Strahlend
Ich kann verstehen, dass die Zeitungen keine Lust haben, andauernd zu schreiben, wie kaputt die westliche Demokratie und das herrschende Finanzsystem sind und wir uns alle gemeinsam sehenden Auges zurück ins Mittelalter schießen. Ich kann auch die Energiekonzerne verstehen, dass sie vor unmöglichen Risiken warnen – in dieser überhysterisierten Welt, in der leere Koffer am Bahnhof gesprengt werden, Tempo 10 auf brüchigen Berliner Straßen ausgerufen wird und Menschen zwar auf dem Gehweg radfahren, aber auf jeden Fall mit Helm, damit bloß niemandem etwas passiert, aber gibt es dafür wirklich keine bessere Ablenkung als eine partielle Sonnenfinsternis?
Ich habe während des heutigen, bemitleidenswert uninteressanten Zwielichts partiell geschlafen und partiell meinen iMac erneut in den Apple Store gebracht und weder ich noch jemand, den ich sah, hat besonders Notiz von diesem angeblich so aufregenden Naturschauspiel genommen.
Ich will dabei nichts gegen Sonnenfinsternissen sagen: 1999 gab es eine komplette solche und ich erinnere mich daran, dass damals für wenige Minuten eine wunderschöne, sehr gespenstische und absurd friedliche Stimmung herrschte, wie ich sie sonst noch nie erlebt habe, aber die war eben auch total.
Heute dagegen gab es nichts zu sehen, also bitte weitermachen mit der Entwertung unseres Geldes, der Sprengung von Koffern, der größtmöglichen Koalierung und besonders schnell bitte mit der Reparatur meines iMacs.