Neues vom Schlafbaum
  • Noch natürlich

    Natur

    Natur

    Das Foto allein ist wenig beeindruckend, zeigt es doch überwiegend das Gestrüpp und Dreck, auf das ich tagtäglich schauen darf, wobei ich das Gestrüpp sehr mag. Hinten rechts hängt ein bürgerbewegtes Transparent, das von Millionen zur Naturvernichtung spricht, wobei in der Versammlung letztens „nur“ von 420 Kiloeuro für die Gestaltung des gesamten Wannseegrabens die Rede war, aber sei es drum.

    Schlecht zu erkennen sind auch die Flatterbänder um die Bäume, die gefällt werden sollen, oder sollten?

    Man findet im Internet jeden ollen Antrag für die Bezirksregierung, aber nicht, ob diese angenommen wurden oder nicht. Da heute der Frühling und damit die Vegetationsperiode begann, wovon die Bäume offenbar noch nichts wissen, gehe ich aber davon aus, dass der Antrag der Grünen(!) und SPD zur schnellen Fällung abgelehnt wurde, denn gefällt wurde nicht. Das ist gut, allerdings wüsste ich gern, wie es weitergeht. Auf der Seite der bewegten Bürger steht dazu auch nichts, also kann ich mich nur überraschen lassen und habe offenbar zumindest noch einen Sommer mit ununterbrochenem Blick ins Grüne.

    Und bestimmt finde ich ja bis zur Fällung den Grund, aus dieser Wohnung auszuziehen. Bestimmt…

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  • Neues aus der Lokalpolitik

    Letzte Woche war ich erstmals Gast bei einer Sitzung von Bezirkspolitikern, wenn auch nur beim Ausschuss für Stadtentwicklung. Der Grund waren die Bäume, oder eher mal zu schauen, wer sich da so herumtreibt, sowohl in den Reihen der Politikerähnlichen, als auch denen der Besucher. Es genügten dafür wenige Schubladen und die Stunde, die ich dort ausgehalten habe, verlief so ähnlich, wie ich mir Politik am Ende der Demokratie vorgestellt habe:

    Zum Bürgerantrag zur Ablegung des Bauvorhabens bei mir am Markt wurde Beschlossen, dass es in diesem Ausschuss nichts dazu zu beschließen gibt, sondern im Ausschuss für Verkehr und Grünflächen, der aber erst nach der BVV stattfindet, in der darüber entschieden wird, ob das Bauvorhaben umgesetzt wird. Bis zur Sitzung des zuständigen Ausschusses soll schon gefällt sein, denn dann droht die Schonzeit.

    Es folgte ein Architekt, der seine Planung für das Haus an der Ecke am Kleistpark vorstellte. Dieses passt sich äußerlich sehr schönExterner Link an den gegenüberliegenden Bau aus ehemaligen Reichshauptstadtplänen an und soll Platz für 115 Studentenappartements mit Quadratmeterpreisen jenseits der 15 Euro bieten, um es sehr knapp und hoffentlich nicht abmahnwürdig zusammenzufassen. In der folgenden Diskussion fand ich es bemerkenswert, mit welcher Ruhe jeglicher Fragesteller hinnahm, dass keine einzige Frage beantwortet, sondern direkt zum nächsten Fragesteller übergegangen wurde und im Kern ging es in etwa darum, dass genaue Pläne zur Verträglichkeit des Gebäudes für das Umfeld erst nach Baugenehmiung erstellt werden könnten, die erst erteilt werden kann, wenn die genaueren Pläne bekannt seien. Dass der Investor direkt hinter einer bestimmten Fraktion saß und fleißig tuschelte, ist offenbar normal. Einige Fragen waren durchaus interessant, beispielsweise, wo 115 Studenten, die offenbar Geld genug für das Appartement haben, ihr Auto, für das das Geld dann auch noch reichen wird, parken sollen, wenn es nur 15 Stellplätze gibt (und in der Umgebung bekannterweise keinen einzigen). Oder wie man verhindern kann, dass aus dem Appartements später Eigentumswohungen würden. Letzteres würde durch die Baugenehmigung verhindert (was man aber jederzeit wieder ändern könnte), meinte Frau Klotz.

