Neues vom Schlafbaum
  • Spätrömisch

    Was ich will kann man ja nicht kaufen, daher muss hin und wieder ein Grund gefunden werden, etwas aus meinem Geldspeicher zu nehmen, bevor es der Staat für die Banken tut. In der Regel tue ich das für Produkte von Apple, wo zwar meine beiden Rechner mittlerweile auch schon die Kita verlassen, ich mich aber auf den zweijährigen Rhythmus beim Telefon bisher verlassen konnte.

    Nach unverschämt langem Warten hatte ich bereits die Vorfreude verloren, als ich am Montag die neue Ausgabe bekommen habe. Selten hat mich ein Technikprodukt dermaßen wenig beeindruckt. Es ist unförmig, zu leicht, der Fingerscanner funktioniert nichtmal jedes zweite Mal (und garnicht, wenn das Telefon im Dock steht – vollkommene Fehlkonstruktion), die Sensoren sind schief und es kann einfach überhaupt garnichts, was man mit seinem Opa auch machen kann. Mein Blumenstrauß auf dem Tisch für ein Dreihundertstel des Preises hat mich die letzten zwei Tage mehr erfreut. Das Telefon beleidigte mich mit seiner Gewöhnlichkeit. Die größte Änderung in diesem Jahr war das neue iOS und das habe ich auf meinem alten Telefon auch, welches ich tatsächlich wesentlich schöner finde und das noch überhaupt nichts an sich hat, womit es um seine Ersetzung betteln würde.

    Das Ding kommt also wieder in den Karton und wird zurück ins späte Rom geschickt, wo es mit all den Rolex, Porsches und was es noch so gibt ohne dass jemals danach gefragt wurde, darauf warten kann, dass es zu Staub zerfällt.

    Ich muss derweil weiterhin nach etwas suchen, das mich in irgendeiner Form berührt. Wenn das nicht einmal mehr ein iPhone kann, wird das verdammt schwierig.

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  • Bitte wieder stören

    Was gab es wieder für BeschwerdenExterner Link, als festgestellt wurde, dass am iPhone seit Anfang des Jahres die „bitte nicht stören“-Funktion nicht mehr ausging, Chefs, Kunden und Ehefrauen also vergeblich anriefen.

    Ich sah dieses als besonderen Service zu meinem langen Urlaub und danke Apple daher vom Herzen für diese Aufmerksamkeit. Hätte ruhig noch eine Woche länger gekonnt, ruft außerdem eh keiner an.

    Als abgebrochener Informatiker freue ich mich obendrein, dass auch große Hersteller mal kleine Probleme mit Datumsformaten haben. Merke: Nach ISO beginnt KW1 zwangsläufig mit einem Montag (hier für die Freaks), das vergangene Silvester war also schon 2013. Für mit der Kläschenarithmetik vertraute Lemgoer ein Kinderspiel, für alle die Frage, warum eine tägliche Funktion eine Überprüfung der Jahresjahr benötigt.

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  • Schlechte Karten

    Eigentlich stoße ich ein ein HornExterner Link, bei dem ich vom Stoßen ganz sicher HerpesExterner Link bekomme, aber ich kann es mir doch nicht verkneifen, wie viele andere meine ersten Eindrücke von der neuen Kartenapp von iOS 6 zu berichten. Mein bisher einziger Versuch, per Navigation zehn Kilometer durch die Stadt zu fahren, scheiterte in erster Linie an der Tatsache, dass ich auf dem Fahrrad saß (das war nicht die Fahrt mit dem Unfall). Nur eine Straße kannte das Programm nicht, aber die gibt es auch erst seit drei Monaten. Ansonsten ist Berlin halbwegs gut gelungen, abgesehen von der Tatsache, dass es „Schöneiche bei Berlin“ heißt und sämtliche Proportionen der eingezeichneten Häuser nicht stimmen: Die Straßen sind zwei Meter breit und dann kommt ganz viel Platz zum Parken. Moment, das ist ja eigentlich wirklich so…

    Ganz fürchterlich sind die eingezeichneten Geschäfte. So hat ein guter und viel zu teurer Pizzaladen in der Nähe nicht nur seinen eigentlichen Standpunkt um 50 Meter in eine andere Straße verlagert, auch hat er eine zweite Filiale im nahegelegenen evangelischen Kindergarten eröffnet. Am KW-Platz gibt es noch einen Starbucks und Hertie (beide seit drei Jahren zu), sowie die Zentrale von Edeka (ein kleinerer Reichelt). In der Nähe kann man angeblich in einer Fahrschule, einem Lottoladen und einem Spielwarengeschäft essen gehen. Die Liste könnte ich ewig weiterführen, aber falsche Einträge zu finden ist einfacher als Dynamitfischen.

