Neues vom Schlafbaum
  • Turmbau

    Orthanc

    Orthanc

    Nachdem mir vor fast fünf Jahren mein komplettes Star-Wars Lego geklaut wurde, weil ich meinte, ich sei zu alt, sowas in meinem Zimmer stehen zu haben und im Keller sei es besser aufgehoben, habe ich viele weitere Momente damit verbracht, mein Zimmer erwachsener werden zu lassen. Allein im Laufe des vergangenen Jahres tat ich das mit mit Regalen und Schränken, Bildern, Blumen und Designrechnern.

    Im Moment aber ist die Zeit, Dinge kaputtzumachen und die Seriosität meiner Wohnung zerstörte ich am Wochenende mit neuem Lego. Nachdem mein Urlaub so teuer garnicht war und ich während diesem im Lego-Shop Kopenhagen den Turm von OrthancExterner Link (meines bescheidenen Mittelerdewissens nach müsste er eigentlich entweder Orthanc oder Turm von Isengart heißen, aber ich will mal nicht so sein) gesehen habe, war mir klar, dass es nicht lange dauert, bis ich mir den kaufe. Andere Leute in meinem Alter kaufen sich auch so teure Kästen…

    Da wir in Berlin einen quasi identischen Laden haben, musste ich da dann gleich Samstag hin und die Kreditkarte bemühen. Der Kasten ist gigantisch und voller Tüten voller Steine, mit drei Anleitungen und allem möglichen Krams drin.

    Kommen wir zum Spielspaß: Ich habe im Laufe des Samstags zehn Stunden, davon drei in der Sonne auf der Dachterasse, damit verbracht, den Turm zu bauen und am Sonntag nochmal etwa drei, nachdem ich bei Ansicht des Modells und der übrig gebliebenen Teile gemerkt habe, dass es keine gute Idee war, beim Aufbau am Vorabend Bier zu trinken. Somit liegt der Kasten vom Preis pro Stunde Spaß nicht höher als ein Kinobesuch und je nach Film ist die Freude durchaus größer. Es ist schön zu sehen, wieviele Gedanken sich die Konstrukteure gemacht haben und auf dem Weg zur Spitze kommen immer mehr Details dazu. Man könnte mit der offenen Rückseite, den einzelnen Räumen, vielen Gegenständen und Figuren sicherlich auch spielen, aber das tue ich natürlich nicht. Ich erfreue mich lediglich an einem sehr großen, sehr schwarzen Ding, das nun in meinem Zimmer steht. Wer hat schon was gegen sehr große, sehr schwarze Dinge?

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  • Urlaubsbericht (statt Karte)

    Mein treues Ross

    Mein treues Ross

    Nachdem ich nach meiner Rückkehr nun erstmal genug gemeckert habe, komme ich zum schönen Teil meines Urlaubs: Dem Urlaub.

    Was wie immer war: fünf Nächte in Dänemark, knapp über 500 Kilometer Fahrt, eine Route relativ nahe am offiziellen Radweg, eigene Verpflegung und selbstverständlich, weil zwangsläufig, keine Begleitung.

    Was neu war: Zelten statt Jugendherberge, das Gepäck und das Wetter.

    Weil ich den Urlaub ja irgendwie von den bisherigen unterscheiden musste und es in Kopenhagen weder Festival, noch Besuch, noch Länderspiel anstand, habe ich mir überlegt, mal zu zelten. Das führte mich des Nachts an andere Orte als üblich und gab mir eine gewisse Flexibilität. Ich hatte eigentlich Angst, dass mein Rücken es nicht mitmacht, den halben Tag zu fahren und den anderen auf einer Matratze zu liegen, aber es ging super und die Atmosphäre des Zeltens machte den Urlaub noch etwas urlaubsartiger. Mit Übung ist das Ankommen und Abreisen auch nicht viel komplizierter als in einem Haus und vor allem ist es ein ganzes Stück billiger, wobei das ersparte Geld gleich in die Ausrüstung floss, denn aufgrund des vermehrten Gepäcks musste ich zu einem Mittel greifen, dass ich bisher nur als Accessoire besonders spießiger oder treuloser Zeitgenossen kannte: der Fahrradtasche. Meine Güte, sind diese Dinger praktisch und sie hatten auf der Rückfahrt noch Platz für 4,5 Liter Faxe Kondi (ohne Regenkleidung wären es 6 gewesen).

