Neues vom Schlafbaum
  • Zweite Chancen

    2. Chance

    2. Chance

    Durch dieses Blog lerne ich auch über mich selbst, beispielsweise über meine Prioritäten.

    Ganz unten auf der Liste stehen Dinge, die ich nicht tue, weil ich sie eh versauen würde (flirten, in einer Band spielen, die Welt retten). Darüber stehen Veränderungen, die nicht unbedingt nötig sind, weil es so wie es ist auch noch irgendwie geht (Haare schneiden, Fensterscheibe reparieren, Eisfachtür austauschen). An letzteres dachte ich zuletzt hier schriftlich niedergelegt im April und das war nicht der Zeitpunkt, an dem der Schaden entstanden ist.

    Heute, nach vier Monaten konnte ich die neue Tür einbauen. Das bemerkenswerte daran ist nicht, dass ich es endlich geschafft habe, eine ohne Paypal zu bestellen, oder dass es überhaupt für solche Billiggeräte einzelne Teile als Ersatz zu kaufen gibt, auch nicht, dass das Paket, in dem die Tür geliefert wurde, groß genug war, um den ganzen Kühlschrank aufzunehmen, sondern mal wieder die Lieferung durch die DHL.

    Offenbar hat der Liefermokel noch nicht den Dreh raus, einfach alles direkt zum Zeitungsinder zu legen, oder er hat einfach seine Tour nicht geschafft und das Paket deshalb drei Tage durch Berlin gefahren. Bemerkenswert ist aber die Sendungsverfolgung. Ich sollte vielleicht auch bei der Post arbeiten, wenn ich da soviele zweite Chancen bekomme. Dann könnte ich vielleicht sogar die Dinge ganz unten auf meiner Prioritätenliste angehen.

    Ähnliche Artikel: Amazon und die Post, Die Post, Wir möchten mit Ihnen nichts zu tun haben!

  • Inkonsequenz

    Falls meine Tochter zu mir kommt, weil sie etwas will und ich erlaube es ihr, nachdem meine gute Frau es ihr vorher verboten hat, wird sie verwirrt sein. Passiert dieses häufiger und dazu möglicherweise umgekehrt, wird sie ob der erfahrenen Willkür irgendwann durchdrehen, Koks ziehen und auf den Strich gehen. Ein Glück wurde bereits beschlossen, es zu alldem niemals kommen zu lassen.

    Ich ziehe dieses für mich allerdings mittlerweile als Reaktion auf das perfektioniert willkürliche Verhalten der hiesigen Paketpost in Betracht, die ich einmal mehr schildern möchte:

    Pakete an meine Adresse werden nach Mondstand entweder bei einem Nachbarn, dem Zeitungsladen in der Straße, dem Postamt in der Hauptstraße oder neuerdings bei einer Postfiliale in einem anderen Zustellbezirk abgegeben und das unabhängig davon, ob ich zuhause war oder nicht. Pakete an die Poststation landen entweder tatsächlich dort, in einer völlig anderen Poststation irgendwo im Bezirk, oder in oben genannten Postamt, wo ich sie aber durchaus schon vor der genannten Zeit problemlos abholen kann.

    Die neu hinzugekommene Filiale kann ich mir noch dadurch erklären, dass ich als Paketbote auch gerne täglich die absurd hübsche Frau hinter dem Tresen sehen würde. Die Packstationprobleme haben hin und wieder mit der Größe der Lieferung zu tun, aber insgesamt verstehe ich das Verhalten der Paketboten einfach nicht und es gibt auch niemanden, der es mir annähernd erklären kann.

    Nachdem ich diesen Monat viele Pakete an unterschiedlichste Orte erhielt, schütte ich mir ein letztes Mal an dieser Stelle das Herz aus, bevor ich oben genannten Plan umsetze. Dann wäre ich wenigstens auch mal gut drauf und hätte Verkehr.

    Ähnliche Artikel: Wir brauchen Wechsel (I), Woran man erkennt…, Erwischt

  • Henne oder Ei

    Henne oder Ei, Einsamkeit oder schlechter Charakter – andermal. Hier geht es um Packstation oder Brief.

    Ich habe seit einiger Zeit wieder einen DVD-Player und das trotz der Schwierigkeit, dem iMac beizubringen, sein einst gegen eine SSD ersetztes und ausgebautes DVD-Laufwerk trotzdem als DVD-Player zu akzeptieren, obwohl es jetzt extern ist – Bilder überall, das ist garnicht meine Absicht, das Problem gibt es wirklichExterner Link. Jetzt, da ich wieder DVDs schauen kann, muss ich das auch tun und habe mir daher die ersten beiden Staffeln von Mord mit AussichtExterner Link bestellt, welches nicht nur dank Caroline Peters die gelungenste Serie im Öffentlichrechtlichenfernsehen ist, die ich kenne. Die kann ich wirklich nur empfehlen, denn ihre Langsamkeit lässt viel Raum für Wortwitz, stimmige Szenen, Figuren- und Beziehungsaufbau und diverse Kleinigkeiten, die ich in einer deutschen Serie nie vermutet hätte (einfaches Beispiel die Bobmarleysierung des Spannungsmusikthemas in der Folge mit der kiffenden Oma – noch einfacher das verlässliche Auftreten von Eulen). Dafür verzeiht man auch komisch kommende und gehende Kinder.

