Neues vom Schlafbaum
  • Das Neue

    Das Neue

    Das Neue

    Wir haben uns schon vorgestern kennengelernt, aber im Winterurlaub ist es keine ganz einfache Aufgabe, ein Foto davon bei Tageslicht zu machen. So also erst heute die Nachricht, dass ich ein neues Fahrrad habe. Im Grunde ist es bis hin zur rasselnden Vorderlampe dem alten sehr ähnlich. Gezwungenermaßen nicht ganz so schwarz, etwas mehr Gänge, Standlicht vorne und hinten – wie Räder heute eben so sind. Das Schloss ist dieses Mal etwas massiver, versichert ist es weiterhin nicht. Wenn wieder jemand meint, er müsse „dein“ und „mein“ umdefinieren, sonne ich mich in meiner moralischen Überlegenheit und zahle. Sollte ich ihn dabei erwischen, wird es allerdings sehr düster.

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  • Plötzlich getrennt

    Dieses Wochenende hat sich oder wurde mein Fahrrad von mir getrennt. Klar kriselte es die letzten Wochen dank abgefahrener Bremsen, schlechtem Sattel, quietschendem Überwurf (egal, wieviel man ölte) und seit kurzem auch kaputtem Schalthebel links, aber dennoch war das Nichtauffinden meines Rades nach drei Nächten am Südbahnhof (das Rad – nicht ich) ein kurzer Schmerz.

    Nun werde ich aber nicht lange trauern, sondern mir schnellstens ein neues suchen, am besten etwas, das ich schon kenne, denn etwas Neues wagen wäre ja absurd: So macht man das heutzutage.

    Nur knapp über zweieinhalb Jahre dauerte die Beziehung, nur einmal waren wir gemeinsam im Urlaub. Viele andere schöne Stunden mit ihm werden sich eh nicht wiederholen und am Wochenende dachte ich gar schon an einen Urlaub mit einem richtigen Rennrad. Diese Gedanken, das schon für Reparaturen eingeplante Geld (und Apples Deal mit China Mobile) machen den Verlust demnach halbwegs erträglich.

    Ich hoffe, dass ich morgen ein möglichst vergleichbares zu einem angemessenen Preis bekomme.

    Möge der Dieb oder sein Kunde mit meinem Ex-Rad unter einem LKW-Reifen elendig verrecken.

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  • Befindlichkeiten

    Seit über sechshundert Jahren gibt es in meiner Heimatstadt den Kläschenmarkt zur Feier des Herrn Nikolaus, beziehungsweise dafür, um vor einem langen, im Bauernhaus eingesperrt ertragenen Winter noch einmal raus vor die Tür zu kommen, um was anderes ficken zu können als Cousins und Cousinen. Noch nicht ganz seit Bestehen des Marktes wird dieser mit Glühwein, Fischbrötchen und Kentucky Derby gefeiert und findet seinen Ausklang auf dem Marktplatz vor dem Ratskeller weil es drinnen voller Pack ist. Schon immer haben mir persönlich die Buden zu früh zugemacht, aber seit diesem Jahr dürfte es jedem zu früh sein, denn man muss nun aufgrund einer AnwohnerbeschwerdeExterner Link Freitags um elf und Samstags um zwölf schließen.

    Nun lässt das Alter des Marktes vermuten, dass er vor dem Anwohner da war und so stellt sich die Frage, warum jemand da hinzieht, der es nicht aushalten kann, dass vier Tage im Jahr Besoffene Leute vor der Tür rumgrölen. Da fällt mir das Schützenfest ein, aber dagegen vorzugehen ist vermutlich schwieriger, da die Feiernden bewaffnet sind. Dann doch lieber gegen Sportplätze vorgehen – das gab es dort auch schon, übrigens bei einem Sportplatz direkt neben dem Schützenplatz.

    Ich dachte bisher, diese Beschwerdekultur sei ein Phänomen nach Berlin gezogener Schwaben, die dafür sorgen, dass Clubs schließen und um zehn Bürgersteige hochgeklappt werden, damit sie sich zuhause fühlen, aber offenbar ist es ein mittlerweile weit verbreitetes Phänomen des übertriebenen Achtens auf Einzelbefindlichkeiten, aufgrund dessen eine komplette Gesellschaft jeden Tag ein Stück Freude verliert.

    Vor meinem Balkon ist zweimal die Woche Markt und neben ein paar echt guten Sachen findet man dort vor allem Lärm, Müll und die Bestätigung der Evolutionstheorie, aber deshalb würde ich mich niemals darüber beschweren, denn der Markt war schon vor mir da (und man fände die Beschwerde vermutlich rassistisch (obwohl es keine Menschenrassen gibt)).

    Ich werde nach Jahren der Abwesenheit dem diesjährigen Kläschenmarkt übrigens beiwohnen, falls es jemanden interessiert. Ich kann ja früh wieder abreisen.

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  • Entnetzt

    Freunde sind eine tolle Sache. Ich hatte bei Facebook davon fast hundert und damit vermutlich weniger als fast alle und keiner davon hat letztes Jahr bemerkt, dass mein Profil wochenlang gelöscht war. Ich kehrte zurück, denn es ist nunmal ein verführerisch einfacher Weg, hin und wieder etwas von anderen Menschen mitzubekommen. Im Januar war das Experiment sehr erfolgreich, zu sehen was passiert, wenn man sein Geburtsdatum löscht, nämlich wie erwartet fast nichts.

    Vor einigen Wochen habe ich aufgeräumt und damit den Begriff „Freundschaft“ zumindest wieder ein kleinem Bisschen geschärft, was natürlich auch niemandem aufgefallen ist.

    Seit gestern habe ich null Freunde, weil eine weitere, gezielte Reduzierung an einigen Stellen unfair gewesen wäre. Mein Profil ist noch nicht gelöscht, damit ich noch ein paar Wochen sehen kann, dass es keine Reaktion geben wird. Die ein oder andere Kommunikation wird mir fehlen, aber der Bruchteil der Leute, der was von mir will, wird andere Wege dafür finden. Der große Rest kann ab jetzt offiziell bleiben, wo er will, denn umgekehrt ist es ja offenbar schon längst so.

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