    Dann gab es ein paar Anträge verschiedener Fraktionen, die jeweils von allen anderen abgelehnt wurden, Piraten und Linke fielen wenn nur durch ungebührliches Benehmen auf und die bewegten Bürger sahen ebenfalls genau so aus, wie ich sie mir vorstellte, also überwiegend mittelalt, weiblich und frustriert.

    Ich könnte stundenlang so weiter erzählen, aber lasse es lieber. Ob ich mir in dieser Woche die BVV antue, in der neben dem Antrag der CDU zur Ablehung des Fällens der Bäume noch zwei, drei interessante Sachen neben viel dekadentem Luxus wie „Umbenennung des Tempelhofer Felds“ besprochen werden, kann ich nicht sagen. Die CDU lehnt das Bauvorhaben am Marktplatz übrigens nicht ab, weil Bäume gefällt werden müssten (was die Grünen an dieser Stelle übrigens super findenExterner Link, aber am Kleistpark ablehnen), sondern weil der Ablauf ein schlechtest Bild auf die Bürgerbeteiligung werfen würdeExterner Link. Immerhin.

     

    Um nochmal meinen Standpunkt klarzustellen: Ich bin für den Bau am Kleistpark, wenn man sicherstellt, dass sich der Bezirk nicht über den Tisch ziehen lässt, insbesondere für den Bau auf der gegenüberliegenden Brache und für den Bau des Weges am Markt, aber gegen den Durchgang zum Markt, denn Müllwege haben wir schon genug.

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  • Zeit für Protest

    Es war schon einmal einfacher, ein Thema für einen Artikel zu finden, da die meisten Fragen derzeit ein paar Nummern zu groß sind. Warum mahnwachen 3000 Menschen, nachdem ein Mann erstochen, aber niemand, nachdem eine schwangere Frau lebendig verbrannt wurde? Muss das sein, dass diffuse Feinde wie „die Märkte“, oder „die Regierung“ keinen einzigen Unzufriedenen auf die Straße bringen, „der Moslem“ aber sofort zehntausende? Wenn ich zwischen Rente und Schweineschnitzel entscheiden müsste, wüsste ich aber, was wofür die Voraussetzung ist (außer bei Schlachtern).

    Aber bevor jetzt alle „o weh“ rufen schnell zum eigentlichen, weil total unverfänglichen Thema: Bäume. Es hängen mal wieder Plakate in der Nachbarschaft, in der auf die Fällung von Bäumen hingewiesen wird, sowie auf eine Sitzung der BVV, in der es aber laut Internet um Bildung und Kultur geht anstatt um Bäume und die ich deshalb wohl nicht besuchen werde. Ein Ableger der hier schon öfters besprochenen Initiative hat offenbar Informationen über die Pläne, die man in diesem Internet verdammt nochmal nicht findet, nach denen aber im Rahmen der Umgestaltung des Geländes neben der S-Bahn 91 Bäume gefällt werden sollen Zur Anschauung hat Initiative oder Bezirk diese schon einmal mit Geschenkband umschleift. Soweit ich das heute erkennen konnte, sind wesentlich mehr als 91 Bäume markiert, wobei viele davon vielleicht auch als Gebüsch durchgehen. Aus meiner Sicht ist das nicht notwendig, denn der Weg ist schon breit genug und insbesondere eine geplant fünf Meter breite Schneise vom Marktplatz zum Bahngelände würde mich zum Gegner des Umbaus machen, denn nicht nur gibt es zehn Meter weiter schon eine genau solche, die derzeit noch Zugang zur Baustelle ist, aber als öffentlicher Zugang genauso funktioniert und außerdem kann ich aus Erfahrung voraussehen, was passiert, wenn es einen Zugang direkt vom Marktplatz gibt: Das ganze Gelände wird zweimal wöchentlich zugeparkt und spätestens nach einem Monat stehen dort größere Mengen aussortierter Möbel zwischen sonstigem Hausmüll.

