Neues vom Schlafbaum
  • Jahressommerkurztrip

    Schattenkunst

    Schattenkunst

    Während ich das hier schreibe, Knallt es draußen gewaltig (und sorgte für die Unterbrechung des Helene-Fischer-Konzerts – da sage noch jemand, Thor hätte keinen Geschmack) und da gleiches für diese Nacht auch in Kopenhagen angesagt war und es letzte Nacht schon etwas regnete, entschloss ich mich, meinen diesjährigen, komplett spontan und untrainiert angetretenen, üblichen Sommerurlaub zu verkürzen.

    Es fehlte mir dieses Jahr offenbar etwas die Vorfreude, denn das Radfahren war an allen Tagen eher ein notwendiges Übel für das Erreichen des nächsten Strands und vielleicht war es insgesamt vielleicht drei, vier Grad zu warm, wobei ich mich selbstverständlich nicht darüber beschweren werde, dass pünktlich zu meinem Sommerurlaub der Sommer tatsächlich ein solcher geworden ist.

    Eigentlich war es schön: Es gab neue Orte (die aber genauso waren, wie die anderen), es gab vielerorts Bühnen mit Musik und Krams (wobei ich mit Dänischen Bauchrednern wenig anfangen konnte) und ich bekomme langsam wirklich Lust, auch mal ein paar Tage länger am selben Strand zu liegen und einfach nur zu lesen, zu spazieren oder vielleicht was mit anderen Menschen… Nein – das wäre absurd. Außerdem hasse ich dieses Geklebe von Sonnencreme und dieses Jahr besonders die stechenden Insekten.

    Mein Fernweh ist erstmal wieder beruhigt, meine Haut braun und die zweite Woche tue ich mich jetzt an Faxe Kondi und Carlsberg aus Dosen ohne Pfand gütlich. Das ist auch Urlaub und der hat den Vorteil, dass ich nicht beim Schlafengehen erbärmlich friere, beim Aufwachen wenige Stunden später brutal schwitze und bei Regen nochmal rausmuss um Strippen festzuziehen.

    Etwas ähnliche Artikel: In Westen nichts Schlaues, Tod und Zerstörung II, Mehrverkehr

  • Urlaubsbericht (statt Karte)

    Mein treues Ross

    Mein treues Ross

    Nachdem ich nach meiner Rückkehr nun erstmal genug gemeckert habe, komme ich zum schönen Teil meines Urlaubs: Dem Urlaub.

    Was wie immer war: fünf Nächte in Dänemark, knapp über 500 Kilometer Fahrt, eine Route relativ nahe am offiziellen Radweg, eigene Verpflegung und selbstverständlich, weil zwangsläufig, keine Begleitung.

    Was neu war: Zelten statt Jugendherberge, das Gepäck und das Wetter.

    Weil ich den Urlaub ja irgendwie von den bisherigen unterscheiden musste und es in Kopenhagen weder Festival, noch Besuch, noch Länderspiel anstand, habe ich mir überlegt, mal zu zelten. Das führte mich des Nachts an andere Orte als üblich und gab mir eine gewisse Flexibilität. Ich hatte eigentlich Angst, dass mein Rücken es nicht mitmacht, den halben Tag zu fahren und den anderen auf einer Matratze zu liegen, aber es ging super und die Atmosphäre des Zeltens machte den Urlaub noch etwas urlaubsartiger. Mit Übung ist das Ankommen und Abreisen auch nicht viel komplizierter als in einem Haus und vor allem ist es ein ganzes Stück billiger, wobei das ersparte Geld gleich in die Ausrüstung floss, denn aufgrund des vermehrten Gepäcks musste ich zu einem Mittel greifen, dass ich bisher nur als Accessoire besonders spießiger oder treuloser Zeitgenossen kannte: der Fahrradtasche. Meine Güte, sind diese Dinger praktisch und sie hatten auf der Rückfahrt noch Platz für 4,5 Liter Faxe Kondi (ohne Regenkleidung wären es 6 gewesen).

    Das Wetter war wie schon angedeutet fantastisch, fürs Radfahren und meine helle Haut eigentlich schon zu gut, dennoch habe ich es fast jeden Moment genossen und sehe derzeit aus wie nach zwei Wochen Malle, nur deutlich gesünder. Das Wetter und die ungewohnt frühe Zeit im Jahr sorgten außerdem dafür, dass es in dem Land mal angenehm voll war: Die Straßen waren abends bevölkert, es gab hier und da kleine Festivitäten und ich kam nicht umhin, hin und wieder kurz Kontakt zu anderen Menschen zu haben, weil einfach so viele da waren. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu dem verlassenen Land Ende August.

