Himmel über Hamburg Ost
Ich war die Tage mal wieder in einem meiner einsamen Kurzurlaube. Falls jemand fragt, wie es war: größtenteils scheiße:
Samstag konnte ich nichts machen, weil ich Freitag die Urlaubsvorbereitungen bis tief in die Nacht missachtet habe und ob meiner Spontanität verständlicherweise niemand Zeit für mich hatte. Sonntag Nachmittag war super: Paulispiel und -aufstiegsfeier in netter Gesellschaft, Hafenfest, ein überraschend emotionsloses Selig-Konzert für lau und ein Sonnenuntergang, der die Spitzenposition in der ersten Sonnenuntergangsbundesliga übernommen hätte, hätte ich ihn nicht aus einem Industriegebiet sehen müssen.
Montags dann Radfahren, was durch die sonntägliche Feier, das Wetter und Google Maps eine schwere Aufgabe wurde. Ich bin schon ohne Karte durch Dänemark gefahren und das hat besser geklappt, als per iPhone-App von Hamburg nach Stade durch gelegentlichen Regen zu fahren. Dafür kenne ich jetzt große Teile des Hamburger Hafens und weiß im Gegensatz zu Google, dass Fußgänger nicht über die Köhlbrandbrücke dürfen (ok, wusste ich auch so, habe aber nicht gesehen, dass ich da langgeschickt werde). Nach einer Weile auf 40-tonnerdauerbefahrenen Umwegen erreichte ich dann doch kleine Orte, komplett schaffreie Deiche und anderen Nordkrams, sogar die Sonne kam etwas raus, aber nach 60 Kilometern habe ich schon schlapp gemacht und mich den Rest der Strecke ziemlich gequält. Ich weiß nicht, ob schonmal jemand so froh war, in Stade zu sein, wie ich. Früh ins Bett und lange schlecht schlafen half für den nächsten Tag auch nichts, denn das Wetter wurde schlechter und meine Erkältung von letzter Woche war wieder da. Also diese Mal nur 50 Kilometer gequält, früh schlafen gegangen und wieder schlecht geschlafen. Die Gegend reizt aber auch nicht so wirklich zum langen Durchfahren, geschweige Verweilen: Stade ist eine wunderschöne Stadt – niedliche Altstadt, hügelig, Wasser, alles sehr lauschig, aber drumherum gibt es halt nur einen mickrigen Fluss, Schwerindustrie, ein Exatomkraftwerk und Apfelbäume. Ich bin durch so absurd viele Apfelbaumhaine gefahren, dass es ein Wunder ist, wie man bei soviel Vitaminen in der Luft krank werden konnte. Außerdem war da nicht nur das Land alt, sondern auch alle, die ich unterwegs traf.
Krank war ich dann auf jeden Fall Mittwoch und so habe ich mich durch 6 Stunden Bahnfahrt gerotzt, in Hamburg von ausländischen Fußballfans nerven lassen und war sowas von froh, wieder hier zu sein, wo es nicht nur viel wärmer ist. Es ist auch grüner und ruhiger und die Frauen sehen viel besser aus. Jetzt erstmal auskurieren und vom Urlaub erholen.
Das schlimmste ist, dass es mir trotz oder wegen der Strapazen nicht gelungen ist, meine eigentlichen Urlaubsziele zu erreichen: ein, zwei Dinge aus dem Kopf bekommen und endlich mal wieder ein gutes Lied schreiben.