Neues vom Schlafbaum
  • Die Geier kreisen

    In guter deutscher Tradition und mit ebensolcher Akribie arbeitet der euphemistisch genannte „Beitragsservice“, um lückenlos das Glotzvieh abzukassieren, das man sich in jahrelanger Strategie selbst erschaffen hat. Nun bin auch ich zum Vieh geworden: Statt der CD aus Dänemark, auf die ich seit einem Monat und daher nicht mehr warte, fand sich postalisch die traurige Nachricht aus Köln im Briefkasten, man könne ja zu meiner Wohnung garkein Beitragskonto finden. Kann man auch nicht, weil ich mit der Absurdität des neuen Rondfonkstaatsvertrags so lange irgend möglich zu entziehen entschlossen hatte.

    Nochmal zur Geschichte dieser Gesetzesänderung: Das ZDF und die unzählbaren Clone, die sich ARD nennen entdecken irgendwann das Internet, nachdem sie vorher schon völlig unbegründet die inhaltliche Konkurrenz zu Privatsendern entdeckt gemeint hatten. Fortan gibt es einige Angebote im Internet, auch wenn niemand darum gebeten hat. So konnte man als erstes beispielsweise Radio hören, also auch mein Kumpel in Neuseeland Frau Töpperwien im Westfalenstadion schreien hören. Der musste im Gegensatz zu mir aber nicht bezahlen, denn zwar endet die Gebührenordnung an der Staatsgrenze, nicht aber dieses eigenartige Internet.

    Einige Jahre später bemerkt man, dass damit ja plötzlich viel mehr Leute öffentlich unrechtes empfangen können als früher (und als wollen) und dass man damit auch bitteschön Geld von denen haben möchte, die bewusst auf Fernseher und Radio verzichten, um auch weiterhin noch einigermaßen geradeausdenken zu können.

    Das ist, als wenn der Konditor hier im Kiez jeden Abend an jede Wohnzimmerscheibe eine Torte schmeißt und Jahre später den Staat bittet, doch gerne von jedem Wohnungsinsassen das Geld dafür einzutreiben.

    Nun bin ich letztlich auch nur deutscher, knicke also bei der ersten behördenartigen Anfrage ein und werde fortan zahlen, selbstverständlich aber nur 17,97 Euro, per Überweisung, auf den letzten Drücker, unter Vorbehalt und den letzten Cent erst nach der ersten Mahnung, denn der Deutsche ist nicht nur Vieh, sondern auch Querulant.

    Jetzt nutze ich meinen Urlaub, um rund um die Uhr auf zdf Info alles über Hitler zu lernen. Man muss das Bezahlte schließlich Nutzen und so lerne ich vielleicht auch, den „Beitragsservice“ besser zu verstehen.

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  • Ein gutes Ende [und noch eines]

    Das Sportstudio bot diese Woche eine handfeste und sehr freudige Überraschung: die letzte Sendung mit einem Menschen, der dadurch auffiel, dass er aus seiner Sicht noch nie ein gutes Fußballspiel gesehen hat, dass er in Interviews, die er durch sekündliches Murmeln des Wortes „hmm“ untermalte, niemals wusste, wann genug Fragen gestellt waren und dass er in jedem Spielbericht darauf bestand, den Heimatverein des Schiedsrichters zu nennen, selbst wenn dieser „DJK Adler Frintrop“ heißt und daher von keiner Sau gekannt wird: Rolf Töpperwien.

    Manchmal merkt man ja erst, was man an Menschen hatte, wenn sie nicht mehr da sind. Hier allerdings kann ich leider nur mit Erleichterung reagieren und frei heraus sagen, dass ich ihn keine Sekunde vermissen werde. Seine Schwester Sabine – die ich wie vermutlich fast alle anderen Deutschen für seine Tochter gehalten habe – ist zehn Jahre jünger als er, was bedeutet, dass wir ihre fulminanten Liveberichte, voller herausgeschrienen Sätze in denen sie jedes einzelne Wort betont noch zehn Jahre lang aushalten müssen und Gladbach weitere zehn Jahre kein einziges von ihr kommentiertes Spiel gewinnen wird. Ich zähle schon jetzt die Tage.

    Wenn die beiden dann noch Marcel Reif zu sich ins Altenheim holen, ist die Fußballübertragungswelt endlich in Ordnung.

     

    Aktualisiert am 28.09.10: Jetzt gibt auch noch Mathias Richling den Satiregipfel auf. Da hat ja mal echt einer einen Sack Vernunft auf Deutschland abgeworfen. Jetzt noch das Pack auf dem Bild unter diesem Artikel und dann kann es langsam wieder von vorne losgehen.

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  • Alles kaputt gemacht

    Da guckt man mal aus Versehen Fernsehen und plötzlich kommt im Dritten der beste norwegische Film, der je gedreht worden sein wird.

    Wir beide haben eine kurze, lebhafte Geschichte hinter uns: Nachdem ich den vor zwei Jahren im Kino gesehen habe, dann aus dem Netz mit selbst vom Englischen ins Deutsche übersetzten Untertiteln genoss, habe ich ihn seit gut einem Jahr als OmU auf DVD und jetzt hat er (der Film) es tatsächlich zu einer deutschen Synchronisation geschafft. Noch während der Streifen da läuft muss ich das hier schreiben, denn es ist haarsträubend, wie jemand auf die Idee kommen kann, den Film mit dieser drei?-Synchro dermaßen ins Lächerliche zu ziehen. Es ist erstaunlich, wie man nur durch Betonung und Stimmen einem Film jeder Stimmung berauben kann.

    Meine Güte, ich habe noch nie in meinem Leben etwas so schreckliches gehört.

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  • Ihr wart großartig, gute Nacht!

    Gestern lief die letzte Folge meiner Lieblingsfernsehserie. Das kann ich natürlich nicht wissen, denn laut Industrie und/also Gesetz ist es mir garnicht gestattet, diese Serie überhaupt gesehen zu haben: weder empfange ich kanadisches Fernsehen noch bin ich in DVD-Region 1 oder umgeben von NTSC-Fernsehern.

    Dennoch habe ich mich seit Jahren über jede Folge Corner GasExterner Link gefreut, die zu sehen das Internet mir gestattete. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das deutsche Fernsehen niemals etwas derartig witziges und intelligentes auf die Reihe bringen wird und ich bin auch sicher, dass es in der englischsprachigen Welt noch mehr solch guter Serien gibt (wie ja z. B. diese). Umso bedauerlicher ist es, dass hier so gut wie niemand jemals was von der Existenz solcher Produktionen erfahren wird und wenn, dann nur in der verkrüppelten Synchronfassung, denn wir sind ja alle zu dämlich, um Sendungen in der Originalsprache zu sehen.

    Oh, traurige deutsche Fernsehlandschaft, oh großartiges Internet.

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