Alles Flaschen
Der Flaschenwurf von Hamburg letzte Woche war für mich einen Moment lang sehr seltsam – den langen Moment nämlich, den der getroffene Fan einfach stehen blieb, als sei nichts gewesen. Das war die unmöglichste Reaktion, die ich erwartet hatte und führte bei mir direkt zum Gedanken, dass es ja so schlimm nicht gewesen sein konnte.
Ein Spieler hätte sich mit lautem Schmerzensschrei auf den Boden geworfen, das Schienbein gehalten und einige Minuten zum Schiedsrichter blickend herumgerollt und die Fans – zumindest zur Hälfte – hätten die Brutalität der Aktion beklagt. Da merkt man erstmal, wie gut man als Zuschauer konditioniert ist, dass sich die harten Stunden des Herumrolltrainings also gelohnt haben.
Ich würde gern mal ein Spiel sehen, in dem Gefoulte ganz natürlich, also quasi sackartig, zu Boden fallen, wieder aufstehen, den Dreck abklopfen und weiterspielen. Das sieht vielleicht eine Halbzeit lang doof aus, aber schon dann wird man sich dran gewöhnt haben und dieses kleine gewonnene Stück Ehrlichkeit in der Gesellschaft nicht mehr missen wollen.