Eine Sternfahrt, die ist lustig
Fahrradsternfahrt des ADFC: die spießig deutsche Version von „Reclaim the Streets“. Als ich davon erfuhr, war mir klar, dass ich da mal ganz mitfahren muss und da der Abend gestern früh zuende war, war das heute problemlos möglich. Hätte ich früher davon erfahren, hätte ich vielleicht sogar Leute zum Mitfahren gefunden.
So war ich allein in einem Querschnitt der Gesellschaft mit extrem niedrigem Trottelanteil und es war jederzeit angenehm: Ich bin sicherlich sehr braun geworden, es war entpannend, wenn auch wenig herausfordernd, eine Radtour zu machen, bei der man den Weg vorgegeben bekommt und es war sicherlich der krönende Abschluss meiner letztmonatigen Entdeckungsreisen ins Reich der Langsamkeit. Außerdem hatten alle gute Laune und es war teilweise echt witzig.
Politisch habe ich mich nicht gefühlt, obwohl es eine Demo sein sollte. Ich habe keine Luftballons der Grünen ans Rad gemacht und keine Forderungen gestellt. Eigentlich habe ich im Straßenverkehr auch nur eine Forderung: dass sich jeder an die Regeln hält und auf andere achtet. Es hat mich nicht gestört, aber das gelang heute auch nicht jedem Radfahrer. Man kann sich schonmal umschauen, wenn man die Spur wechselt. Man kann auf der Autobahn rechts fahren, wenn man nicht so schnell ist und Leute: ihr hattet heute die ganze Straße – warum fahrt ihr da noch immer auf dem Gehweg durch die Fußgänger?
Nach dem Hauch von Ärger über Radfahrer war dann meine heimwegliche Rückkehr aus dem postautomobilen Zeitalter eine traurige Erfahrung: Irgendwo stehen bleiben zu müssen, damit Menschen in knatternden Blechbüchsen vorbeirollen können, wirkt auch gegen die zuvor gemachten Erfahrungen geradezu archaisch.