Neues vom Schlafbaum
  • All die Jahre

    Vor zehn Jahren habe ich hier noch nicht geschrieben, aber was ich damals über das zehnjährige Abitreffen geschrieben hätte, wäre nicht sehr positiv gewesen. Ich kann daher nachvollziehen, dass viele meiner damaligen Mitschüler wie ich überlegt haben, ob sie sich dieses Wochenende das zwanzigjährige antun sollten.

    Alle, die es getan haben, werden darüber heute vermutlich sehr glücklich sein und das waren unerwartet auch erstaunlich viele. Das ganze begann mit einer Führung durch die Schule, die sich doch sehr verändert und der heutigen Zeit angepasst hat, was nicht unbedingt so positiv gesehen wurde (Amokschalter im Lehrerzimmer). Ganztags schon um 7:40 in der Schule zu hängen und in einer Mensa essen zu müssen, in der es dem Geruch nach zu urteilen überwiegend Käse gibt, halte ich für kein Vergnügen.

    Anschließend wurde gefeiert und selbst ohne Alkohol hätten sich die meisten unterhalten, wie sie es taten: So, als seien zwanzig Jahre nicht vergangen. Die immer mal wieder aufkommende Meinefraumeinekindermeinhaus-Phase der meisten der Anwesenden kann ich großherzig verzeihen, es waren aber auch welche dabei, die noch nicht mehr erreicht haben als ich und sie müssen einem nicht Leid tun. Trotz Zeitumstellung hätte ich mir gewünscht, dass es länger geht, aber die alten Familienmenschen müssen zeitig ins Bett.

    Ich freue mich auf in zehn Jahren – ich hoffe, dass dann noch immer alle leben.

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  • Berlin feierte

    Lichtballonmauerdings

    Lichtballonmauerdings

    Ich bin mir nicht sicher, wer heute den Fall der Mauer gefeiert hat. Die Stadt war tatsächlich das ganze Wochenende schon ziemlich voller Menschen und das nicht nur da, wo niemand außer Touristen und -beobachter rumlaufen, sondern auch dort, wo man den (ehemaligen) Mauerverlauf als Auswärtiger normalerweise nicht so wahrnimmt. Für ein paar Fotos reichte es gestern Abend auch bei mir, aber feierlich war mir nicht. Jetzt ist das Spektakel zum Glück aber auch schon wieder vorbei, denn die Ballons sind weggeflogen.

    Ich musste zu der Zeit Gladbachs Serie enden sehen, daher spektakelte es ohne mich und ich habe nur in sofern etwas davon mitbekommen, als dass das Bahnumsteigechaos an der Yorckstraße mal wieder zu Blechkäfigballett auf dem Marktplatz führte und bei einer kleinen Fahrt durch den Nebel eben anhand einer Menschenmenge auf der Monumentenbrücke: Dass die Ballons halbwegs pünktlich um 19:20 Uhr gestartet wurden, dabei garnicht mehr leuchteten und man draußen eh nur 200 Meter weit gucken kann, sind natürlich keine Gründe für einen Berliner, um 19:50 Uhr nicht noch drei Kilometer vom Geschehen entfernt darauf zu warten, dass es losgeht und man irgendwas sieht. Ohne Mobiltelefone, die ihnen sagten, dass es vorbei war, stünden sie dort noch Stunden.

    Ob das vor 25 Jahren auch so war? Ich kann es mir gut vorstellen.

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  • Und davon handeln wir

    Blumfeld

    Blumfeld

    Hätte mich bis gestern jemand gefragt, wann ich das letzte Mal bei einem Konzert Tränen in den Augen hatte, was niemand tut, weil es eine absurde Frage ist, hätte ich geantwortet, dass das vermutlich am 11.11.2002 war, als The Cure im Tempodrom „Play for today“ gespielt haben. Zwölf Jahre später bin ich mir nicht mehr sicher, ob sie das überhaupt gespielt haben: Wenn, dann als Zugabe, weil es nicht auf der Trilogie war, aber irgendwie habe ich das noch sehr genau im Kopf.

    Das ist jetzt aber auch egal, weil mir das gestern peinlicherweise bei Blumfelds „Kommst du mit in den Alltag“ passiert ist. Vielleicht, weil so viele Leute in meinem Alter um mich herum mitgesungen haben, vielleicht, weil ich wirklich gerne jemanden hätte, der mit in den Alltag käme.

    Wie dem auch sei: Blumfeld waren in der Stadt, feierten das Zwanzigjährige von „L´etat et moi“ und spielten nicht die ganze Platte und „Verstärker“ erst am Schluss, zitierten es aber einige Male unter dem Jubel der Leute, die ein Lied erkannt zu haben dachten. Es war ein kompaktes, wunderbares Konzert einer Band mit Spaß und ich war für eine Zeit lang neunzehn Jahre alt, lauschte Distelmeyers wunderbaren Worten, freute mich über an den Gitarrenhals gesteckte Zigaretten, fragte mich, warum ich niemals ein Blumfeld-Konzert gesehen habe und fühlte mich, als sei alles nach 1998 (sie spielten Stücke aus „Old Nobody“) niemals passiert.

    Ist es aber.

    Hiermit ist die Serie der Ankündigungen und Artikel über Musik erstmal für eine Weile beendet.

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  • No Lucky

    Lucky‘s Ex

    Lucky‘s Ex

    Aus meiner Sicht schon immer, laut jedes Quinquennium aktualisiertem Schild vor der Tür seit mindestens 40 Jahren gab es bei mir in der Straße Lucky’s Pizzeria mit Apostroph und der angeblich schärfsten Pizza Berlins. Das hat nun ein Ende, denn alles Gewohnte muss offenbar verschwinden.

    Ich gebe zu, dass ich das Verschwinden nicht verhindert habe: Zwar habe ich schon dort gegessen, aber vielleicht drei, vier mal in meinem Leben, da ich allein nicht zum Essen ausgehe und tatsächlich auch einen richtigen Italiener vorziehen würde. Dennoch ist es schade, dass die letzte Besonderheit in der Straße, der vollgestellte Laden und Gehweg davor und der kauzige Typ nun verschwinden (denn ich denke mal nicht, dass er nur renoviert). Den kauzigen Typen habe ich heute übrigens in dem Laden rumwuseln sehen, er ist also nur in Rente oder Pleite, aber nichts schlimmeres.

    Mal sehen, was dort jetzt entsteht – ich tippe auf irgendwas aus dem nahen Osten wie im Rest der Straße.

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