    Den eigentlichen Grund für diesen Beitrag aber gab mir heute die Frau hinter dem Postbankschalter, an dem auch Pakete und Briefe angenommen werden, denn bei ihr musste ich das an die Packstation adressierte Paket von Amazon aus der Filiale abholen. Sie sagte mir, dass doch jeder weiß, dass Briefe nicht in die Packstation gehören. „Das weiß ich,“ antwortete ich und verschwieg den Nebensatz „so wie die anderen willkürlich ausgesuchten Dinge, die dort nicht hineingehören, wie Pakete die ticken, Pakete die rosa eingepackt sind, solche die länger sind als 80 Zentimeter und solche, die dem Postboten zu schwer sind.“ Ich beschrieb, dass das eigentliche Problem ist, dass ich bei Angabe der Adresse noch nicht weiß, ob Amazon das Ding als Brief verschickt. Als sie meinte, Amazon kenne halt nicht meine Postadresse, sagte ich nicht, dass aber jemand anderer meine Postadresse wüsste und der befände sich sogar direkt in dem Wort „Postadresse“.

    Aber da ist natürlich nichts zu machen: Die Post muss sparen, also lässt man eben den Kunden die Arbeit machen. Mein Vorschlag (der mich direkt in den Vorstand von McKinsey bringen würde) wäre, die Post böte ein Angebot an, bei dem der Versender das Paket in seiner Filiale abgibt und für nur einen Euro schreibt die Post dem Empfänger, dass er das Paket in eben dieser Startfiliale abholen kann. Das ist billiger für den Kunden und die Post spart sich das lästige Rumfahren.

    Eine andere Möglichkeit wäre, dass Amazon selbst vor der Adresswahl angibt, wie sie die Ware zu versenden gedenken und den Kunden dann das Ziel wählen lassen, aber das wäre Kapitulation vor dem Status Quo.

    Und die brauche ich in anderen Situationen dringender.

    Etwas ähnliche Artikel: Zweite Chancen, Inkonsequenz, Nachrichten aus dem letzten Jahrtausend

  • Nachrichten aus dem letzten Jahrtausend

    Zunächst die gute Nachricht für alle, die sich um mich und meine Erscheinung sorgen: Die mehrjährige Suche nach einer neuen Winterjacke nahm Anfang Februar ein gutes Ende und das geschah so:

    Nachdem ich einige Jahre in Folge in der echten Welt nicht fündig wurde, habe ich es seit Ende Januar (wie schon angeschnitten) im Internet versucht und schon beim zweiten Versuch war ich erfolgreich (was äußerst selten so ist). In diesem zweiten Versuch bestellte ich bei OTTO. Die bestellte Jacke passt, ich musste sie zwar nach zwei Wochen zum ersten Mal nähen, sie erfüllt aber ansonsten die wichtigsten Anforderungen, die ich an eine Jacke habe: sie ist schwarz, lang, warm, hat eine Kapuze, Reißverschluss und nimmt mehrere Liter Bier auf.

    Mit dieser Bestellung habe ich mich einem alten Versandhändler – einem sehr mitteilsamen Dinosaurier – offenbart, der mir seine Mitteilsamkeit in Form von postalisch zugesandten Baumleichenteilen beweist, wann immer im danach ist. Heute erhielt ich tatsächlich den OTTOkatalog, den ich zuletzt in der Hand hielt, als ich im Präinternetzeitalter die Unterwäscheseiten herausgerissen habe, wie es Jungs in der Vorstellung älterer Menschen alle getan haben. Ok, ich habe es nicht getan, aber ich habe gerade vielleicht erstmals bewusst die Vorstellung eines älteren Menschen geäußert. Verdammt – ich hätte mich nicht mit Dinosauriern einlassen sollen. Man fühlt sich in ihrer Gegenwart verdammt weit weg von der Jugend.

    Wie dem auch sei: Die Oompa Loompas, die für den Dino die Internetpost beantworten, haben mir neun Minuten nach meiner Anfrage per E-Mail die Formmail 93a (Katalogabbestellung) zurückgeschickt und ich hoffe, dass ich damit den nächsten OTTOkatalog erst wieder in den Händen halte, während ich entdecke, dass mein Sohn die Unterwäscheseiten rausgerissen hat.

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