Nachmacher
Berlin hat eine neue Attraktion, vermutlich nicht für die Einheimischen und Zugereisten, sondern die Menschen, die man nicht hassen sollte, weil sie überall laut plappernd und in die Luft blickend im Wege rumstehen, sondern lieben sollte, weil sie die einzige Berlin gebliebene Geldquelle sind: die Touristen. Diese Attraktion nennt sich Boulevard der Stars – eine urberliner Idee, die uns die gemeinen Amis einfach vor vielen Jahren vorgemacht haben. Ein richtiger Berliner kennt wann immer irgendetwas gebaut (Hauptbahnhof, BBI, Germania) oder abgewickelt (Palast der Republik, Tempelhof, Germania) wird nur einen Reflex, dem auch ich mich jetzt hingeben werde: meckern.
Die Gegend um den Potsdamer Platz ist seither eine, in der Verkehrsregeln keine Bedeutung haben. Es gibt keinen Ort, an dem einem mit tödlicher Sicherheit beinahe sekündlich Autos oder Fußgänger vor dem Fahrrad hängen. Durch dieses neue, rote Etwas wird dieses Chaos jetzt auf und neben die Potsdamer Straße erweitert, die bisher der einzig sichere Weg um diese Gegend herum war. Jetzt werden die lauten, in die Luft guckenden Spanier- und Italienergruppen nicht nur über die vierspurige Straße irren, sondern ganz besonders auch über den roten Streifen neben dem schwarzen Fahrradweg oder vermutlich eher umgekehrt, denn Radfahrer versuchen ihnen ja bei während ihres Aufenthaltes auf charmante Weise (klingeln, meckern und knapp vorbeifahren) zu erklären, dass das rote am Gehsteig der Fahrradweg ist. Ich werde es hinnehmen und in Zukunft einen größeren Bogen um die Gegend machen, denn auch ich mag das Geld der Touristen.
Apropos Geld der Touristen. Durch diesen Bau werden wir es nicht bekommen, denn man kann in seiner direkten Nähe nirgendwo etwas kaufen und natürlich auch nirgendwo aufs Klo. Immerhin darauf kann man sich bei der Berliner Stadtplanung verlassen, denn das haben alle Touristenattraktionen in Mitte gemeinsam.