Die Spur der Faulheit
Bevor vor bald vier Jahren die Ente in unserem Hof verschwunden wurde, woran angeblich nicht die damalige Kinderarmut im Haus, sondern der Ente strukturelle Integrität schuld gewesen sein soll, sah dieser Teil des Hofs ganz hübsch aus. Nach der letzten Mieterhöhung, nicht zuletzt begründet durch das „aufwändig gestaltete Umfeld“ des Hauses, wurden auf dem nun entenfreie Gelände über zwei Jahre hinweg Grassaatversuche unternommen, die zwar in Wandnähe zu grasähnlichem Bewuchs führten, Richtung Weg aber offenbar nicht genügten, der Verwüstung Einhalt zu gebieten. Zu Beginn war das schwierige Stück sogar abgesperrt, aber das half auch nur wenig.
Seit die Absperrung abgerissen wurde, fragte ich mich als naives, Gesetzen des Zusammenlebens und der Vernunft folgendes Schaf, woran der Wuchs scheiterte und tatsächlich kam mir die Erleuchtung erst in diesem kurzen Winter, der Fußspuren im dort liegenden Schnee offenbarte. Da war es mir klar: Das faule Berliner ismirdochejal-Pack nutzt das rasenfreie Stück, um bei jedem Passieren der Stelle nach Pythagoras knapp einen Meter zehn Strecke zu sparen.
Da muss man erstmal drauf kommen, aber um aus purer Gleichgültigkeit, Egozentrik und Ignoranz zwei Schritte Weg auf Kosten eines hässlichen Innenhofs zu sparen, bin ich wesentlich zu wenig Berliner. Da sind selbst die Touristen und Neubewohner von Neukölln und anderen In-Bezirken schon wesentlich näher dran, wie man an dem von ihnen aufwändig gestalteten Umfeld erkennen kann, wann immer man dort sein muss. Für mich wird es hingegen langsam Zeit, in eine Kleinstadt mit aufmerksamen Nachbarn zu ziehen und ist dort bisher kein aufmerksamer Nachbar, so gibt es ihn dann.