Neues vom Schlafbaum
  • Grünes Licht

    Grünes Licht

    Grünes Licht

    Da ist man mal drei Wochen nicht da und schon sorgt der Bezirk für Überraschungen, in diesem Fall an der unglaublich schrecklichen Kreuzung vor dem Rathaus Schöneberg. Hier nämlich wurden mir und allen anderen Radfahrern, die den ausgeschilderten Radweg von Mitte in den Grunewald nutzen, täglich einige Lebensminuten gestohlen, weil man nach dem Warten an der Ampel in der Belziger, bzw. Freiherr-von-Stein immer direkt auf die nächste rote Ampel zufährt. Zumindest Richtung Süden sorgte das bei mir (wie bei allen anderen Radfahrern) dafür, dass man sich einen grünen Pfeil dachte und über rot fuhr, denn an der Ampel haben zu dem Zeitpunkt alle rot außer den von rechts kommenden Rechtsabbiegern, denen man also niemals in die Quere kommen kann. Natürlich ist dieses Verhalten falsch, denn sich seine eigenen Regeln zu machen ist der erste Schritt in die Anarchie und herrscht solche erst einmal auf den Straßen (also mehr als bisher), werden Radfahrer nicht zu den Gewinnern gehören.

    Jemand ist offenbar den richtigen Weg gegangen und bat die Obrigkeit um die Neuregelung des Verkehrs an dieser Stelle. Nachdem die Straße geflickt und mit verwirrenden weißen Linien bepinselt wurde, hat man tatsächlich in Schöneberg, wo andernorts Radwege angeblich im Gegenverkehr (Dennewitz) oder auf einer Haupteinflugschneise (Gleisdreieck Westpark) enden, einmal richtig an Radfahrer gedacht und die tägliche, anzuprangernde Praxis mit einer eigenen Ampel legalisiert.

    Jetzt gilt es nur noch für den Rückweg was zu tun, aber ich denke, in wenigen Jahren wird das ebenfalls passieren und bis dahin halte ich mich wieder an die Regeln und hoffe vergeblich, damit

    Vorbild zu sein.

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  • Der Geist kommt näher

    Nicht der heilige Geist, sondern der Geist meines letztjährigen Fahrrads sitzt mir im Nacken und kommt näher. Für all die, die nicht besonders viel Autorennen spielen: Da gibt es oft ein Geisterauto, das die Fahrt und Zeit der letzten Runde anzeigt und das in der Regel dazu motiviert, sich selbst zu überbieten.

    Gedanklich – wie Geister meist sind – fährt ein solches Rad auch immer mit mir mit, da ich ja zumindest überschlagsweise protokolliere, was ich so an Radstrecke zurücklege (11 für Arbeit, 20 für Stadion, 14 für Neukölln, 40 für die Teltowrunde – so in dem Stil). Dieses Jahr war ich lange faul, denn trotz im letzten Jahr ausgefallenen Urlaubs bin ich derzeit nur noch 68 Kilometer vor letztem Jahr und das Wetter da draußen gibt derzeit keine Hoffnung, den Vorsprung wieder auszubauen.

    Tatsächlich habe ich mich, seit der Winter bei uns einbrach, nur am Samstag auf eine längere Strecke gewagt und das auch nur aus restalkoholbedingtem Leichtsinn. Ansonsten ist es wie immer im Winter: Die Radwege werden mit benzinbetriebenen Bürsten poliert oder als Schneeablage genutzt und die Straße wird von Autocowboys verteidigt. Das hat mir viele Jahre nichts ausgemacht, aber langsam werde ich zu alt und sanft für diesen Krieg und setze mich dagegen lieber für einen zu hohen Preis (den zu zahlen ich vermeide, so es geht) in öffentlichen Verkehrsmitteln Bakterien und Menschen aus, denen ich lieber nicht begegnen möchte.

    So schön Schnee manchmal ist, aber mit den Jahren wird dieser ewige Wetterwechsel auch langweilig. Ich esse und arbeite immer das selbe, ich habe Spaß mit immer dem selben Körperteil, dann kann auch immer das gleiche Wetter sein – und zwar Sonne bitte (mit etwas Wind)!