    Ich werde das Thema und die Inititative weiter verfolgen, irgendwann vielleicht ihre Internetseite verlinken, wenn dort mehr steht als nichts ohne Impressum und vielleicht auch mal auf die Straße gehen, denn wenn ich zwischen Schweineschnitzeln und Bäumen entscheiden müsste…

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  • Dagegen

    Dagegen!

    Dagegen!

    Es gibt eine neue Bürgerinitiative in meiner Nachbarschaft – wie immer einen bemitleidenswert kleinen Haufen von Dagegenseiern.

    Dieses Mal ist man gegen die geplante Bebauung zweier Eckgrundstücke über der U-Bahn am Kleistpark. Es handelt sich in beiden Fällen um teils zugewucherte Bombenlücken und von einer Bebauung wurde bisher wohl abgesehen, weil man Angst um die Statik des U-Bahnhofs hatte. Jetzt soll es doch passieren, weil Berlins Attraktivität es erfordert, dass jeder freie Platz zugebaut wird und das meine ich nicht ironisch.

    Damit ist der Tradition Genüge getan, dass auf jede bauliche Veränderung in der Stadt eine Gruppe stockkonservativer Träumer ihre egoistischen Partikularinteressen (Liebe zu Bäumen und Sonne, oder Angst vor Veränderung) pflegt und als Erhalt von Lebensqualität im Kiez verkauft. Diese Lebensqualität haben sie Samstag schon erfolgreich beeinflusst, indem sie mit ihrer Minidemo den Verkehr auf der Hauptstraße lange genug aufhielten, um ihn sich in sämtliche Nebenstraßen im Kiez ergießen zu lassen. Der Verkehrsstillstand passte gut zu den Gesichtern der Protestler.

    Mir erschließt sich nicht, was an den beiden Flächen erhaltenswert ist: Auf der einen Seite ist ein Autohandel, also ein ähnlich attraktives Gewerbe wie Wettbüros oder Systemgastronomen, auf der anderen Seite der Biergarten eines Griechen und ein S-Bahnwagen, in dem preisintensive Cocktails angeboten werden. Laut Protestler sind das interkulturelle Einrichtungen und soziale Treffpunkte, dabei sind es eher seit jeher privat und kommerziell genutzte Flächen und ein Schimpfen gegen böse kapitalistische Investoren verbietet sich damit. Einzig die Notdurftverrichtung der Alkoholiker im Gestrüpp verlief unentgeldlich, ist in meinen Augen aber nicht schützenswert.

    Dass sich durch die Demo weniger Duzend mittelalter Frauen (trotz einiger zerknitterter Langhaariger war die Gruppe testikelfrei), die den Rauch-Haus-Song missbrauchten, dass man Rio aus 500 Metern Entfernung rotieren hörte, die Entwicklung in der Stadt aufhalten ließe, glauben höchstens sie selbst: Bei Mietforderungen wird schon jetzt überall das großzügige gesetzliche Maximum ausgenutzt und Häuser mit günstigen Mieten (wie meines) dürfen heute garnicht mehr gebaut werden. Teurer wird Wohnraum in Berlin nur noch durch steigende Nachfrage bei stagnierendem Angebot.

    Zugegeben brauche ich das geplante Hotel/Studentenwohnheim an der Ecke nicht und die Finanzierungspläne beziehungsweise die beteiligten Leute und Firmen wirken tatsächlich etwas seltsam, aber dagegen einfach nur „nein“ zu schreien ist billig. Sinnvoller und irgendwie auch demokratischer wäre es, dem Bezirk unter die Arme zu greifen, damit er nicht übers Ohr gehauen wird und damit das passiert, was wirklich notwendig ist:

    Jede Lücke mit Wohnungen zum wirklich Bewohnen (nicht zur Spekulation) für all die neuen Berliner zu bauen, die sich diese leisten können. Die Wohnungen der heute gesehenen Protestierer werden leider erst in frühestens zwanzig Jahren frei (und meine noch viel, viel später).

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