Freie Sicht
Nun ist es auch um den letzten Baum am umstrittenen Grundstück in der Nachbarschaft geschehen. Laut Zeitungsartikel kamen frühs 70 Pilozisten, um einen von Zivikollegen gemeldeten Wachübergang auszunutzen, die Baumwache und das dazugehörige Camp zu räumen. Wenn es um Privatinteressen geht, ist die Polizei also ganz schön pfiffig.
Die Fällung muss dann zügig geschehen sein, denn abends lag nur noch die zerhackte Baumleiche auf dem Grundstück und damit ist Platz für die massive Bebauung. Die Fällung der ersten Bäume war offenbar auch nicht so plötzlich und zufällig, wie man hier und da hörte, denn das Amt teilt den Vorgang im Nachhinein als durchaus geplant mit.
Im Forum des Tagesspiegel ließen sich in erster Linie treue Staatsbürger darüber aus, wer den Schaden zahlt, den die Verzögerung verursacht hat, die durch die Baumbesetzungen hervorgerufen wurde. Auch ich finde die Aktion grundsätzlich albern, weil wie schon geschrieben der Verlierer von Vornherein feststand. Was es da zu zahlen gibt, kann ich aber nicht nachvollziehen. Ich würde lieber wissen, wer die 70 Pozilisten bezahlt, die hier einen Vormittag lang dafür gesorgt haben, dass Privateigentum vergoldet werden kann. Die bekommen bestimmt einen Anteil – das wäre doch nur fair.
Die Anwohner sollten nun den Winter mit freiem Ausblick in die Ferne genießen, bevor nächstes Jahr ein steriler Block vor ihrer Nase steht, in dem Menschen für teures Geld direkt an einer S-Bahn, einer klappernden Autobrücke und einem Rückzugsort für Drogensüchtige wohnen dürfen – ach, wie wird das schön. Nächstes Jahr widmen wir uns dann gemeinsam der Ursache für mein Interesse an der ganzen Sache, nämlich der Bebauung an der S-Bahntrasse.
Dafür nochmal die zusammengefassten Lektionen: Das Geld hat immer Recht, die Politik bescheißt und zur Not verübt man Gewalt.