Neues vom Schlafbaum
  • Musik: Trail of Dead

    IXGefühlt alle Jahre wieder (tatsächlich aber nur alle zwei) schreibe ich über eine Platte von Trail of Dead. Gefühlt wiederholt sich auch das Geschriebene, denn allzu viel ändert sich bei den Erzeugnissen der Kapelle nicht, was grundsätzlich nichts schlechtes bedeutet, denn ihre Musik ist und bleibt eine beliebige Kombination aus den Begriffen Alternative/Post/Punk/Rock/Core auf höchstem Niveau.

    Allerdings gab es auch schon länger nichts ergreifend neues mehr: Mal zitiert man seine frühen Jahre, wie auf der letzten Platte, mal die epischen Klänge von vor inzwischen auch schon zehn Jahren, die instrumentalen Einwürfe in oder zwischen den Stücken wirken nicht bemüht, aber auch nicht überraschend, die ausufernden Anhängsel an einigen Stücken sind genau da, wo man sie erwartet und leider mittlerweile vielleicht deshalb garnicht mehr wahrnimmt. Der Wahrnehmung entziehen kann sich dieses Mal leider nicht der Sound, denn der ist wie immer absolut perfekt: Jeder Lärm, jede Trommel steht genau da im Raum, wo sie hingehört. Im Gegensatz zur letzten Platte können die Stücke diese Perfektion aber nicht so sympathisch rüberbringen, sondern tragen sie eher als Ballast. Was letztes Mal zumindest schmutzig komponiert erschien, ist dieses Mal wieder arg seriös.

    Es ist dennoch wie anfangs geschrieben eine sehr gute Platte. Aus der Plattenhistorie der Band folgere ich, dass in ein oder zwei Jahren wieder der ganz große, langweilige Bombast kommt, daher muss ich wohl nächste Woche aufs Konzert gehen, denn zur nächsten Platte wird mir das zuviel sein.

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  • Musikempfehlung: Mono

    The Last DawnFür mich aus dem Nichts brachten Mono in der vergangenen Woche gleich zwei Alben raus, wobei eine davon – „Rays of Darkness“ – in meinen Ohren einen Hauch Mogelpackung ausstrahlt, sind doch sechseinhalb Minuten Lärm drauf und ist das erste Stück selbst für Postrock enervierend repetitiv. Das berücksichtigt hätte das Gesamtwerk auch auf eine CD gepasst, aber wer weiß das besser als Japaner.

    Nun sind es zwei Platten geworden, die selbstverständlich Pflichtkäufe sind. „The Last Dawn“ ist kurz gesagt und wie erwartet wunderschön: Sie beginnt etwas im positiven Sinne „einfach“, vielleicht beliebig, klingt nicht ganz so fett wie die letzten beiden Alben und erst Recht nicht wie die alten, sondern ist vielseitiger instrumentiert und durch ungewohnt kurze Stücke (zwei unter sieben Minuten) insgesamt abwechslungsreicher. Trotz vermehrtem Klavier- und sogar Bläsereinsatz, dafür mit weniger dramatischen Streichern sondern überwiegend fast guten Stimmung bleibt es Mono und damit ein schönes Geschenk für einen fiesen Herbst und unerträglichen Winter.

    Mit „Rays of Darkness“ kann ich wie gesagt derzeit noch nicht so viel anfangen, aber vielleicht ist die mit mehr Gitarren, Growls und Lärm auch eigentlich für den Winter gedacht. Ich werde es sehen.

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  • Musikempfehlung: Die Sterne

    fidfHach, Ankündigungen wie im letzten Artikel setzen mich immer so unter Druck. Der möge nun von mir abfallen:

    Die Sterne haben mich vor Jahren verloren, weil sie sich offenbar eine Weile selbst einordnen mussten. Sie waren davor aber zu gut, um ihnen Chancen zu nehmen, daher hatten sie mit der neuen Platte wieder eine und die haben sie ziemlich genutzt. Die Musik findet zurück zu Zeiten von „Posen“ oder noch früher und die Texte möchten jederzeit zitiert werden:
    „Kein Punk ist in der Lage, seinen Deckel zu bezahlen.“
    „An alles Schöne muss es immer wieder seine schmutzigen Hände legen.“
    „…auch wenn ich mich an mich nicht erinnern kann.“
    „Ich würd‘ gern noch nicht sterben und euch damit zu ähnlich werden.“

    Die Platte ist musikalisch anspruchsvoll im Sinne von enervierend, am Ende zieht es sich doch teilweise brutal, aber sie trifft den Ton der Zeit. Auch sie funktioniert aber nur mit dem Bonustrack, denn ohne dieses steht man irgendwie am Ende doof da.
    „Posen“ war damals ein Gesamtkunstwerk und flutschte musikalisch wie textlich locker durch. Musikalisch fehlt das der neuen, oder mir fehlt die Stimmung für Brocken wie „Der Bär“ oder „Miese kleine Winterstadt“ und auch teils „Innenstadt Illusionen“. Für meinen Geschmack fehlt etwas mehr Leichtigkeit, um sagen zu können, dass diese Platte in zehn Jahren als Meisterwerk gefeiert werden wird, wenn wir dann in unseren Höhlen noch Strom zum Hören haben.

    Weil ich es nicht lassen kann: mehr musikalisches aus Hamburg/Bad Salzuflen nach Samstag.

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  • Musik: Niels Frevert

    Paradies der gefälschten DingeNiels Frevert hat mich mit erstaunlichen Worten und angenehmer Musik auf seinen ersten beiden Platten so beeindruckt, dass ich ihm bei jeder neuen Platte eine Chance geben werde. Die hat er bei seiner letzten nicht genutzt und auch die aktuelle weis Kredite auszuschöpfen. Die letzte war echt nicht gut, diese ist es aber im Grunde eigentlich ziemlich, aber…

    Vielleicht beginnt sie etwas forsch und verkennt, dass dieses Niveau nicht gehalten werden kann, vielleicht stören mich die künstlichen Geigen- und Bläserarragements – ich musste mich auf jeden Fall etwas durchwühlen. Vielleicht wäre eine Veröffentlichung im Winter der Gesamtstimmung angemessener gewesen. Vielleicht sollten die Lieder auch länger als drei Minuten sein, oder die Themen griffiger sein, damit die Wortspiele Substanz bekommen könnten.

    So gerne ich sagen würde, dass der Herr noch immer gute Musik macht, muss ich leider sagen, dass er offenbar auf andere Weise alt geworden ist, als ich. Er wird mit seinen Texten viele Leute bewegen und ich freue mich dafür. An mich kommt er trotz der großartigen Single nicht mehr heran – sehr schade.

    Mehr musikalisches aus Hamburg in Kürze.

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