Neues vom Schlafbaum
  • Kasse Gedanken

    Ich rege mich ja beim Einkaufen gerne auf, weil es so schön einfach ist: Da sucht immer eine Oma ihr letztes Kleingeld, da kauft jemand Spekulatius im September und die Kassierein muss nochmal nach dem Preis schauen gehen, da zahlt einer die Hälfte des Einkauft mit Karte und die andere Bar und am beliebtesten sind im Moment die Rabattmarkenkleber.

    Die gehen mir aber mal so richtig auf die Nerven und der nächste, der vor mir an der Kasse anfängt, Aufkleber auf Jogurts zu kleben, damit sie 41 statt 45 Cent kosten, bekommt von mir folgendes zu hören:
    „Die verkackten paar Cent, die sie gerade dadurch sparen, dass sie Aufkleber auf ihren Einkauf kleben, die zehn Sekunden später mühevoll von der Kassiererin wieder abgefriemelt werden müssen, anschließend weggeschmissen oder bei vergeblichem Gefriemel mit Kuli durchgestrichen, was widersinnig ist, weil ein Barcode auch dann noch lesbar ist, wenn er durchgestrichen ist und die nächste Kassiererin beim Friemeln sicher nicht darauf achtet, dass der Aufkleber schon durchgestrichen ist, sie also nochmal vier Cent bei ihrem scheiß Jogurtkaufen sparen könnten, wenn sie schlau genug wären, das gerade Erklärte zu begreifen, dieses Geld also, das sie gerade sparen, würde ich in der Zeit, die ich hinter ihnen warte um ein zehnfaches verdienen und könnte damit ihre Rente oder Arbeitlosenunterstützung finanzieren, sie rücksichtsloses Arschloch!“

    Natürlich werde ich das nicht sagen. Ich werde davon träumen…

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  • Grafftokorrekturdrang

    Alle

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    Wie deutlich zu sehen ist, entstand das gezeigte Graffito in meiner Nachbarschaft an zwei Abenden, ob nun am ersten die Farbe ausging, oder ein Störer störte. Leider kam etwas später noch diese unselige Pissmarke rechts hinzu, denn sonst wäre es ein schönes Motiv für eine Graffitokorrektur nach M.U.Kling gewesen, um beispielsweise „, die es sich leisten können“, oder „Arbeiter“ hinzuzufügen.

    Ungeachtet der Frage, ob das eine Korrektur nach links oder rechts gewesen wäre, hat es mich auf jeden Fall gejukt, aber ich hätte mich bestimmt verschrieben und total vollgesaut.

    So bleibt es bis zur Überstreichung ein Quell meiner Phantasie.

    Das Foto habe ich übrigens mit meinem neuen iPhone gemacht, über das ich später erzähle. Das kann ich mir leisten und trotzdem in der Innenstadt wohnen: Ich spare ja an Sprühdosen.

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  • Fussball!

    Nachdem ich wie immer auf verschiedene Weise jedes Spiel der WM gesehen, genossen oder erlitten habe, gestern das Halbfinale mit Deutschland drin noch in fröhlicher Runde mit Leuten, die „Fussball!“ rufen, schauen durfte und nachdem wir das Irreale an dem Spiel beiseite gelegt hatten, war uns nach Abpfiff klar, dass wir das zweite Halbfinale besser nicht schauen sollten, da es ohne ein frühes Tor, sehr, sehr, sehr zäh werden würde. Das wurde es dann auch und ich habe deshalb Schwierigkeiten, genug Pessimismus aufzubringen, um mir irgendeine Angst der deutschen Mannschaft vor dem Finalgegner vorstellen zu können. Ich zumindest kann keine dazu beisteuern.

    Davon ab beweise ich gerne schriftlich, dass ich ein großer Freund der Niederlande und ihres königlichen Fußballvereins bin, also ist es vielleicht besser, nicht gegen sie Weltmeister zu werden. Überwiegend ist aber, dass der verregnete Sommer, der Verlauf der Spiele, mein zu früher Urlaub und das irgendwie mittlerweile routinierte „public viewing“ mich davon abhielt, genau jetzt bereit dafür zu sein, ein Finale zu schauen, in dem Deutschland gegen Argentinien Weltmeister werden könnte (und verdammt nochmal sollte).

    Ich werde mich freuen, ich werde schreien, aber wenn „wir“ Weltmeister sind, ist mir das zwei Tage später egal. Ich kann mich dagegen sehr gut an das Finale ’90 erinnern, das den Grundstein für meine heutige Fußballbegeisterung gelegt hat, die zehn Jahre zuvor nach zwei Trainings in der Echternstraße getötet wurde. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball (solange es um Fußball geht), aber am Sonntag wird er es nicht tun, weil einfach kein persönlicher Gewinn zu erwarten ist.

    Ich werde vermutlich zehn Minuten brauchen, um die Frage zu klären, ob die brasilianischen Fans jetzt gegen ihren Besieger oder gegen ihren Nachbarn sein werden und am Ende wird jemand Weltmeister und dann muss man mal schauen, wie man gegen Stuttgart, Freiburg und Schalke in die Saison startet – und was Paderborn so reißt.

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  • Motodrom

    Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist die Yorck gesperrt, weil man an einer der dreißig Brücken arbeitet, eine abbaut oder dazutut. Das ist grundsätzlich gut, wenn es der S-Bahn hilft oder gar den Radfahrern, sorgt aber dafür, dass der GeneralszugExterner Link von Westen kommend durch einige leicht verständliche Schilder ab Einfahrt in die Goeben gesperrt ist. Nun lässt sich der Berliner von einer Mauer meistens, von Schildern aber fast nie davon abhalten, zu tun, was er zu tun hat und da zunächst nur Schilder an der Straße stehen, bevor hinter der Kreuzung zur Mannstein tatsächlich eine Mauer aus Baufahrzeugen den Weg dichtmacht, wird er natürlich in diese und dann auf den Marktplatz vor meinem Balkon getrieben (wird er natürlich nicht: er fährt offensiv alles missachtend dahin). Dort auf dem Platz hat er dann zwei Möglichkeiten:

    Er kann aus seinem Wagen etwas von seiner Umwelt wahrnehmen und sieht damit den Ausweg über den Fußweg Richtung Süden, den er illegal befährt, oder er kann das nicht und dreht frustriert um. Letzteres ist häufiger der Fall, sodass es mir aus der heute wetterbedingt unschließbaren Wohnung vorkommt, als sei ich Gast an der Nordschleife. Schon in der Ferne heulen die Motoren der Fahrzeuge der jungen Männer, die zum ersten Mal erfahren, wie es ist, etwas nicht zu dürfen und auf dem Platz selbst herrscht ein Treiben, das im Bolschoi Theater stehende Ovationen hervorrufen würde.

    Mir zeigt das, wie unwohl ich mich in einer Wohnung an einer Durchgangs- oder Hauptstraße fühlen würde und damit, wie gut ich es sonst hier habe. Dennoch – auch wenn es nur zwei Nächte sind: Stellt eine Streife vorne an die Straße und sagt den Leuten, dass sie eben mal anderthalb Kilometer Umweg fahren müssen. Die müssen dafür ja nur kurz den rechten Fuß bewegen und es ist sogar nur eine Ampel mehr als sonst.

    Besonders ärgerlich war der Beginn der Sperrung, weil der in die Zeit fiel, zu der all die Hupensöhne von ihrer Feierrundfahrt auf dem Kurfürstendamm zurückkehren wollten.

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