Neues vom Schlafbaum
  • Wege gebahnt

    Umgepollert

    Umgepollert

    Es hat keine zehn Monate gedauert, bis sich der motorisierte Individualverkehr bei mir am Platz wiedergeholt hat, was er irrsinnigerweise verspricht: Freiheit. Wie kann man auch jemandem verbieten, durch eine Fußgängerzone zu fahren? Wir sind hier nicht in Russland. Oder China, nein eigentlich glaube ich nicht, dass sich jemand in einem der Länder an Verkehrsregeln hält.
    Die einst eingemauerten Poller mussten relativ schnell feststellen, wer hier in der Stadt das Sagen hat. Eines lauten Marktsamstages war der mittlere Poller durch ein Leasingfahrzeug ersetzt. Hin und wieder wurde er nach dem Markt wieder eingesetzt, es ist eh eine Frage, wie man ihn aus dem Beton graben konnte. Einige Wochen später war er weg und wurde vermutlich als Altmetall verkauft. Dem nächsten Poller ging es vor wenigen Wochen an den Kragen. Da war das Loch offenbar für irgendein dickes Ding noch zu eng und musste geweitet werden. Damit führt er den Rest seines Daseins eher in der Horizontale.

    Die Schranke an der anderen Zufahrt ist längst mehrfach angefahren, zwei junge Bäume auf dem Platz wurden gefällt und die nördliche Zufahrt ist eh längst frei, weil die portablen Poller dort geklaut wurden.

    Und direkt in diese Nachbarschaft will der Bezirk einen neuen Park bauen, womit der Markt dann wohl seine Fläche massiv erweitern kann. Ich schaue weiter zu, denn der Bezirk tut es auch.

    Ähnliche Artikel: Maximale Poller, Dauerhaft geschlossen, Vorübergehend geschlossen

  • Grünes Licht

    Grünes Licht

    Grünes Licht

    Da ist man mal drei Wochen nicht da und schon sorgt der Bezirk für Überraschungen, in diesem Fall an der unglaublich schrecklichen Kreuzung vor dem Rathaus Schöneberg. Hier nämlich wurden mir und allen anderen Radfahrern, die den ausgeschilderten Radweg von Mitte in den Grunewald nutzen, täglich einige Lebensminuten gestohlen, weil man nach dem Warten an der Ampel in der Belziger, bzw. Freiherr-von-Stein immer direkt auf die nächste rote Ampel zufährt. Zumindest Richtung Süden sorgte das bei mir (wie bei allen anderen Radfahrern) dafür, dass man sich einen grünen Pfeil dachte und über rot fuhr, denn an der Ampel haben zu dem Zeitpunkt alle rot außer den von rechts kommenden Rechtsabbiegern, denen man also niemals in die Quere kommen kann. Natürlich ist dieses Verhalten falsch, denn sich seine eigenen Regeln zu machen ist der erste Schritt in die Anarchie und herrscht solche erst einmal auf den Straßen (also mehr als bisher), werden Radfahrer nicht zu den Gewinnern gehören.

    Jemand ist offenbar den richtigen Weg gegangen und bat die Obrigkeit um die Neuregelung des Verkehrs an dieser Stelle. Nachdem die Straße geflickt und mit verwirrenden weißen Linien bepinselt wurde, hat man tatsächlich in Schöneberg, wo andernorts Radwege angeblich im Gegenverkehr (Dennewitz) oder auf einer Haupteinflugschneise (Gleisdreieck Westpark) enden, einmal richtig an Radfahrer gedacht und die tägliche, anzuprangernde Praxis mit einer eigenen Ampel legalisiert.

    Jetzt gilt es nur noch für den Rückweg was zu tun, aber ich denke, in wenigen Jahren wird das ebenfalls passieren und bis dahin halte ich mich wieder an die Regeln und hoffe vergeblich, damit

    Vorbild zu sein.