    Das Wetter war wie schon angedeutet fantastisch, fürs Radfahren und meine helle Haut eigentlich schon zu gut, dennoch habe ich es fast jeden Moment genossen und sehe derzeit aus wie nach zwei Wochen Malle, nur deutlich gesünder. Das Wetter und die ungewohnt frühe Zeit im Jahr sorgten außerdem dafür, dass es in dem Land mal angenehm voll war: Die Straßen waren abends bevölkert, es gab hier und da kleine Festivitäten und ich kam nicht umhin, hin und wieder kurz Kontakt zu anderen Menschen zu haben, weil einfach so viele da waren. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu dem verlassenen Land Ende August.

    Kopenhagen beeindruckte wie immer durch seine Kopenhagenhaftigkeit. Sicher gibt es auch hässliche Ecken und im Norden der Stadt findet man mit Pech sogar hässliche Menschen, aber insgesamt ist die Stadt derartig entspannt und positiv, wie es Berlin niemals sein könnte. Auch in Kopenhagen wird gesoffen und gefeiert, auch dort gibt es unzählige Touristen, auch dort wird abends auf der Vasbygåde der übermotorisierte, geleaste Schwanzersatz ausgefahren, aber trotzdem ist die Stimmung insgesamt deutlich besser, was aber vielleicht auch einfach an der Tatsache liegt, dass bestimmte Kulturkreise dort deutlich weniger vertreten sind, als in Berlin. Und es mag am Wetter gelegen haben, aber die Frauen sahen einfach unglaublich aus, aber das war in anderen Jahren bei anderem Wetter auch nicht anders. Ich kann es schlecht beschreiben, aber es wirkt, als habe man dort eine andere Einstellung zu sich selbst und ich habe bei dieser Einschätzung die Tatsache, dass ich fremd und im Urlaub war so gut es ging berücksichtigt.

    Was nicht so gut war: Zelten auf dem Dorf fördert Mückenstiche und eine kleine Flasche Autan kostet da oben 15 Euro, hilft aber immerhin. Und der Wind – ich hasse Wind, der immer von vorne kommt. Auf dem Weg auf Møns musste ich ihn einmal wütend anschreien, aber mein Schrei wehte einfach davon…

    Viele Bilder gibt es wie immer in einem eigens dafür eingerichteten Album.

    Ich fürchte, das wird das letzte Mal gewesen sein, dass ich diese Tour gemacht habe, denn wenn es am schönsten ist, soll man ja aufhören.

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  • Unterschiede

    Kopenhagener werden

    Kopenhagener werden

    Es mag noch der Urlaubskoller sein, aber wenn man aus Kopenhagen kommt, fällt es einem schwer zu ignorieren, was Berlin für ein von rücksichtslosen Arschlöchern bevölkertes, zum Bersten mit Autos vollgestopftes, vermülltes und zugekacktes Drecksloch ist.

    Ich schlage vor, jedem Berliner zwangsweise eine Woche (Kreuzbergern und Friedrichshainern zwei, Neuköllnern einen Monat) Kopenhagen zu verordnen, um ihn ein wenig beim Menschwerden zu unterstützen.

    Man kann feiern, ohne die Gegend zu ruinieren, man kann sich fortbewegen, ohne allen im Wege zu sein, man kann andere und sich pfleglich behandeln und sich an Regeln halten ohne uncool zu sein und man kann einfach mal freundlich lächeln, ohne dass das von anderen als Schwäche interpretiert wird.

    Das alles geht – ich habe es gesehen – und es bedeutet genau die Lebensqualität, von der auf den Plakaten, die in der Stadt für Zuzug nach Kopenhagen werben, die Rede ist.

    Ich bin guter Hoffnung, dass die meisten hier in ein- bis zweihundert Jahren auf dem Niveau von dort oben angekommen sind, aber da ich das nicht mehr erleben werde, habe ich die Internetadresse auf dem Plakat schonmal abgespeichert.

    Ich bin mir allerdings sicher, dass die mich als Durchschnittsarbeiter aus einem zugekackten Drecksloch nicht haben wollen. Die nehmen nämlich nicht jeden – übrigens ein ausgezeichnetes Mittel zur Erhaltung der Lebensqualität.

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  • Kopenhagener Kurznachrichten

    Es wird viel gebaut, es gibt viel zu sehen, die Sonne brennt unerbittlich und die schäbigste Kopenhagenerin würde in Kreuzberg noch als Modepüppchen verlacht.

    Ich versuche derweil die Frage zu beantworten, warum leere Bierdosen in Fahrradtaschen immer mit der Öffnung nach unten enden, denn In der Heimat wird mir dazu das Material fehlen.

    Mehr dazu in Kürze und bebildert (zur Reise, nicht zum Dosenexperiment).