Autofreiheit
Der erste Mai in Kreuzberg war dieses Jahr garnicht schlimm, denn es waren verhältnismäßig wenig Menschen da. Es gab auch kaum Stände und Bühnen und war damit der Beweis, dass Menschen durchaus wegbleiben, wenn ihnen die Anreize fehlen. Ironisch, dass dieser Beweis ausgerechnet in Kreuzberg erbracht wurde, aber zum Thema:
Die größte Attraktion für mich mich war die Oranienstraße, denn man konnte bei der lichten Menschenmenge sehen, wie unfassbar breit und schön diese Straße ist, wenn sie nicht dauerhaft in der ersten, zweiten und dritten Reihe mit schwarzem Blech vollgestellt ist. Das könnte man Lebensqualität nennen und ich tue es. Ebenso frei und wohl wurde mir die Tage erstmals um die Ecke auf der Kollennenbrücke, denn die ist normalerweise auch beidseitig bis über die Parkverbote hinaus zugeparkt und wären dort nicht die meist schön angemalten Poller, stünden die Automobilistensärge auch noch auf dem Gehweg. Jetzt hat das Bezirksamt von – ich glaube da ist schon Kreuzberg – eine Radspur auf jede Seite gemalt und das Parken auf einer verboten und man kann beim Überqueren der Brücke endlich richtig Luft holen. Die Verkehrsführung inklusive der neuen Fußgängerinsel ist aber noch immer seltsam und so sind sich die gesellschaftsfernen unter den Radfahrern natürlich weiterhin nicht zu blöd, statt des Radweges den daneben liegenden Fußweg zu nehmen, wenn sie vom Flaschenhals auf die Schöneberger Schleife wollen. Letztere geht jetzt übrigens bis zum Südkreuz und noch ist man dort neben S-Bahn und Kirschbäumen erfreulich allein.