Neues vom Schlafbaum
  • Tote Flora

    Zierde

    Zierde

    Es ist ja nicht, dass ich keine Flora in meiner Wohnung habe. Ein Efeu ist just zwölf Jahre alt geworden und auch anderes wächst im Rahmen seiner Möglichkeiten. Die bunte Welt der Blumen allerdings fand bis vor einigen Tagen ausschließlich auf dem Balkon statt.

    Aus Zustandsgründen bekam ist nämlich letztens einen Blumenstrauß geschenkt, den ersten meines Lebens. Zu diesem gesellte sich etwas später noch ein einzelner Star und diese erfreuten mich eine Weile mit hübschem Anblick und angenehmen Duft. Das beiliegende Foto ist allerdings bereits aus dem Archiv, denn heute früh war beschlossen, dass Anblick und Duft nach Abschied rufen.

    Die ungewohnte Leere füllte ich soeben tatsächlich mit einem neuen, kleinen Strauß Blumen, dem ersten, den ich in meinem Leben gekauft habe – nicht nur für mich, sondern überhaupt, was vielleicht einiges erklärt. Ich bin gespannt, ob das ein Dauerzustand wird und denke, dass nicht.

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  • Mehr Licht

    Sonntag Nacht bekam ich einen Rappel, mal wieder etwas normales zu tun, etwas in die Zukunft gerichtetes. Kann man sich nicht selbst ändern, muss man eben die Welt ändern, oder zumindest meine kleine Welt: mein Zimmer.

    Zunächst habe ich erstmal unser beider Alter synchronisiert, indem ich die Lichterkette von der Wand genommen und etwa drei Kilo Stofftiere luftdicht in den Keller verfrachtet habe. Die Karte von Mittelerde ist weg, beim Breakfast Club-Plakat bin ich mir noch nicht sicher, das „Boys Don’t Cry“-Poster muss mahnend bleiben. Auch der komische Deckenstrahler, der noch direkt aus einem Jugendzimmer der späten Achtziger stammte, musste weichen.

    Durch die Abstinenz der Stofftiere und die Entsorgung des seit langem mausetoten Efeus im Fensterkasten wurde sein wahres Elend deutlich: Hier muss frisches Weiß her.

    Am Montag habe ich also Lack besorgt, sowie unter dem üblichen Einsatz all meiner Pärchenignoranz eine neue Deckenlampe bei IKEA. Letztere war trotz Überkopfarbeit erstaunlich schnell angebracht. Ich bin mir aber noch unsicher, ob die Steigerung von 2*11 Watt Energiesparlampe auf 3*43 Watt Halogen meine winterlichen Glückshormone nicht massiv überfordert. Auch ist es sinnvoll, das ein oder andere im Zimmer lieber ob der Lichtverhältnisse nicht erkennen zu können.

    Das Lackieren des Fensterkastens geht eher schleppend voran: Nach zwei Nächten, die ich gezwungenermaßen ohne Rollo und im Lackgeruch, bzw. nach Lüften eiskalten Zimmer nach mehreren Stunden körperlicher Arbeit schlafen musste, mache ich erstmal eine Pause und überlege, wann ich den Rest streiche. Eigentlich müsste ich dann auch die Balkontür. Und den Heizkörper. Und Wand und Decke.

    Ob diese Renovierung jetzt wirklich zukunftsgerichtet ist, oder letztlich lediglich die Zementierung der Gefangenschaft in meiner Einzimmerwohnung, während die mit den Zweizimmernestern die Weibchen kriegen, wird rückblickend und nicht von mir entschieden werden. Fest steht: Es ist sehr sehr hell. Vielleicht sollte ich das Zimmer gleich weiß kacheln…

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  • Zu Staub

    Ich wohne jetzt nach Berliner Zeitrechnung ungefähr 77 Jahre in meiner Wohnung, was längst eine Zeit ist, nach der ich zweifle, dass all die aus Versehen erbrachte Zerstörung noch durch die Kaution gedeckt ist, was wiederum egal ist, da ich die noch in D-Mark gezahlt habe und heute am Tag einen höheren Betrag durch Aktien gewinne oder verliere. Was mir aber mehr und mehr und vor allem in Frühjahr und Herbst auffällt, ist der Staub.

    Früher™ hat das hier nicht so gestaubt: Da habe ich monatelang nicht gesaugt, was auch teilweise garnicht ging, nachdem erst die Stromzufuhr meines Staubsaugers ihren Dienst einstellte und nicht weit nach kostenintensiver Reparatur der Sauger in Gänze explodierte und dieser erst eine geraume Zeit später durch ein generisches Saturnprodukt ersetzt wurde. Trotz alledem habe ich all die Jahre im Rahmen der Möglichkeiten eines männlichen Singles für Staubfreiheit zu sorgen versucht – nicht zuletzt, weil ich theoretisch dagegen allergisch bin – und es gelang mir eigentlich.

    Die vermehrte Anzahl weißer Möbel im Raum und unbekannte andere Ursachen allerdings führen aber mehr und mehr dazu, dass ich gefühlt täglich dicke Schichten Kleinstpartikel von Dingen wischen darf, gerade auch im Bad, wo ja nunmal wirklich kein Grund besteht, dass etwas zu Kleinstpartikeln wird. Die Situation beginnt mir etwas über den Kopf zu wachsen und ich fürchte, dass der einzige Ausweg ein Auszug sein wird, was angesichts der unaufhörlich steigenden Mieten und der nachgewiesenen Nutzlosigkeit der bezahlten Okkupation von eventuell sogar mehr Wohnfläche als bisher nicht mehr als totaler Schwachsinn ist. Für wen sollte ich ein zweites Zimmer verbrauchen, oder gar ein drittes?

    Ich kann mir trotzdem gut vorstellen, dass spätestens beim aggressiv niedrigen Sonnenstand im nächsten Frühjahr die allgemeine Wohnungshygiene mich vertreiben wird. Vielleicht nach Neukölln oder Prenzlauer Berg, aber wenn man realistisch ist doch eher nach Zehlendorf oder Bad Salzuflen. Vielleicht ins Heim: Da putzt dann jemand für mich und wendet mich alle acht Stunden. Ach, wäre das schön – und so hygienisch.

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  • Zum Ehrentag

    Menschen gratuliere ich auf andere Weise, Dingen hier auf diesem Wege.

    Nach dem ersten Geburtstag meines Fahrrades feiere ich dieses Jahr, und zwar heute, auch den ersten Geburtstag meines Bettes. Wir haben uns schnell aneinander gewöhnt und sehr viel Zeit miteinander verbracht und mein Rücken hat sich in dieser gemeinsamen Zeit nur einmal einige Tage bösartig gemeldet. Das alles deutet auf eine glückliche und hoffentlich noch lange Beziehung hin und der steht auch nichts im Wege: Selbst wenn die Matratze irgendwann durchgelegen ist und der Rahmen ranzig, ziehe ich einfach auf die komplett ungenutzte linke Seite um. Alles andere wäre ja auch Bettverschwendung und der könnt ruhig ihr anderen euch schuldig machen mit euren überbevölkerten Doppelbetten!

    Zur Feier des Tages habe ich auch heute wieder bis in den Nachmittag hinein gelegen. Was soll man auch sonst machen, wenn man Montags frei hat?

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