Neues vom Schlafbaum
  • Gegen Artikeltitel [aktualisiert]

    Ich werde alt.

    Zwar werde ich bis zu (meinem oder seinem) Ende gegen das System sein, aber ich bin kein Freund von Krawall. Ich werde gern für eine bessere Welt sterben, aber ich werde nicht dafür kämpfen. Das ist einer der Gründe, warum ich niemals mehr auf eine Demo gehen würde, die gegen irgendetwas ist oder irgendwas allgemein soziales fordert. Solche Ansammlungen ziehen immer zuviel komische Leute an, die plötzlich auch gegen ganz was anderes sind als die es die Demo ist oder sich betrinken und dann ausfällig werden.

    Ich will auf Demos gehen, die für irgendetwas sind. Und ich meine nicht für Verbote, denn das ist das gleiche wie gegen das zu sein, was man verbieten will. Ich will mich betrinken, ohne ausfällig zu werden. Solche Demos gibt es ganz selten. Auch Volksentscheide sind in der Regel gegen etwas (außer in Dänemark, da ist man für einen Tunnel unter dem Fehmarnbelt. Dagegen sind die Deutschen). In Friedrichshain war man just heute tatsächlich mal für etwas: für den Erhalt des Wohnprojektes Liebig14. Linke sind so schrecklich konservativ… Oder war man doch nur gegen die Räumung? Krawall gab es auf jeden Fall. Das Haus soll auch schon weitgehend unbewohnbar gemacht worden sein, denn was (selbst)gerechte Menschen nicht haben dürfen, sollen auch die anderen nicht haben.

    Ich finde das alles scheiße. Ich finde es scheiße, wie die Polizei reagiert, aber ich schreibe bewusst, REagiert, denn jeder linke Depp weiß, wie man Bullen provoziert und dieses Wissen auszunutzen finde ich noch scheißerer. Ich finde es auch scheiße, anderer Leute Eigentum zu zerstören, die Umgebung des Hauses in den eigenen Kampf gegen weiß ich was mit hineinzuziehen, Krawalltouristen anzulocken und das Opfer zu spielen. Ich finde es scheiße, dass ich bei ArtikelExterner Linkkommentaren mit Leuten einer Meinung bin, die zu fast allen anderen Themen in meinen Augen gefährlichen Mist schreiben. Und ich finde es besonders scheiße, dass sich durch ihre Solidarität mit solcher Szene Parteien unwählbar machen, die ich eigentlich gerne wählen würde (zu diesem Punkt danke an die Bewohner, dass ihr Ströbele nicht reingelassen habt).

    Ich muss das System nicht mögen. Ich muss keine Mieterhöhungen, Luxussarnierungen, Gentrifizierung, Spekulanten, Banken, Zinsen, Lobbyismus und sonstwas mögen, aber es ist nunmal so, dass man nicht gegen etwas sein kann, in dem man lebt, denn so wird man niemals ausschließen können, von etwas zu profitieren, das man im nächsten Moment bekämpft. Damit ist man mittendrin und damit ist man vor allem unglaubwürdig.

    Das System kann sich nur noch selbst zerstören und bin guter Hoffnung, dass es dafür nicht mehr lange braucht. Über so ein paar Krawallos lacht das System.

    Ach, und nochwas: ohne Verträge Miete auf Niveau von ’92 zahlen und Barilla-Nudeln im IKEA-RegalExterner Link stehen haben ist kein Stück alternativ.

     

    Aktualisiert am 04.02.2011: Diese Nachmacher vom TagesspiegelExterner Link. Ich fürchte nur, es ist nicht aufgrund meiner Genialität kopiert, sondern weil ich so schlicht denke und reagiere wie die meisten anderen Menschen.

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