    Ähnliche Artikel: In Westen nichts Schlaues, Tod und Zerstörung II, Mehrverkehr

  • Spuren

    Spuren

    Spuren

    Schnee hat außer für Skifahrer ja überwiegend Nachteile, beispielsweise für AutoanzünderExterner Link, aber auch für Autofahrer. Mit dem Bild zu diesem Beitrag möchte der neugierige Rentner am Fenster in mir dem Leser ein Verkehrsschild 250 mit dahinterliegender, deutlicher Autospur auf meinem nachbarschaftlichen Marktplatz zeigen. Schöner kann man die Tatsache, dass sich in Berlin kaum ein Autofahrer an Regeln hält, nicht malen. Dass diese Spur entsteht, liegt möglicherweise zum Teil auch an TomTom, deren Verkehrsdaten hier eine durchgehende Straße angeben und Navis haben ja bekanntlich immer Recht.

    Das Foto ist aus der vergangenen Woche, denn im heutigen Schnee zeigt sich eine andere Spur. Diese führt vom der nördlichen Einfahrt auf den Platz bis vor meinen Balkon in einen kleinen Wendekreis, denn seit Samstag ist die Schranke an der anderen Einfahrt wieder verschlossen.

    Ich danke dem Ordnungsamt dafür, dass ich den Ärger der vergeblich illegal abkürzen wollenden Autofahrer bis hier oben spüren kann, was mir sehr viel Freude bereitet.

    Ähnliche Artikel: Autofreiheit, Maximale Poller, Wege gebahnt

  • Hauptsache Helm

    Wann immer ein Radfahrer von einem blinden Autofahrer fast oder ganz totgefahren wird, schreien die Autophilen, dass der Radfahrer kein Licht hatte, keine Warnweste trug und vor allem keinen Helm. Da ist es auch egal, ob der Unfall an einem Junimittag oder in der aktuellen ewigen Finsternis geschah und vor allem, dass er in der Regel geschah, weil der Radfahrer von einem Rechtsabbieger „übersehen“ wurde. Es wird mir im Leben nicht begreiflich sein, wie man ein Fahrzeug beschleunigen kann, ohne sichergestellt zu haben, dass es bauart- oder launebedingt keine Möglichkeit gibt, irgendetwas zu übersehen: Das ist eben der Preis der Mobilität. Ich könnte mich jeden Tag überfahren lassen, wenn ich wollte, aber das hebe ich mir auf. Und wenn mir eine Tonne Blech über die Beine fährt bin ich echt froh, einen Helm getragen zu haben. Darüber wollte ich aber garnicht schreiben.

    Ich wollte über Radfahrer schreiben und diese Einleitung war ein schönes Beispiel für das Relativieren seitens der Autofahrer, wenn mal wieder darüber diskutiert wird, dass niemand von ihnen blinkt, viele nicht an roten Ampeln halten, zu eng überholen und jeder parkt, wo er möglichst allen im Weg steht: „Aber die anderen sind doch auch doof.“

    Die anderen sind tatsächlich doof: Heute hätte ich wieder einmal gern gleich zwei Radfahrern ihr Rad quer zu fressen gegeben: Früh fuhr ich (widerrechtlich) auf einem sehr breiten Fußweg am Volkspark Schöneberg und bremste auf Schrittgeschwindigkeit, weil mir ein Vater mit zwei freilaufenden Kindern entgegenkam. Warum um alles in der Welt muss dort auf weniger als zwei Metern Breite ein Radfahrer zwischen mir und den Kindern durchrasen? Nachmittags komme ich mit einem Kasten Bier aus der KW-Passage, der mir fast von einem Radfahrer in relativ hohem Tempo aus der Hand gerissen wurde. Die beiden konnten es sich leisten, denn sie trugen einen Helm. Tatsächlich hält sich gefühlt nur eine Minderheit der Radfahrer an Regeln und von der Mehrheit trägt die Mehrheit einen Helm. Was soll man auch für irgendwen verantwortlich sein, wenn man selbst geschützt ist?

    Ich weiß gerade nicht, wohin ich mit diesem Artikel will: Vermutlich will ich mich einfach nur aufregen. Die Spitze sind übrigens Väter mit Helm und Kind hinten im Kindersitz auf dem Gehweg. Menschen, die in diesem Kindersitz aufwachsen, werde ich später meine Rente vermutlich mit gezogener Schusswaffe entreißen müssen, denn Keule geht nicht: Sie tragen ja einen Helm.

    Ähnliche Artikel: In Westen nichts Schlaues, Tod und Zerstörung II, Mehrverkehr