Neues vom Schlafbaum
  • Erfreulich wutlos [laufend erweitert]

    Heute trafen sich wie eingeladen etwa 60 Nachbarn (starke zwei aus unserem Haus), um darüber zu sprechen, was man gegen den die Tage angesprochenen Bebauungsplan tun kann. Wut und Hysterie war keine zu spüren, dafür ein durchaus etwas versprechendes Gemisch aus Unwissenheit, Empörung und Aktionismus.

    Tatsachen zum Bebauungsplan gab es wenige, denn offenbar war es nicht nur mir unmöglich, konkrete Informationen zu erhalten. Laut einem zufällig und privat anwesenden Amtsmenschen könnte das daran liegen, dass es bisher kaum Fakten, sondern eher Wünsche und Ziele gibt. Es steht also keineswegs fest, dass der ganze Urwald abgeholzt wird. Fakt ist aber, dass die Information der Anwohner nicht nur kaum vorhanden und auffällig hektisch, sondern mit dem wenigen Geschriebenen auch noch maximal unglücklich gelaufen ist.

    Den meisten Anwesenden waren dann aber die drei Linden, die für den hier ebenfalls schon besprochenen Neubau weichen müssen und für die bereits eine Gruppe kämpftExterner Link (anschauen – da stehen wenig dumme Sachen), wichtiger, denn deren Tod steht leider so gut wie fest. Soweit ich das verstanden habe, wurde beim gesamten Plan für das Gelände das ein oder andere Auge zugedrückt und wenn Montag ein tatsächlich prüfender Ornithologe nicht noch irgendein Nest findet, ist es um die Bäume geschehen und die Nachbarn gegenüber werden anschließend vom Neubau verschattet (was immer wichtiger ist). Bei irgendwelchen Lindenwachen, Parkverbotsboykotts und Kulturprogrammen zwecks Aufmerksamkeit bin ich in dem Fall nicht dabei: Der moderne Deutsche weiß, dass man nur Kriege führen sollte, die man gewinnen kann.

    So wurde es letztlich doch etwas durcheinander, wenn auch weniger als erwartet. Für den Urwald gilt: Einige der Anwesenden haben schon Kontakt zum Amt und man versucht, zügig eine Informationsveranstaltung anzuberaumen, die hoffentlich aufklärt. Wenn uns dann etwas nicht passt oder Beschiss zu ahnen ist, kann man immernoch die Nachtigall, den Mauersegler oder irgendeinen Verfahrensfehler ins Spiel bringen und da bin ich gerne dabei.

    Auch eine Erklärung werde ich dem Amt noch zukommen lassen, wobei ich ehrgeizig genug bin, nicht eine der zwei im Umlauf befindlichen Vorformulierungen zu nehmen, sondern inspiriert davon etwas eigenes zu schreiben.

     

    Interessant ist die Frage, ob das zeitliche Aufeinandertreffen des Arbeitsbeginns für den Neubau und des Ablaufs der Frist zur Stellungnahme bezüglich des anderen Bebauungsplans Zufall ist. Zum einen kann man engagierte Anwohner damit leicht auseinanderdividieren (das Wort gibt es auch erst seit der Ära Merkel), wie man an mir sehen kann, zum anderen kommt der Verdacht auf, dass hier im Wirklichkeit größer gedacht wird, denn laut Flächennutzungplan ist der Urwald Wohnfläche. Möglicherweise habe ich also irgendwann statt eines Basketballplatzes einen Eigentumswohnungsneubau vor der Nase. Ehrlich gesagt wäre mir das nicht unlieb, denn der schirmt mich noch besser von der Bahn ab als die Bäume und ich bin gespannt, was die zugezogenen Schwaben™ dazu sagen, dass ihnen der Markt zweimal die Woche den Straßenstaub auf den Balkon föhnt.

     

    Was mir noch nicht klar war – und ihnen selbst vermutlich auch nicht – ist, dass Straßenbäume tatsächlich alle Nummern tragen, offenbar sogar nach Straßenseite. Sollten alle Proteste in der kommenden Woche also nutzlos sein, so stimmt mit ein:

    Meine Freunde die Bäume 350-35, 350-37 und 350-39 sind tot – sie starben im frühen Morgenrot…

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