Neues vom Schlafbaum
  • Rotlicht

    Lebe dein Leben so, dass du jeden Monat ohne Sorge hundert Euro auf der Straße verlieren kannst. Hast du weniger, bist du ein armes Schwein – Hast du mehr, bist du ein reiches.

    Diesen Monat habe ich diese hundert Euro tatsächlich auf der Straße verloren, beziehungsweise in die Hände des Polizeipräsidenten von Berlin gegeben, denn ich wurde gestern angehalten, weil ich eine Ampel bei Rotlicht überfahren haben soll: An der Ecke Unter den Linden – Wilhelm steht diese Ampel, die aber dank Sperrung der Wilhelm aufgrund panischer Angst der Briten vor Volkszorn keine Daseinsberechtigung hat und daher ignorierten heute Vorabend neben mir einige Touristen ihr Rotlicht, was mich verträumterweise trotz anbeistehendem, motorberittenen Polizisten in Person von Herrn Hoffmann ihnen folgen lies. Ich habe die Ampel tatsächlich derart ignoriert, dass ich unter Eid nicht sagen könnte, welche Farbe sie mir bei Überfahrt zeigte. Vermuten würde ich Türkis.

    Der Herr lies daraufhin seine Maschine an, um mich ohne Sicherheitsabstand zum Anhalten zu bewegen und mir sorgfältig einen Strafzettel über eben die egalen hundert Euro und einen Punkt in Flensburg auszustellen. Wie ich die Ampel ignorieren konnte, wo er doch direkt daneben stand, habe ich nicht mit der Gegenfrage, ob es um Verkehrssicherheit oder seine Ehre ginge beantwortet, sondern fügte mich der Staatsmacht und hoffe, dass man mit meinem Geld die ein oder andere Brücke saniertExterner Link oder einem Waisenkind ein Pony kauft.

    Aber ernsthaft, wofür verwendet man eigentlich Bußgelder?

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  • Die Geier kreisen

    In guter deutscher Tradition und mit ebensolcher Akribie arbeitet der euphemistisch genannte „Beitragsservice“, um lückenlos das Glotzvieh abzukassieren, das man sich in jahrelanger Strategie selbst erschaffen hat. Nun bin auch ich zum Vieh geworden: Statt der CD aus Dänemark, auf die ich seit einem Monat und daher nicht mehr warte, fand sich postalisch die traurige Nachricht aus Köln im Briefkasten, man könne ja zu meiner Wohnung garkein Beitragskonto finden. Kann man auch nicht, weil ich mit der Absurdität des neuen Rondfonkstaatsvertrags so lange irgend möglich zu entziehen entschlossen hatte.

    Nochmal zur Geschichte dieser Gesetzesänderung: Das ZDF und die unzählbaren Clone, die sich ARD nennen entdecken irgendwann das Internet, nachdem sie vorher schon völlig unbegründet die inhaltliche Konkurrenz zu Privatsendern entdeckt gemeint hatten. Fortan gibt es einige Angebote im Internet, auch wenn niemand darum gebeten hat. So konnte man als erstes beispielsweise Radio hören, also auch mein Kumpel in Neuseeland Frau Töpperwien im Westfalenstadion schreien hören. Der musste im Gegensatz zu mir aber nicht bezahlen, denn zwar endet die Gebührenordnung an der Staatsgrenze, nicht aber dieses eigenartige Internet.

    Einige Jahre später bemerkt man, dass damit ja plötzlich viel mehr Leute öffentlich unrechtes empfangen können als früher (und als wollen) und dass man damit auch bitteschön Geld von denen haben möchte, die bewusst auf Fernseher und Radio verzichten, um auch weiterhin noch einigermaßen geradeausdenken zu können.

    Das ist, als wenn der Konditor hier im Kiez jeden Abend an jede Wohnzimmerscheibe eine Torte schmeißt und Jahre später den Staat bittet, doch gerne von jedem Wohnungsinsassen das Geld dafür einzutreiben.

