Kaltes, klares Wasser
Manchmal passieren Veränderungen so langsam, dass man sie garnicht bemerkt: Älterwerden, Auseinanderleben, Vereinsamen, verdreckende Fensterscheiben, abnehmender Wasserdruck in der Wohnung – die Liste ist unendlich. Und so steht man da eines Tages vorm Spiegel und fragt sich, ob die Macke im Gesicht da schon immer war, oder ob man schon immer nach dem Geschäft solange auf den Abzug drücken musste. Beim Topf mit Nudelwasser füllen überlegt man, ob der Arm vom Topfhalten wegen des Alters lahm wird, oder weil sich der Topf so bemitleidenswert langsam füllt. Bei den alltäglichsten Dingen beschleicht einen das ebenso alltägliche Gefühl, dass nichts mehr so ist wie früher.
Dann kommt der erlösende Tag, an dem man feststellt, dass alles nur am Wasser lag. Dann nämlich, wenn beim Heimkommen ein großer Zettel an der Tür klebt, auf dem steht: „Wasser abgestellt von 14:30 bis ? Grund: Rohrbruch“ und wenn man in der Wohnung feststellt, dass zwar Wasser aus dem Hahn kommt, allerdings „fließen“ die Bewegung nicht wirklich beschreibt und streng genommen auch „Wasser“ nicht die Flüssigkeit.
Ein paar aushäusige Stunden später ist dann alles wieder gut: frisches Wasser fließt in lauten Strömen aus den Hähnen (außer im Bad – das wird nichts mehr) und man merkt plötzlich, was man all die Jahre vermisst hat.
Danke Wasserreparaturmenschen, das habt ihr sehr schnell und sehr gut gemacht.