Neues vom Schlafbaum
  • Fast Teil der Moderne

    Als Freund des kleinen, hochfrequenten Einkaufens, treibt es mich mindestens alle zwei Tage in den Supermarkt, um für Kleinstbeträge Dinge des täglichen Verschlingens zu erwerben und zu hoffen, dass Frau S. an der Kasse sitzt und lächelt.

    Sowohl bei mir am Platz als auch am Verlag ist das Ziel dafür Reichelt, weil da Billig und Exklusiv ganz anständig nebeneinander hausen. Gezahlt wird in Bar und nein – ich habe keine Deutschland-Card. Was ich kaufe, geht niemanden an, denn sonst steht die Krankenkasse vor der Tür.

    Neuerdings kann man dort per Mobiltelefon bezahlenExterner Link. Dazu tippt man an der Kasse irgendeinen Code in sein Telefon und fühlt sich cool – oder dämlich, wenn man keinen Empfang hat. Der Bezahltaktik der Zehlendorfer Witwen aber wäre man in beiden Fällen voraus.

    Ich war kurz davor, mich anzumelden und das ganze mal auszuprobieren, aber der Anmeldeprozess zog sich hin und endete in meinem Fall bei der Frage nach meiner Personalausweisnummer. Schlimm genug, dass ich Personal dieses Landes bin, meine Nummer aber weiß noch nicht einmal ich und dabei wird es auch bleiben. So brach ich die lange Anmeldung ab und zahle daher zukünftig weiterhin mit diesem komischen Bargeld. Vor allem in Zehlendorf werde ich das in Kürze wieder besonders aufgeregt machen, denn ein Automat gab mir letztens aus Witzigkeit grüne Scheine und wo anders als dort sollte man diese wieder loswerden?

     

    Weil es dazu passt: Ich habe heute meinen ersten neuen Fünfeuroschein bekommen. Oder Falschgeld – muss ich noch recherchieren. Der neue Schein hat übrigens vereinzelte AkzeptanzproblemeExterner Link – kenne ich…

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  • Wolkensektenfreiheitsquatsch

    „Das Leben ist immer ein Abwägen zwischen absoluter Freiheit und Einfachheit.“ Welcher gutmütige Diktator hat dieses Zitat von Steve Jobs nicht schonmal zumindest gedacht? Mir fiel es wieder ein, als ich etwas über die WolkeExterner Link nachgedacht habe, die jetzt seitens Apple aufzieht.

     

    Von Wolken wird ja schon länger geredet. Wenn jemand in einem IT-Projekt irgendwo nicht mehr weiter weiß, packt er alles in eine Wolke. Die Idee ist nicht neu: Schon damals in meiner Ausbildung war das Internet lediglich eine Wolke im Raucherzimmer der Berufsschule. Einige Firmen bieten auch schon Wolken an und manchmal geht auch mal etwas schiefExterner Link, aber es bleibt das ganz große Ding bei Computerexperten.

    Auf Gedanken zum Datenschutz wird dabei weitgehend verzichtet. Wer kann lesen, was ich in die Wolke speichere? Was passiert, wenn es auf einmal nicht mehr in der Wolke ist? Was ist, wenn es in der Wolke ist, aber da bleibt, weil ich gerade kein Internet habe, aber die Daten ganz dringend brauche?

    Kurz: Sind meine Daten noch frei?

     

    Diese Gedanken macht sich der normale Computernutzer eh nicht, der täglich bei Facebook seinen 200 Freunden mitteilt, wo er ist und daher ist es wieder einmal nur konsequent, es wie Apple zu machen und die Wolke einzuführen, ohne dass man es merkt. Und damit wären wir bei der Einfachheit. Viele Funktionen von iCloud lesen sich toll: Ich muss nichts machen und trotzdem stehen mir jederzeit überall aktuell meine Daten zur Verfügung: mein Adressbuch, mein Terminkalender (als ob ich die nicht auswendig könnte), Dokumente, Bookmarks, Links, Programme und die kompletten Einstellungen meines Macs.

    Um all das derzeit weitgehend sicherzustellen, habe ich erheblichen Aufwand, denn ich bin beispielsweise einer der wenigen Menschen ohne Google Account. Ich denke, ich werde Apple mit diesen Funktionen eine Chance geben. Die wissen eh schon so viel über mich, dass der Erkenntnisgewinn durch diese neue Datensammelei minimal ist und sie machen es eben am ehesten so, wie ich es mir wünsche: so, dass ich mich nicht darum sorgen muss (abseits der oben gestellten Fragen).