    Kopenhagen beeindruckte wie immer durch seine Kopenhagenhaftigkeit. Sicher gibt es auch hässliche Ecken und im Norden der Stadt findet man mit Pech sogar hässliche Menschen, aber insgesamt ist die Stadt derartig entspannt und positiv, wie es Berlin niemals sein könnte. Auch in Kopenhagen wird gesoffen und gefeiert, auch dort gibt es unzählige Touristen, auch dort wird abends auf der Vasbygåde der übermotorisierte, geleaste Schwanzersatz ausgefahren, aber trotzdem ist die Stimmung insgesamt deutlich besser, was aber vielleicht auch einfach an der Tatsache liegt, dass bestimmte Kulturkreise dort deutlich weniger vertreten sind, als in Berlin. Und es mag am Wetter gelegen haben, aber die Frauen sahen einfach unglaublich aus, aber das war in anderen Jahren bei anderem Wetter auch nicht anders. Ich kann es schlecht beschreiben, aber es wirkt, als habe man dort eine andere Einstellung zu sich selbst und ich habe bei dieser Einschätzung die Tatsache, dass ich fremd und im Urlaub war so gut es ging berücksichtigt.

    Was nicht so gut war: Zelten auf dem Dorf fördert Mückenstiche und eine kleine Flasche Autan kostet da oben 15 Euro, hilft aber immerhin. Und der Wind – ich hasse Wind, der immer von vorne kommt. Auf dem Weg auf Møns musste ich ihn einmal wütend anschreien, aber mein Schrei wehte einfach davon…

    Viele Bilder gibt es wie immer in einem eigens dafür eingerichteten Album.

    Ich fürchte, das wird das letzte Mal gewesen sein, dass ich diese Tour gemacht habe, denn wenn es am schönsten ist, soll man ja aufhören.

    Etwas ähnliche Artikel: In Westen nichts Schlaues, Tod und Zerstörung II, Redundanz

  • Unterschiede

    Kopenhagener werden

    Kopenhagener werden

    Es mag noch der Urlaubskoller sein, aber wenn man aus Kopenhagen kommt, fällt es einem schwer zu ignorieren, was Berlin für ein von rücksichtslosen Arschlöchern bevölkertes, zum Bersten mit Autos vollgestopftes, vermülltes und zugekacktes Drecksloch ist.

    Ich schlage vor, jedem Berliner zwangsweise eine Woche (Kreuzbergern und Friedrichshainern zwei, Neuköllnern einen Monat) Kopenhagen zu verordnen, um ihn ein wenig beim Menschwerden zu unterstützen.

    Man kann feiern, ohne die Gegend zu ruinieren, man kann sich fortbewegen, ohne allen im Wege zu sein, man kann andere und sich pfleglich behandeln und sich an Regeln halten ohne uncool zu sein und man kann einfach mal freundlich lächeln, ohne dass das von anderen als Schwäche interpretiert wird.

    Das alles geht – ich habe es gesehen – und es bedeutet genau die Lebensqualität, von der auf den Plakaten, die in der Stadt für Zuzug nach Kopenhagen werben, die Rede ist.

    Ich bin guter Hoffnung, dass die meisten hier in ein- bis zweihundert Jahren auf dem Niveau von dort oben angekommen sind, aber da ich das nicht mehr erleben werde, habe ich die Internetadresse auf dem Plakat schonmal abgespeichert.

    Ich bin mir allerdings sicher, dass die mich als Durchschnittsarbeiter aus einem zugekackten Drecksloch nicht haben wollen. Die nehmen nämlich nicht jeden – übrigens ein ausgezeichnetes Mittel zur Erhaltung der Lebensqualität.

    Etwas ähnliche Artikel: Gestorben an sich selbst, Redundanz, Zur Menschenwürde

  • Urlaubsgrüße (jetzt mit Bildern)

    Beweisfoto Hundige

    Beweisfoto Hundige

    Anbei das übliche Beweisfoto, das es auch schon die letzten vier Urlaube gab.

    Nach der längsten Tour (530 590 Kilometer in 7 Tagen) bin ich nun zurück und werte alles in Ruhe aus. Es war teuer, es ist viel kaputt gegangen, ich habe keine Leute kennengelernt aber mit ungewöhnlich vielen gesprochen, es war wirklich entspannend und vollkommen in Ordnung, der einzige einzelne Radfahrer in ganz Dänemark zu sein.

    Wie immer steht in Frage, ob ich das ganze nochmal mache. Länger als dieses Jahr darf es auf keinen Fall werden – irgendwann ist man Weizenfelder auch satt und das Wetter kann nie wieder so gut werden, wie es dieses Jahr war.
    Das neue Bilderalbum zu diesem Urlaub ist das bisher größte Einzelalbum – nehme man sich also etwas Zeit, falls Lust existiert. Ich habe den Spagat zwischen Interessantheit und Artistik geschafft, allerdings auf Kosten enorm uninspirierter Bildüberschriften. Man kann nicht alles haben.

    Etwas ähnliche Artikel: In Westen nichts Schlaues, Tod und Zerstörung II, Redundanz