Neues vom Schlafbaum
  • Noch natürlich

    Natur

    Natur

    Das Foto allein ist wenig beeindruckend, zeigt es doch überwiegend das Gestrüpp und Dreck, auf das ich tagtäglich schauen darf, wobei ich das Gestrüpp sehr mag. Hinten rechts hängt ein bürgerbewegtes Transparent, das von Millionen zur Naturvernichtung spricht, wobei in der Versammlung letztens „nur“ von 420 Kiloeuro für die Gestaltung des gesamten Wannseegrabens die Rede war, aber sei es drum.

    Schlecht zu erkennen sind auch die Flatterbänder um die Bäume, die gefällt werden sollen, oder sollten?

    Man findet im Internet jeden ollen Antrag für die Bezirksregierung, aber nicht, ob diese angenommen wurden oder nicht. Da heute der Frühling und damit die Vegetationsperiode begann, wovon die Bäume offenbar noch nichts wissen, gehe ich aber davon aus, dass der Antrag der Grünen(!) und SPD zur schnellen Fällung abgelehnt wurde, denn gefällt wurde nicht. Das ist gut, allerdings wüsste ich gern, wie es weitergeht. Auf der Seite der bewegten Bürger steht dazu auch nichts, also kann ich mich nur überraschen lassen und habe offenbar zumindest noch einen Sommer mit ununterbrochenem Blick ins Grüne.

    Und bestimmt finde ich ja bis zur Fällung den Grund, aus dieser Wohnung auszuziehen. Bestimmt…

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  • Dagegen

    Dagegen!

    Dagegen!

    Es gibt eine neue Bürgerinitiative in meiner Nachbarschaft – wie immer einen bemitleidenswert kleinen Haufen von Dagegenseiern.

    Dieses Mal ist man gegen die geplante Bebauung zweier Eckgrundstücke über der U-Bahn am Kleistpark. Es handelt sich in beiden Fällen um teils zugewucherte Bombenlücken und von einer Bebauung wurde bisher wohl abgesehen, weil man Angst um die Statik des U-Bahnhofs hatte. Jetzt soll es doch passieren, weil Berlins Attraktivität es erfordert, dass jeder freie Platz zugebaut wird und das meine ich nicht ironisch.

    Damit ist der Tradition Genüge getan, dass auf jede bauliche Veränderung in der Stadt eine Gruppe stockkonservativer Träumer ihre egoistischen Partikularinteressen (Liebe zu Bäumen und Sonne, oder Angst vor Veränderung) pflegt und als Erhalt von Lebensqualität im Kiez verkauft. Diese Lebensqualität haben sie Samstag schon erfolgreich beeinflusst, indem sie mit ihrer Minidemo den Verkehr auf der Hauptstraße lange genug aufhielten, um ihn sich in sämtliche Nebenstraßen im Kiez ergießen zu lassen. Der Verkehrsstillstand passte gut zu den Gesichtern der Protestler.

    Mir erschließt sich nicht, was an den beiden Flächen erhaltenswert ist: Auf der einen Seite ist ein Autohandel, also ein ähnlich attraktives Gewerbe wie Wettbüros oder Systemgastronomen, auf der anderen Seite der Biergarten eines Griechen und ein S-Bahnwagen, in dem preisintensive Cocktails angeboten werden. Laut Protestler sind das interkulturelle Einrichtungen und soziale Treffpunkte, dabei sind es eher seit jeher privat und kommerziell genutzte Flächen und ein Schimpfen gegen böse kapitalistische Investoren verbietet sich damit. Einzig die Notdurftverrichtung der Alkoholiker im Gestrüpp verlief unentgeldlich, ist in meinen Augen aber nicht schützenswert.

    Dass sich durch die Demo weniger Duzend mittelalter Frauen (trotz einiger zerknitterter Langhaariger war die Gruppe testikelfrei), die den Rauch-Haus-Song missbrauchten, dass man Rio aus 500 Metern Entfernung rotieren hörte, die Entwicklung in der Stadt aufhalten ließe, glauben höchstens sie selbst: Bei Mietforderungen wird schon jetzt überall das großzügige gesetzliche Maximum ausgenutzt und Häuser mit günstigen Mieten (wie meines) dürfen heute garnicht mehr gebaut werden. Teurer wird Wohnraum in Berlin nur noch durch steigende Nachfrage bei stagnierendem Angebot.

