Neues vom Schlafbaum
  • Besuch aus der Heimat

    Wurst

    Wurst

    Am Wochenende befand ich mich ja in einem Zentrum des Grünkohlgenusses, daher war dieser länger Thema und in diesem Rahmen unterlag ich dem Missverständnis, es gäbe tatsächlich in diesem kulturlosen Berlin irgendwo Kohlwurst zu kaufen. Der normale Berliner Prozess tagelanger Vorfreude mit folgender Enttäuschung, als ich im Rewe eben doch keine solche Wurst fand, brachte mich zum Äußersten: Einer Lebensmittelbestellung im Internet.

    Nahe meiner Heimat versendet ein Schlachter alle möglichen, schönen Dinge aus Tieren in die Welt, unter anderem Kohlwurst und Sommerwurst und diese kamen nach zwei Tagen mit der Rechnungsnummer 00000002 wohlbehalten bei mir an.

    Vor dem Kochen fiel mir auf, dass ich in meinem ganzen Leben noch keine ungekochte Kohlwurst gesehen habe und daher belästige ich den Leser lieber mit einem Foto des fertigen Essens.

    Auch wenn es noch keinen Frost gab, auch wenn es zuhause am besten schmeckt: Es ist schon ziemlich großartig und ich freue mich auf die nächsten fünf Portionen.

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  • Reisetagebuch

    Es waren Sachzwänge, die mich im Dezember dreimal zwangen, entgegen meiner Überzeugung, mich nicht weiter zu bewegen, als das Fahrrad trägt, in die Heimat und zurück zu fahren. Statt Rad wagte ich es, die Bahn zu nehmen, ob wohl die ja selbst eindringlich davor gewarnt hat. Letzte Woche habe ich noch groß getönt, dass alles garnicht schlimm gewesen sei, aber jetzt muss ich mir doch einmal die Geschehnisse von der Seele schreiben, damit ich mich nicht mehr ärgere.

    Alle drei Fahrten habe ich direkt am Tag der Veröffentlichung des Winterfahrplans über das Internet bestellt, was möglicherweise in weniger als einer Stunde funktioniert hat – ich weiß es schon nicht mehr. Bei zwei Fahrten konnte ich keine Reservierung dazu buchen: dieses war über knapp fünf Wochen „derzeit nicht möglich“. Kurz vor der Fahrt ging es dann doch für den doppelten Preis und so kam ich insgesamt auf 228 Euro für dreimal hin und zurück, halb ICE, halb IC.

    Die erste Hinfahrt mit ICE verlieft sorgenfrei mit Sitzplatz und nur 20 Minuten Verspätung. Die Rückfahrt mit IC war schwieriger, weil es den Wagen nicht gab, in dem meine Reservierung gewesen wäre. Trotzdem finde ich einen Sitzplatz und sitze auch ordentlich. Ich hole mir einen Stempel im Startbahnhof und 4,50 Euro im Zielbahnhof zurück. Verspätung unwesentlich.

    Die zweite Hinfahrt habe ich Glück, denn obwohl statt des erwarteten ICs ein Zug mit Museumswagen und ausschließlich auf 45 Grad geheizten Abteilen heranfährt, finde ich einen Sitzplatz, auf dem zufällig die Nummer meiner Reservierung steht. Vielen anderen geht es nicht so, aber das ist mir egal. Wir sind fast pünktlich und haben alle überlebt, obwohl ein herrenloser, kleiner, blauer Koffer an Bord war.

    Die letzte Reise war etwas stressiger. Der Zug ist schon in Berlin 10 Minuten zu spät, weil schon am Ostbahnhof versucht wurde, alle Passagiere der drei ausgefallenen Züge vom Vormittag mit aufzunehmen, obwohl unser Zug nur halb so lang ist wie üblich. Ich habe Glück, dass es meinen Wagen, meinen Platz und eine nette, junge Dame gibt, die diesen auch frei macht. Dafür gibt es für sie Schokolade. Vor Wolfsburg liegt dann ein anderer Zug auf der Strecke, so fahren wir über das schöne Stendal, wo dann die Oberleitung eingefroren ist und der Güterzug, der diese für uns freimachen soll vor uns liegenbleibt. Ab Hannover hat sich die Lage normalisiert und wir kommen daher auf nur 226 Minuten Verspätung. Die Stimmung im Zug war gut, es hat sich die ganze Zeit kein Schaffner blicken lassen. Die letzte, soeben beendete Rückfahrt war anders: Dieses Mal gab es meinen Wagen nicht, der Zug hatte schon in Bielefeld 20 Minuten Verspätung und nachdem ich bis Hannover gestanden habe, fand ich einen Platz im Speisewagen, wo ich gezwungen wurde, einen Kaffee zu trinken, zu dem ich dem Kellner noch 10 Cent Trinkgeld für seinen Mut gegeben habe. In Berlin waren es dann 45 Minuten, aber das ist ja fast erträglich.

    Morgen geht es ins Reisezentrum, Geld zurückholen. Ich rechne mit 22 Euro, sonst gibt es Ärger. Was Ärger ist, weiß ich ja jetzt.

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  • Halbwegs erfolgreich

    Kamele (Dromedare)

    Kamele (Dromedare)

    Es ist nicht mehr wie früher. Das Feiern wird anstrengender, die meisten machen eh nicht mehr mit, weil Kind oder Frau sie nicht lässt und dann ist beim Weihnachtsmarkt auch immer Winter. Kläschen ist kein unverzichtbares Erlebnis mehr.

    Immerhin habe ich wieder etwas mitgenommen, wenn auch dieses Mal kleiner, denn dieses Jahr gab es beim Kentucky Derby Kamele, die so cool waren, dass wir uns alle unbedingt eines verdienen mussten (was mit unseren Fähigkeiten an Ball und Brieftasche ja kein Problem darstellt). Zwischenzeitlich hatten wir vielleicht genug, um sie gegen eine blonde Frau zu tauschen, aber die anderen Kamelbesitzer hatten alle schon eine…

    Jetzt ist mein Schaf nicht mehr alleine, also hat sich das Wochenende doch gelohnt. Und im Gegensatz zum Schaf wurde ich auf das Kamel tatsächlich ein Mal von soetwas angesprochen, was Theoretiker „Frau“ nennen würden. Gott sei Dank war das nicht ernst.

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  • Einer gewinnt. Immer.

    Armes Schaf

    Armes Schaf

    Nach über zwei Tage verteilten drei grandiosen, verdienten und sportlichen Siegen im Kentucky Derby wollte ich am Kläschenwochenende meinen verdienten Lohn abholen, als innerhalb von Sekunden die Bude zumachte, weil es zu regnen begann (was es den ganzen Tag schon immer wieder tat). So blieb mir nicht viel Zeit zur Auswahl und ich entschied mich schnell, einem armen, schwarzen Schaf ein neues Heim zu geben, das zu seiner Farbe auch noch mit dem Schriftzug „I love you“ unter der rechten Hufe gezeichnet war. Meine Idee war eigentlich, das Tier auf dem Weg nach hause einer holden, jungen Bauersfrau ohne Forderung von Gegenleistung in die Hand zu drücken, aber ich kam logischerweise nicht mal in die Nähe einer solchen Gelegenheit.

    So durfte das Tier die Reise in die Großstadt antreten und wartet nun hier die nächsten Jahrzehnte auf eine Möglichkeit, dieses Zimmer zu verlassen. Armes Schaf.

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