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  • Hauptsache Helm

    Wann immer ein Radfahrer von einem blinden Autofahrer fast oder ganz totgefahren wird, schreien die Autophilen, dass der Radfahrer kein Licht hatte, keine Warnweste trug und vor allem keinen Helm. Da ist es auch egal, ob der Unfall an einem Junimittag oder in der aktuellen ewigen Finsternis geschah und vor allem, dass er in der Regel geschah, weil der Radfahrer von einem Rechtsabbieger „übersehen“ wurde. Es wird mir im Leben nicht begreiflich sein, wie man ein Fahrzeug beschleunigen kann, ohne sichergestellt zu haben, dass es bauart- oder launebedingt keine Möglichkeit gibt, irgendetwas zu übersehen: Das ist eben der Preis der Mobilität. Ich könnte mich jeden Tag überfahren lassen, wenn ich wollte, aber das hebe ich mir auf. Und wenn mir eine Tonne Blech über die Beine fährt bin ich echt froh, einen Helm getragen zu haben. Darüber wollte ich aber garnicht schreiben.

    Ich wollte über Radfahrer schreiben und diese Einleitung war ein schönes Beispiel für das Relativieren seitens der Autofahrer, wenn mal wieder darüber diskutiert wird, dass niemand von ihnen blinkt, viele nicht an roten Ampeln halten, zu eng überholen und jeder parkt, wo er möglichst allen im Weg steht: „Aber die anderen sind doch auch doof.“

    Die anderen sind tatsächlich doof: Heute hätte ich wieder einmal gern gleich zwei Radfahrern ihr Rad quer zu fressen gegeben: Früh fuhr ich (widerrechtlich) auf einem sehr breiten Fußweg am Volkspark Schöneberg und bremste auf Schrittgeschwindigkeit, weil mir ein Vater mit zwei freilaufenden Kindern entgegenkam. Warum um alles in der Welt muss dort auf weniger als zwei Metern Breite ein Radfahrer zwischen mir und den Kindern durchrasen? Nachmittags komme ich mit einem Kasten Bier aus der KW-Passage, der mir fast von einem Radfahrer in relativ hohem Tempo aus der Hand gerissen wurde. Die beiden konnten es sich leisten, denn sie trugen einen Helm. Tatsächlich hält sich gefühlt nur eine Minderheit der Radfahrer an Regeln und von der Mehrheit trägt die Mehrheit einen Helm. Was soll man auch für irgendwen verantwortlich sein, wenn man selbst geschützt ist?

    Ich weiß gerade nicht, wohin ich mit diesem Artikel will: Vermutlich will ich mich einfach nur aufregen. Die Spitze sind übrigens Väter mit Helm und Kind hinten im Kindersitz auf dem Gehweg. Menschen, die in diesem Kindersitz aufwachsen, werde ich später meine Rente vermutlich mit gezogener Schusswaffe entreißen müssen, denn Keule geht nicht: Sie tragen ja einen Helm.

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  • Zufallstreffer

    iRad

    iRad

    Ich habe heute eine nette junge Dame kennengelernt und das komplett zufällig. Das hätte ich ja nicht gedacht, dass es sowas in meinem Alter noch gibt. Gutaussehend, aus Polen (was ausdrücklich auf der Habenseite steht), sehr freundlich und es hat keine zehn Minuten gedauert, bis ich ihre Telefonnummer hatte. Vielleicht etwas jung, aber das ist ja in meinem Alter normal.

    Aber Finger von den Sektkorken:

    Sie ist nahe am Wasser gebaut, pleite, hört nicht auf, mich zu siezen und kann kein Fahrrad fahren. Letzteres hat sie heute als erstes bewiesen, in dem sie mir mit ihrem 35-Euro Mauerparkhehlerrad in der von mir bereits einmal angeprangerten verkehrsregelbefreiten Zone Eichhorn/Alte Potsdamer in mein zum Ausweichen schräggestelltes Vorderrad fuhr. Das mit dem Wasser und der Geldbefreiung fand ich dann im Laufe des Gesprächs heraus. Da sie mir von rechts hinter einem Pfeiler entgegengekommen ist und wir beide nicht langsam waren, ist die Schuldfrage einigermaßen geklärt. Dennoch hat mich mein großes Herz halbe-halbe machen lassen und ich hoffe, ich bekomme das Geld irgendwann, ohne dass sie dafür Organe spenden muss.

    Ich habe dann heute also mal Ausgleichssport zum Radfahren gemacht, indem ich das Rad 3,5 Kilometer durch die Stadt getragen habe. Das werde ich sicherlich morgen merken.

    Ich hätte sie gern unter anderen Umständen kennengelernt, was ich ihr vielleicht auch nochmal schreibe („danke für ihr Geld – ich hätte sie gern unter anderen Umständen kennengelernt.“ Ja, das ist total super…) denn wie gesagt: sie war nett. Außerdem hat sie diese Speichenklapperdinger am Rad (sieht man so etwas auf dem Bild), die ich früher auch hatte. Wer mir sagen kann, wie die hießen, kriegt nen Euro.

     

    Achso: Und das alles wäre nicht passiert, wenn ich heute nicht hätte arbeiten müssen!

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