Neues vom Schlafbaum
  • 61

    Nachdem ich gerade erst wieder über Kreuzberg geschimpft habe, möchte ich hiermit einen Teil des Bezirks loben und preisen, nämlich jenen, der das Bergmannstrassenfest stattzufinden gestattet.

    Dieses besuche ich jedes Jahr gern, in diesem Jahr am Samstag mit der Familie zum Schauen und Einkaufen sowie Sonntag allein zum Musikhören und Leberkäsessen.

    Auch dieses Fest ist voll, auch hier wird getrunken, aber gestritten oder gegröhlt wurde vor meinen Augen und Ohren noch nie. Es ist hier natürlich auch gerne bunt und multikulturell, aber es ist eine ungewohnte Freude, dass Afrikaner mal nicht trommeln müssen um die Toleranz der Einheimischen zu nähren, sondern jazzen dürfen und zwar richtig gut. Außerdem habe ich auf noch keinem anderen Straßenfest Verkaufsstände für Gözleme und Hüte gesehen und bin fast traurig, weil ich beides aufgrund von Leberkäs und Haupthaar nicht benötigte.

    Toleranz und Selbstvertrauen müssen sich die Einheimischen hier nicht durch Verachtung Andersdenkender und Missachtung aller Regeln des geordneten Zusammenlebens erarbeiten, sondern sie scheinen beides einfach zu haben – vielleicht weil sie wirklich arbeiten, denn anders können die Wohnung hier sicher nicht bezahlt werden, oder aber durch einen erhabenen Ökovegan- und Schwangerschaftstunnelblick, den die ansässigen Läden nahelegen, welcher mir an den Festtagen aber nicht negativ auffiel, so viel Mühe ich mir auch gab.

    Angesichts der Tatsache, dass offenbar noch niemand gegen das Fest geklagt hat, gehe ich davon aus, dass im Umfeld alle Menschen mit Vernunft gesegnet sind und zu solchen geselle ich mich jedes Jahr gerne wieder für einige Stunden Fröhlichkeit.

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  • Mietwahnsinn

    Heute wurde der neue und umstrittene Mietspiegel für BerlinExterner Link veröffentlicht. Die Durchschnittsmiete liegt nun bei 5,84 Euro und damit bin ich nun auch in diesem Punkt unterdurchschnittlich. Das ist ein Grund mehr, hier niemals auszuziehen, wofür es ja auch keinen Grund geben wird, aber wo wir schonmal hier sind:

    Die Wohnung nebenan ist seit einer Weile frei. Ich hoffe, der Oma geht es gut im Heim oder auf dem Friedhof – wo immer sie ist oder sein will. Seit einer Woche wird in dieser Wohnung nun gehämmert, gestemmt und gehobelt, was mich ungewohnt früh zur Arbeit treibt. Besonders stört mich die Tatsache, dass ab sieben erstmal reingehauen, um acht aber schon großzügig Frühstück gemacht wird, allerdings werde ich das sicher besser überstehen als die immerwährende Musik der Nachbarn, denn bei den Arbeiten ist ein Ende abzusehen und Hämmern und Stemmen klingt noch immer besser als Kiffer- oder 80ermukke.

    Abzusehen ist wohl auch, dass eine weitere WG nebenan einziehen wird. Die (wirklich sehr gute) Hausverwaltung steht auf junge Leute und einer allein oder gar ein Pärchen mit Kind wird sich die Wohnung sicherlich nicht leisten können.

    Ich habe mich über die Zukunft der Wohnung erkundigt: Es wird die Badewanne durch eine Dusche ersetzt, Laminat und Fließen gelegt und ein Hänge-WC eingebaut, was ich bei den Wänden mutig finde. Dafür wird der bisherige Mietpreis, der sicherlich unter fünf Euro lag auf über elf erhöht. Für ein WG-Zimmer, welches kleiner wäre als meines und keine Badewanne würde man damit fast 60% mehr bezahlen, als ich für meine Wohnung. Das ist für einen Neubau mit Durchlauferhitzer und Fenstern jenseits jeder Energienorm ein mutiger Aufruf, aber ich fürchte, es werden sich dennoch Interessenten finden. Ich bete weiterhin für das junge Pärchen mit Kind.

    Wer eine Wohnung sucht: Die Gegend immerhin ist grandios und die Nachbarn auf der Etage sehr nett.

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  • Berlin feierte

    Lichtballonmauerdings

    Lichtballonmauerdings

    Ich bin mir nicht sicher, wer heute den Fall der Mauer gefeiert hat. Die Stadt war tatsächlich das ganze Wochenende schon ziemlich voller Menschen und das nicht nur da, wo niemand außer Touristen und -beobachter rumlaufen, sondern auch dort, wo man den (ehemaligen) Mauerverlauf als Auswärtiger normalerweise nicht so wahrnimmt. Für ein paar Fotos reichte es gestern Abend auch bei mir, aber feierlich war mir nicht. Jetzt ist das Spektakel zum Glück aber auch schon wieder vorbei, denn die Ballons sind weggeflogen.

    Ich musste zu der Zeit Gladbachs Serie enden sehen, daher spektakelte es ohne mich und ich habe nur in sofern etwas davon mitbekommen, als dass das Bahnumsteigechaos an der Yorckstraße mal wieder zu Blechkäfigballett auf dem Marktplatz führte und bei einer kleinen Fahrt durch den Nebel eben anhand einer Menschenmenge auf der Monumentenbrücke: Dass die Ballons halbwegs pünktlich um 19:20 Uhr gestartet wurden, dabei garnicht mehr leuchteten und man draußen eh nur 200 Meter weit gucken kann, sind natürlich keine Gründe für einen Berliner, um 19:50 Uhr nicht noch drei Kilometer vom Geschehen entfernt darauf zu warten, dass es losgeht und man irgendwas sieht. Ohne Mobiltelefone, die ihnen sagten, dass es vorbei war, stünden sie dort noch Stunden.

    Ob das vor 25 Jahren auch so war? Ich kann es mir gut vorstellen.

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  • Endlich!

     
    Ein Anfang

    Nach nur fünfundzwanzig Jahren wird das Brandenburger Tor endlich wieder abgeriegelt. Von mir aus darf man den Zaun gerne wieder einmal rum ziehen. Aber Kreuzberg bekommt dieses Mal bitte ihr!

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