     

    Das neue Betriebssystem ist übrigens ebenfalls sehr nett. Es verändert Dinge sehr behutsam, aber man sieht, wohin es gehen wird: natürlichere Bedienung, weg von der Datei- und Ordnerorientierung hin zur Dokumentenorientierung, intelligente Automatisierung lästiger oder komplizierter Aufgaben. Es ist nichts, das es nicht schon irgendwo gibt, aber wie beim iPhone ist es hier einfach selbstverständlicher. Man muss nur loslassen können.

    Wenn ich das hier so lese, kann ich die Leute verstehen, die Apple für eine Sekte halten, aber dann bin ich halt Apple-Jünger. Im Gegensatz zu Jesus steht mein iMac wenigstens direkt vor mir.

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  • Die Daten sind frei

    Eigentlich wollte ich ja nicht darüber schreiben, was letzte Woche zum iPhone durch die Presse wehte. Die Angaben, die dort gemacht wurden, waren nämlich im Grunde ein alter Hut. Große Aufregung darüber gab es letzten Sommer, als bekannt wurde, dass Apple Daten über Standorte von WLan-Routern per iPhone sammelt. Das wusste jeder, der die Nutzungsbedingungen gelesen hat, also niemand.

    Jetzt liegen diese Daten unverschlüsselt auf der Festplatte des heimischen Rechners, wenn man den Haken zur Verschlüsselung nicht gesetzt hat. Ich habe mir die Daten selbst extrahiert und auf einer Karte angeschaut. Wenn man weiß, wo ich wohne und herkomme, wird man das auf der Karte wiedererkennen. Weiß man es nicht, wird die Schätzung schwer. Wenn man etwas über mich erfahren will, sollte man also eher meine SMS lesen, oder mein Adressbuch und meine Anrufliste. Die liegen nämlich alle direkt neben den Geodaten.

    Das ganze ist laut Apple jetzt also ein Bug. So wie der, der es dem Streetview-Auto erlaubt hat, bei der Suche nach Geodaten von WLan-Routern E-Mailadressen mitzusniffen. Das mag man glauben oder nicht, man sollte es nicht mögen, man sollte sich aber vor allem bewusst sein, dass man das nicht verhindern kann: Macht es einer nicht, macht es ein anderer. Aus diesem Prinzip haben wir Atombomben, Klonschafe und eben Listen mit Geodaten von WLan-Routern.

    Ich bin deshalb in diesem Fall auch ganz gelassen: Wer unbedingt Daten über mich haben will, bekommt sie. Wer wissen will, wo ich war, fragt meinen Mobilfunkanbieter. Wer wissen will, was ich runterlade, fragt meinen DSL-Anbieter. Dank fortschreitendem Kapitalismus ist das mittlerweile sogar die selbe Adresse.

     

    Eigentlich schreibe ich das alles nur, weil ich gerade gelesen habeExterner Link, dass TomTom Geschwindigkeitsdaten der Navi-Nutzer an die Polizei verkauft hat, damit diese an auffälligen Stellen blitzen kann. Ich weiß nicht, ob die, die sonst schreiben, sie hätten nichts zu verbergen, jetzt noch immer schreien, wo es plötzlich an ihre heilige Raserei geht.
    „Man sei davon ausgegangen, dass die Daten benutzt werden, um den Verkehr auf den Straßen sicherer zu machen … doch … plant die Polizei [damit]… geeignete Stellen für Radarfallen auszumachen.“ Wo ist da bitte der Widerspruch?

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  • Für immer Freunde [aktualisiert]

    Zwar scheint es auf der ganzen Welt nur SpOn gewusst zu haben, aber offensichtlich wollte sich Facebook für immer die Rechte an allemExterner Link (kurz gefasst) sichern. Ich habe übrigens keiner Änderung der AGBen zugestimmt.

    Sollte trotzdem stimmen, ist die Meldung etwas ärgerlich, wo ich doch gerade in den Strudel des Freundesammelwahns geraten bin und man sich derzeit ob des Wetters eh mehr über Facebook unterhält als sich draußen zu treffen (oder stinknormale E-Mails zu schreiben, aber das ist vermutlich zu einfach).

    Immerhin weiß jetzt aktuell auch nur SpOn, dass Facebook zurückrudertExterner Link, also können wir alle weitermachen, wie bisher. Was in meinem Fall heißt, meinen Wohnort und mein Geburtsdatum preisgegeben zu haben, und letzteres hat vor drei Wochen trotzdem fast niemanden interessiert.

     

    Aktualisiert am Abend: doch, andere wissen es auchExterner Link.

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