    Zugegeben brauche ich das geplante Hotel/Studentenwohnheim an der Ecke nicht und die Finanzierungspläne beziehungsweise die beteiligten Leute und Firmen wirken tatsächlich etwas seltsam, aber dagegen einfach nur „nein“ zu schreien ist billig. Sinnvoller und irgendwie auch demokratischer wäre es, dem Bezirk unter die Arme zu greifen, damit er nicht übers Ohr gehauen wird und damit das passiert, was wirklich notwendig ist:

    Jede Lücke mit Wohnungen zum wirklich Bewohnen (nicht zur Spekulation) für all die neuen Berliner zu bauen, die sich diese leisten können. Die Wohnungen der heute gesehenen Protestierer werden leider erst in frühestens zwanzig Jahren frei (und meine noch viel, viel später).

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  • Wut im Kiez

    Neulich ging es noch um einen Neubau und im dortigen Kampf ist man mittlerweile bei einem Plakat angelangt, auf dem steht, dass mit dem Grundstück viel Geld gemacht würde. Ob ich nicht weiß, was ich dagegen tun könnte, oder nicht weiß, ob ich was dagegen tun will, aber mein Gedanke dazu war „ja, was denn sonst?“

    Aber auch in mein Blickfeld schiebt sich nun die städtebauliche Veränderung in Form einer parkähnlichen, „sportbetonten Spielfläche“Externer Link zwischen unserer Straße und der S-Bahn. Bisher ist dort Urwald mit Füchsen und impertinent zwitscherndem Fluggetier, aber ich mag den, weil er die Sicht auf die Bahn nimmt und im Sommerwind rauscht wie das Meer.

    Nun munkeln Nachbarn und Flugblätter, es sollen Bäume gefällt werden. Ein genaues Bild darüber wollte ich mir heute im Rathaus machen, aber da weiß man mit der Kälte von Gebäude und Beamtentum umzugehen um den kleinen Mann in die Flucht zu schlagen (naja, einmal war besetzt und einmal abgeschlossen).

    Daher verlasse ich mich auf Aussagen aus zweiter Hand, wenn sich am Donnerstag die Nachbarschaft trifft, um das weitere Vorgehen zu beraten. Ich fürchte, es wird dabei schon genug Wut und Hysterie herrschen, um konstruktives Handeln ausreichend zu erschweren und darum bleibe ich wohl Beobachter.

    So lange ich noch davon ausgehen kann, dass man mir nicht den kompletten Sichtschutz vor der Nase wegfällen wird, wird es bei mir weder für Hysterie oder Wut und erst Recht nicht zu dem (neben der mir fremden Liebe) einzigen wahren konstruktiven Gefühl genügen: dem Hass.

    Das kann sich aber ändern, sollte ich in Zukunft freie Sicht auf eine Skaterbahn oder einen Basketballplatz haben. Bei Beachvolleyball wäre ich unter Auflagen verhandlungsbereit.

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  • Man kann alles Gentrifizieren

    Mehr Leben

    Mehr Leben

    Endlich ist es soweit: Auch in Sichtweite meiner Wohnung wird eine Bombenlücke mit exklusiven Eigentumswohnungen gefüllt. Grundsätzlich sieht das Haus für meinen Geschmack garnicht so schlecht aus, aber die Internetseite weiß professionell Unmut hervorzurufen: „Ein Ort der Ruhe“ ist eine gewagte Beschreibung für ein Haus 40m von der S1 entfernt. Dass man seine gehobene Badausstattung aus einem separaten Katalog auswählt ist reichlich abgehoben und dass mit dem tollen Kiez geworben wird, den man selbst gerade zu verändern beginnt, ist mindestens unsensibel. Neben der S-Bahn werden auf der Internetseite übrigens auch die Quadratmeterpreise deutlich über 3000 Euro verschwiegen.

    Fragen

    Fragen

    Auch wenn das Niveau des Crellekiezes sicherlich sinken wird, je mehr die Straße zum Parkplatz für die Besucher der Shishabar am südlichen Ende verkommt, sind die jetzigen Bewohner in meinen Augen von Art und Anspruch noch relativ nah an ihren neuen Nachbarn dran und sehen auf jeden Fall auf mein Haus und was nördlich dahinter kommt mit leichter Abscheu herab. Trotzdem gibt es auch hier Menschen, die ihren Kampf gegen den Neubau mit allen Klischees von Farbbeutel bis Hitlerbärtchen aufgenommen haben und sich lediglich dadurch von ihren ebenfalls unpolitischen Freunden in Kreuzberg unterscheiden, dass sie auch Infoblättchen bereithalten.

    Ich muss ja gestehen, dass ich einen Moment darüber nachgedacht habe, mein Geld auch mal zu Beton werden zu lassen, aber angesichts der Preise und der Tatsache, dass man mich eventuell verständlicherweise als Bewohner dort hassen würde, ziehe ich es weiterhin vor, es auf dem Konto auf seine Entwertung warten zu lassen – macht auch weniger Arbeit.

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