Neues vom Schlafbaum
  • Urlaubsbericht (statt Karte)

    Mein treues Ross

    Mein treues Ross

    Nachdem ich nach meiner Rückkehr nun erstmal genug gemeckert habe, komme ich zum schönen Teil meines Urlaubs: Dem Urlaub.

    Was wie immer war: fünf Nächte in Dänemark, knapp über 500 Kilometer Fahrt, eine Route relativ nahe am offiziellen Radweg, eigene Verpflegung und selbstverständlich, weil zwangsläufig, keine Begleitung.

    Was neu war: Zelten statt Jugendherberge, das Gepäck und das Wetter.

    Weil ich den Urlaub ja irgendwie von den bisherigen unterscheiden musste und es in Kopenhagen weder Festival, noch Besuch, noch Länderspiel anstand, habe ich mir überlegt, mal zu zelten. Das führte mich des Nachts an andere Orte als üblich und gab mir eine gewisse Flexibilität. Ich hatte eigentlich Angst, dass mein Rücken es nicht mitmacht, den halben Tag zu fahren und den anderen auf einer Matratze zu liegen, aber es ging super und die Atmosphäre des Zeltens machte den Urlaub noch etwas urlaubsartiger. Mit Übung ist das Ankommen und Abreisen auch nicht viel komplizierter als in einem Haus und vor allem ist es ein ganzes Stück billiger, wobei das ersparte Geld gleich in die Ausrüstung floss, denn aufgrund des vermehrten Gepäcks musste ich zu einem Mittel greifen, dass ich bisher nur als Accessoire besonders spießiger oder treuloser Zeitgenossen kannte: der Fahrradtasche. Meine Güte, sind diese Dinger praktisch und sie hatten auf der Rückfahrt noch Platz für 4,5 Liter Faxe Kondi (ohne Regenkleidung wären es 6 gewesen).

    Das Wetter war wie schon angedeutet fantastisch, fürs Radfahren und meine helle Haut eigentlich schon zu gut, dennoch habe ich es fast jeden Moment genossen und sehe derzeit aus wie nach zwei Wochen Malle, nur deutlich gesünder. Das Wetter und die ungewohnt frühe Zeit im Jahr sorgten außerdem dafür, dass es in dem Land mal angenehm voll war: Die Straßen waren abends bevölkert, es gab hier und da kleine Festivitäten und ich kam nicht umhin, hin und wieder kurz Kontakt zu anderen Menschen zu haben, weil einfach so viele da waren. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu dem verlassenen Land Ende August.

    Kopenhagen beeindruckte wie immer durch seine Kopenhagenhaftigkeit. Sicher gibt es auch hässliche Ecken und im Norden der Stadt findet man mit Pech sogar hässliche Menschen, aber insgesamt ist die Stadt derartig entspannt und positiv, wie es Berlin niemals sein könnte. Auch in Kopenhagen wird gesoffen und gefeiert, auch dort gibt es unzählige Touristen, auch dort wird abends auf der Vasbygåde der übermotorisierte, geleaste Schwanzersatz ausgefahren, aber trotzdem ist die Stimmung insgesamt deutlich besser, was aber vielleicht auch einfach an der Tatsache liegt, dass bestimmte Kulturkreise dort deutlich weniger vertreten sind, als in Berlin. Und es mag am Wetter gelegen haben, aber die Frauen sahen einfach unglaublich aus, aber das war in anderen Jahren bei anderem Wetter auch nicht anders. Ich kann es schlecht beschreiben, aber es wirkt, als habe man dort eine andere Einstellung zu sich selbst und ich habe bei dieser Einschätzung die Tatsache, dass ich fremd und im Urlaub war so gut es ging berücksichtigt.

    Was nicht so gut war: Zelten auf dem Dorf fördert Mückenstiche und eine kleine Flasche Autan kostet da oben 15 Euro, hilft aber immerhin. Und der Wind – ich hasse Wind, der immer von vorne kommt. Auf dem Weg auf Møns musste ich ihn einmal wütend anschreien, aber mein Schrei wehte einfach davon…

    Viele Bilder gibt es wie immer in einem eigens dafür eingerichteten Album.

    Ich fürchte, das wird das letzte Mal gewesen sein, dass ich diese Tour gemacht habe, denn wenn es am schönsten ist, soll man ja aufhören.

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