Neues vom Schlafbaum
  • Feuerwehrausflug

    Berlin hat ja kein Geld, habe ich gehört. Darum wird gespart, wo nicht gespart werden darf: Bei Lehrern, Ordnungshütern und Pömpeln, die die Durchfahrt über meinen Marktplatz verhindern sollen. Es wird aber offenbar noch nicht überall gespart, denn ich geriet heute in einen Feuerwehreinsatz von gigantischen Ausmaßen: Zwei Leiterwagen, acht normale Einsatzwagen, ein Bus voller Feuerwehrleute und noch eine Handvoll Krankenwagen versperrten mir den Heimweg über die Großbeerenstraße. Es gab aber nirgendwoe ein Anzeichen eines Feuers oder einer ähnlichen Notsituation und auch die Feuerwehrleute sahen eher aus, als seien sie auf Kegelfahrt.

    Der Grund war ein Feuer am nahegelegenen U-BahnhofExterner Link, das angeblich vom Fahrer einer U-Bahn selbst gelöscht wurde. Es brannte irgendwo ein Kabel. Das kann schonmal vorkommen – die Welt ist eben nicht perfekt.

    Jetzt bin ich kein Fachmann für Feuerwehreinsätze, weshalb sich mir Fragen stellen, wie: Seit wann hat die Feuerwehr so lange Busse? Warum wird ein bereits gelöschtes Feuer mit einer Hundertschaft Feuerwehrleuten bedacht, die sich dann auf den Füßen stehen? Wofür brauche ich Leiterwagen, wenn es in einem U-Bahntunnel brennt?

    Und noch eine allgemeine Frage: Warum werden Sirenen immer lauter? Das hat die Grenze zur Körperverletzung bereits deutlich überschritten. Diese Frage wurde allerdings heute Nachmittag mehr als deutlich beantwortet: Die Autofahrer an der gesperrten Straße verhielten sich bei herannahenden Fahrzeugen mit Sirene derart chaotisch, dass ich ihnen gern an Ort und Stelle die Führerscheine abgenommen hätte und dem Polizisten, der die Straße sperrte, ging es deutlich sichtbar ähnlich.

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  • Andere Welten

    Viele gruseln sich in Berlin ja vor der Nacht. Die ist voll von besoffenen, drogendealenden, frauenvergewaltigenden und ohnelichtbeirotüberdieampelfahrenden Jugendlichen und man ist sich nirgendwo seines Lebens sicher. Eine Schattenwelt, die jeder zu kennen glaubt, die ich selbst aber noch nie gesehen habe und ich war schon oft nachts draußen.

    Ich habe hingegen in diesen Tagen eine andere, bisher unbekannte Welt kennengelernt, nämlich die um meine Einkaufspassage am Morgen. Diese zieht sich offenbar des Spätmittags in ihr privates Elend zurück, weil die arbeitende Bevölkerung sie zu Feierabend nicht sehen soll. Hier ist es nicht Grusel, sondern Mitleid, das einen überkommt.

    Um diese Zeit wird hier scheinbar genauso viel getrunken wie in Mitte nachts, die Stimmung ist aber ungleich aggressiver. Es spricht die gleiche Hoffnungslosigkeit aus diesen Menschen wie aus den oben genannten Jugendlichen, allerdings hier untermauert mit jahrzehntelanger Erfahrung.

    Allerdings scheine ich mich – hoffentlich temporär durch die Krankheit begründet – nicht besonders vom restlichen Klientel zu unterscheiden, denn ich wurde auf dem Heimweg gefragt, ob ich Interesse an einem Job für 10 Euro die Stunde hätte. Als jemand mit so einem Job müsste ich allein für meinen heutigen Arztbesuch und die anschließenden Medikamente einen halben Tag arbeiten. Das finde ich gruselig.

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  • Auf ein nächstes

    Bestes Licht

    Bestes Licht

    Wenn man nachts seinen Atem sieht, wenn es zum Feierabend dunkel ist, wenn die Frauen wider jeder Ästhetik ihre Jeans in die Stiefel stecken und wenn Tourismusbehörden wieder bunte Lampen in die Gegend stellen, dann ist es Zeit, für einmal im Jahr nachts auf der Straße seinen Ständer auszupacken.

    Also sein Stativ für die Kamera. Ein paar erste Fotos habe ich gestern schon zum sehr lahmen Start des diesjährigen Festival Of Lights gemacht. Die Krise scheint bei den Künstlern angekommen zu sein, oder der Apple-Fluch, sehr gutes jedes Jahr besser machen zu müssen. Vielleicht bin ich aber auch nur dieses Jahr schwerer als sonst zu begeistern.

    Welchen Grund es auch immer hat: Ich war gestern Abend derart gelangweilt, dass ich den Bildern dieses Jahr keine neue Galerie widme. Vielleicht ändert sich das am Wochenende ja noch.

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  • Erste Worte nach der Wahl

    Ich sollte ja zu Dingen, von denen ich nichts verstehe, den Mund halten. Daher sage ich auch garnicht viel zum Wahlergebnis, nur dass ich Angst vor einer großen Koalition habe und wie vermutlich alle anderen gespannt bin, was die 15 Piraten so treiben werden, die zwar allesamt im besten Fußballer- aber weniger im Politikeralter sind. Ob diese Unbeschwertheit und Naivität im Ergebnis anderes liefert als Korruptheit und Machtgier, hoffe ich, aber wie das mit meinen Hoffnungen so ist…

    Ich beschäftige mich lieber mit etwas, von dem ich etwas verstehe, nämlich Tabellen mit Zahlen. Da ich von großen Strukturen (EU, Deutschland) nicht viel halte, kümmere ich mich um meinen Stimmbezirk. Da durften 2032 Menschen wählen – das kann ich überblicken und bewerten.

    Nicht so gut ist bei mir in der Nachbarschaft die mit 43,5% unverschämt niedrige Wahlbeteiligung, und das, wo Sonntag Mittag so viel los war, als ich wählte.

    Sechs Leute wählten die FDP und damit genauso viele wie die Tierschutzpartei und halb so viele wie die drei Splitterparteien von rechts außen zusammen. Ich hoffe, dass bei der nächsten Wahl die FDP dort genannt wird, wo sie hingehört: unter „Sonstige“.

    Mindestens 21 Türken wählten, und zwar die BIG-Partei, denn die plakatierte ihren Befehl „Wählt einen von euch!“ nur auf Türkisch. 124 Piraten halte ich für unerwartet viel, 51 CDU-Wähler für ebenso wenig. Nächste Wahl wähle ich die PSG oder die Konservativen. Nicht, weil ich weiß oder unterstütze, was die wollen, sondern damit sie wenigstens eine einzige Stimme bekommen und ich die Tabelle zeigen und sagen kann: „das war ich.“

    Nein – das mache ich natürlich nicht, denn Politik ist kein Spiel. Das werden die Piraten auch noch feststellen. Insgesamt bin ich mit den Zahlen zufrieden und werde nicht umziehen. Die zwölf rechten Arschlöcher kann ich als Demokrat so gerade verkraften.

    Wer sich Gedanken zu seiner Nachbarschaft machen will, fragt die LandeswahlleiterinExterner Link.
    Was ich noch erfahren habeExterner Link: Derzeit wohnen in meiner direkten Nachbarschaft ca. 215 Frauen im Alter von 25 bis 35 Jahren. Ledig sind 55% der Menschen über 18. Spezielle Verteilungen unbeachtet gibt es also in Rufweite über 100 Frauen, die ich mal fragen könnte, wenn mir danach wäre…

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