etwas neues auszuprobieren, dabei ist das doch sogar offensichtlich besser.
Aber zurück zum iPhone, bei dem die Neuerung diese Tage planmäßig an der Reihe war. Das ist dieses Mal länger und müsste damit doch die breite Masse der Menschen, die denken, es käme auf die Länge an, massiv ansprechen. Ich lese aber überall nur Gemecker. Gemecker, dass es nichts entscheidend Neues gibt, dafür aber erschreckend viel Negatives: Den gestiegenen Preis, einen Anschluss, der die Menschheit zwingt, für absurde Beträge neues Zubehör zu kaufen, die zweithässlichste Gehäuserückseite nach dem ursprünglichen iPhone und die Notwendigkeit, schon wieder bei seinem Mobilfunkladen des Vertrauens um eine noch kleinere SIM-Karte zu betteln.
Ich gebe zu, dass ich dennoch heute früh kurz überlegt habe, ob ich mir auch eines kaufe, aber da lag die Lieferzeit schon bei zwei Wochen und da ist das Gerät natürlich schon wieder veraltet. Der Andrang scheint demnach also doch ganz erheblich zu sein und ich will nicht wissen, wieviele der Meckerer schon um kurz nach neun zwei Geräte bestellt haben, weil die ja so schlecht sind und Apple uns alle nur ausnimmt. So warte ich dagegen auf nächstes Jahr, wenn das 5S herauskommt, denn ich bin ja ein S-Typ. Die über 300 Euro, die mir der iPhonehype an Aktiengewinn geschenkt hat, gebe ich dann lieber für etwas anderes aus. Zum Beispiel in fünf Jahren für eine Scheibe Brot, denn es gab am Mittwoch auf Spiegel Online ja nicht nur den Ticker zur Vorstellung des iPhones, sondern auch einen zu einem unbedeutenden Urteil des Verfassungsgerichtes, aber das ist ja egal.
Die neue Betriebssystemversion macht übrigens Spaß. Zumindest die Panoramafunktion, wenn die Sonne in Strömen scheint, die Kartenfunktion, wenn man in Mitte wohnt (3D-Gebäude) und Siri, wenn man einen Verein in der 1. Bundesliga unterstützt. Es wird in den nächsten Monaten sehr schwierig, alle drei Voraussetzungen zu erfüllen, vor allem für mich, denn ich wohne laut Kartenmaterial von Apple in Schöneiche. Immerhin wohne ich nicht mehr in meiner Heimat, denn die ist laut Apple schwarz-weiß: ein gigantischer Rückschritt.