Sonntag, 24. März 2013 um 02:05 Uhr in Gedanken.
Die Wohnung, die ich damals angeboten bekam, als ich nach Berlin zog, hatte neben objektiven Positiva auch ein paar unterschwellige zu bieten, beispielsweise den Geruch des Treppenhauses, der mich an den eines Hauses erinnerte, in dem ich einst in Bibione im Urlaub sein durfte. Ein weiteres Beispiel war die Küchenlampe, die ich von irgendwo kannte, vielleicht aus der Wohnung meines Großonkels, vielleicht von irgendwo anders. Auf jeden Fall war diese Lampe immer ein wichtiger Teil meiner Küche, die ich bis heute in ihrer Gänze liebe.
2007 fand die Leuchtstoffröhre dieser Lampe ihren natürlichen Tod und ich hatte Angst, es würde sich nun alles ändern. Umso überraschter war ich damals darüber, dass ich im Bauhaus die komplette Lampe für schmale 23 Euro zum Kauf angeboten fand und ich kaufte und war ewig dankbar für ein kleines Stück Beständigkeit in unserer so schnell darniedergehenden Welt.
Nun fiel mir vor Tagen auf, dass diese damals gekaufte Lampe auseinanderzubrechen drohte: Die Röhre hing auf halb acht und meine Versuche der Reparatur mit Draht und Klebeband führten lediglich zur unmittelbaren und totalen Desintegration. So wird meine Küche seitdem in alter Studentenwohnungstradition nur von einer unpassend bunten Lichterkette illuminiert, während ich heute vergebens im so vertrauten Baumarkt nach Ersatz für die gute Starlicht Rondine gesucht habe. Nach großer Enttäuschung fragte ich das Internet und dank diesem ist nun für schlappe 40 Euro eine neue Ausgabe der Lampe per berittenem Boten auf dem Wege zu mir.
Vielleicht sollte ich mir gleich mehrere bestellen, bevor 2019 wieder vergleichbar schreckliches passiert und ich dann auf Ersatz verzichten muss, weil die Lampe nicht mehr hergestellt wird, aus Energiespargründen verboten ist, oder es gar keinen Strom mehr gibt und ich stattdessen in der Küche bei trockenen Nudeln ausharren muss, weil draußen Brandenburger, der Russe, die Banker oder Zombies darauf warten, mir und meiner Liebsten das Herz aus dem Leib zu reißen.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, auf welchen Fall ich wetten sollte. Vorerst bin ich froh, wenn ich nächste Woche wieder bei Licht kochen kann, denn Licht aus dem Fenster kann man ja bei diesem Wetter noch immer nicht verlangen.
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