    Wenn ich von meiner bekannten Umgebung auf den Rest des Landes interpoliere, kann ich nur jedem raten: Wenn ihr in eine unbekannte Stadt fahrt und nur Apples Kartenapp habt, schmiert euch vorher Brote!

    Apple sammelt langsam immer mehr Minuspunkte, aber vielleicht ging es mit mit ihnen auch sieben Jahre einfach zu gut.

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  • Der S-Typ

    Ich habe bestimmt schon geschrieben, wie leid mir Apple tut. Gezwungen zu sein, jedes Jahr ein neues iPhone mit ultimativ innovativen Superfunktionen zu liefern, ist wahrhaftig keine Voraussetzung für ein Leben in Harmonie und Besinnung. Und es geht ihnen ja auf anderen Gebieten nicht anders: Das vollkommene iBook konnte noch ein einziges Mal durch das vollkommenste MacBook Air (abgesehen vom Namen) ersetzt werden, aber sowohl beim iMac als auch beim Mac Pro gibt es einfach keine Luft mehr für Entwicklungen, die nicht zu Recht von der Allgemeinheit zerrissen werden. Die Menschen, die also jedes Jahr etwas komplett neues erwarten, werden fast zwangsläufig enttäuscht sein. Dabei geht es doch auch anders: Ich kenne zwei Frauen, die weigern sich seit Jahren, etwas neues auszuprobieren, dabei ist das doch sogar offensichtlich besser.

    Aber zurück zum iPhone, bei dem die Neuerung diese Tage planmäßig an der Reihe war. Das ist dieses Mal länger und müsste damit doch die breite Masse der Menschen, die denken, es käme auf die Länge an, massiv ansprechen. Ich lese aber überall nur Gemecker. Gemecker, dass es nichts entscheidend Neues gibt, dafür aber erschreckend viel Negatives: Den gestiegenen Preis, einen Anschluss, der die Menschheit zwingt, für absurde Beträge neues Zubehör zu kaufen, die zweithässlichste Gehäuserückseite nach dem ursprünglichen iPhone und die Notwendigkeit, schon wieder bei seinem Mobilfunkladen des Vertrauens um eine noch kleinere SIM-Karte zu betteln.

    Ich gebe zu, dass ich dennoch heute früh kurz überlegt habe, ob ich mir auch eines kaufe, aber da lag die Lieferzeit schon bei zwei Wochen und da ist das Gerät natürlich schon wieder veraltet. Der Andrang scheint demnach also doch ganz erheblich zu sein und ich will nicht wissen, wieviele der Meckerer schon um kurz nach neun zwei Geräte bestellt haben, weil die ja so schlecht sind und Apple uns alle nur ausnimmt. So warte ich dagegen auf nächstes Jahr, wenn das 5S herauskommt, denn ich bin ja ein S-Typ. Die über 300 Euro, die mir der iPhonehype an Aktiengewinn geschenkt hat, gebe ich dann lieber für etwas anderes aus. Zum Beispiel in fünf Jahren für eine Scheibe Brot, denn es gab am Mittwoch auf Spiegel Online ja nicht nur den Ticker zur Vorstellung des iPhones, sondern auch einen zu einem unbedeutenden Urteil des Verfassungsgerichtes, aber das ist ja egal.

     

    Die neue Betriebssystemversion macht übrigens Spaß. Zumindest die Panoramafunktion, wenn die Sonne in Strömen scheint, die Kartenfunktion, wenn man in Mitte wohnt (3D-Gebäude) und Siri, wenn man einen Verein in der 1. Bundesliga unterstützt. Es wird in den nächsten Monaten sehr schwierig, alle drei Voraussetzungen zu erfüllen, vor allem für mich, denn ich wohne laut Kartenmaterial von Apple in Schöneiche. Immerhin wohne ich nicht mehr in meiner Heimat, denn die ist laut Apple schwarz-weiß: ein gigantischer Rückschritt.

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