    Nun bin ich letztlich auch nur deutscher, knicke also bei der ersten behördenartigen Anfrage ein und werde fortan zahlen, selbstverständlich aber nur 17,97 Euro, per Überweisung, auf den letzten Drücker, unter Vorbehalt und den letzten Cent erst nach der ersten Mahnung, denn der Deutsche ist nicht nur Vieh, sondern auch Querulant.

    Jetzt nutze ich meinen Urlaub, um rund um die Uhr auf zdf Info alles über Hitler zu lernen. Man muss das Bezahlte schließlich Nutzen und so lerne ich vielleicht auch, den „Beitragsservice“ besser zu verstehen.

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  • Das Neue

    Das Neue

    Das Neue

    Wir haben uns schon vorgestern kennengelernt, aber im Winterurlaub ist es keine ganz einfache Aufgabe, ein Foto davon bei Tageslicht zu machen. So also erst heute die Nachricht, dass ich ein neues Fahrrad habe. Im Grunde ist es bis hin zur rasselnden Vorderlampe dem alten sehr ähnlich. Gezwungenermaßen nicht ganz so schwarz, etwas mehr Gänge, Standlicht vorne und hinten – wie Räder heute eben so sind. Das Schloss ist dieses Mal etwas massiver, versichert ist es weiterhin nicht. Wenn wieder jemand meint, er müsse „dein“ und „mein“ umdefinieren, sonne ich mich in meiner moralischen Überlegenheit und zahle. Sollte ich ihn dabei erwischen, wird es allerdings sehr düster.

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  • Aus dem Nichts [aktualisiert]

    Vor einer Weile habe ich mit Bedauern festgestellt, dass Geld unruhig wird, wenn es auf einem großen Haufen liegt. Ich habe deshalb vor knapp über einem Monat den Plan gefasst, mir Aktien zu kaufen, obwohl ich davon so viel verstehe wie von Frauen, also viel weniger als von Apple.

    Daher war mein Plan, mir Aktien von Apple zu kaufen. Am Ende des Plans stand, exakt heute Abend die Aktien wieder zu verkaufen (weil ich genau das hier erwartet habeExterner Link). Das geht ja heute alles per Internet und wirkt so ein Bisschen wie ein Managerspiel mit Handeln und Spekulieren, außer dass das Geld hier echt ist. Natürlich nicht echt – all unser Geld gibt es ja garnicht –, aber halt in Vertrauen auf Wertbestand als Gegenleistung für die Arbeit akzeptiert.

    Der Plan war total megasuper, hatte nur den Nachteil, dass ich ihn wie so viele nicht komplett umgesetzt habe, denn ich habe vor einer Woche schon verkauft, weil ich nervös geworden bin und habe daher nur Geld für einen Urlaub „gemacht“ und nicht für zwei, die es bei heutigem Verkauf gewesen wären. Und natürlich habe ich das Geld nicht gemacht, sondern einer Firma geliehen, die damit aus dem Schweiß junger Amerikaner innovative Software und dem Blut junger Chinesen tolle Hardware herstellt und weil die das so fein machen, kriegt man manchmal mehr Geld zurück, als man verliehen hat.

    Das Geld war es aber nicht wert. Mit ein oder zwei Todsünden lebe ich ja ganz prima, aber eine dritte dazu lastet schwer auf dem Gemüt. Während letztens noch Freunde auf der Fusion den Ferienkommunismus genossen, saß ich zuhause und habe Aktienkurse geschaut und anstatt froh zu sein, eine mittlere Summe aus dem Nichts bekommen zu haben, ärgere ich mich, dass es keine noch größere war.

    Manchmal bin ich mehr Mensch, als mir lieb ist.

     

    Ich weiß garnicht, warum ich mich darüber (Aktie schießt erstmals über 400 DollarExterner Link) überhaupt ärgere. Ich muss es ja wohl gewohnt sein, mit wenig zufrieden zu sein, während mir all die, die alles haben sagen, dass das auch nicht glücklich macht und ähnliches Geschwätz.

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