Fusssball!
Jetzt ist es wieder soweit: Über einen Monat lang wird im Auftrag einer Imperialistenbrause das Brandenburger Tor ummauert, damit sich junge Menschen in seinem Schatten betrinken können, während sie auf Leinwänden eine Sportart beobachten, die ein Unentschieden, aber kein Timeout kennt. Auch an anderen Stellen der Stadt werden überwiegend junge Männer die WM nutzen, um mindestens akustisch und vermutlich pyrotechnisch zu entgleisen. So wurde ich vorhin schon Stunden vor der Eröffnungsfeier mittels Drucklufttröten von Jungs geweckt, die zum Spiel sicher schon im Bett sein müssten, aber leider nicht sein werden.
Dazu werden wir im Fernsehen mit Sätzen beglückt, wie: „Die neutralen Zuschauer werden sicherlich für Portugal sein“ (Löw, jetzau) und die Straßen und Fahrzeuge hängen voller Flaggen, als hätten wir schon jetzt die WM gewonnen, oder ein Land angeschlossen.
Jedes wichtige Spiel (das sind dieses Mal erstaunlich wenige – es überwiegen Partien auf dem Niveau von Südkorea – Algerien) ist wieder begleitet von Fragen wie „wo schauen wir uns das an?“, „wird irgendjemand pünktlich da sein?“, „warum schmeckt das teure Bier so scheiße?“ und „was machen all die Spanier hier?“.
In Brasilien werden sich hoffentlich so viele Menschen so laut wie möglich und auch gegen Gummigeschosse darüber äußern, dass es unzählige Probleme zu lösen gegeben hätte, bevor man dieses absurd teure Spektakel in diesem Land hätte abhalten dürfen.
…und ich fürchte, es werden trotzdem für uns alle hier coole Wochen.
Nebenbei: Schön, wie das ZDF mit Rethys Tonspur schonmal zwanzig Minuten das ’54-Gefühl aufleben ließ.