Neues vom Schlafbaum
  • Die Spur der Faulheit

    Weg der Faulen

    Weg der Faulen

    Bevor vor bald vier Jahren die Ente in unserem Hof verschwunden wurde, woran angeblich nicht die damalige Kinderarmut im Haus, sondern der Ente strukturelle Integrität schuld gewesen sein soll, sah dieser Teil des Hofs ganz hübsch aus. Nach der letzten Mieterhöhung, nicht zuletzt begründet durch das „aufwändig gestaltete Umfeld“ des Hauses, wurden auf dem nun entenfreie Gelände über zwei Jahre hinweg Grassaatversuche unternommen, die zwar in Wandnähe zu grasähnlichem Bewuchs führten, Richtung Weg aber offenbar nicht genügten, der Verwüstung Einhalt zu gebieten. Zu Beginn war das schwierige Stück sogar abgesperrt, aber das half auch nur wenig.

    Seit die Absperrung abgerissen wurde, fragte ich mich als naives, Gesetzen des Zusammenlebens und der Vernunft folgendes Schaf, woran der Wuchs scheiterte und tatsächlich kam mir die Erleuchtung erst in diesem kurzen Winter, der Fußspuren im dort liegenden Schnee offenbarte. Da war es mir klar: Das faule Berliner ismirdochejal-Pack nutzt das rasenfreie Stück, um bei jedem Passieren der Stelle nach Pythagoras knapp einen Meter zehn Strecke zu sparen.

    Da muss man erstmal drauf kommen, aber um aus purer Gleichgültigkeit, Egozentrik und Ignoranz zwei Schritte Weg auf Kosten eines hässlichen Innenhofs zu sparen, bin ich wesentlich zu wenig Berliner. Da sind selbst die Touristen und Neubewohner von Neukölln und anderen In-Bezirken schon wesentlich näher dran, wie man an dem von ihnen aufwändig gestalteten Umfeld erkennen kann, wann immer man dort sein muss. Für mich wird es hingegen langsam Zeit, in eine Kleinstadt mit aufmerksamen Nachbarn zu ziehen und ist dort bisher kein aufmerksamer Nachbar, so gibt es ihn dann.

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  • Freiräume schaffen

    Freifläche

    Freifläche

    Der Überschrift geschuldet will ich kurz von einem Freiraum schreiben: das Tempelhofer Feld. Über dieses entscheidet mal wieder das Volk und wieder soll ein Zustand erhalten werden: War es damals die Rolle als Flughafen, ist es nun die Rolle als plattes Brachland, das mir ja zugegeben gefällt, das deshalb aber wegen mir noch lange nicht so bleiben muss, wie es jetzt ist. Ich lobte damals die Weite und den Horizont und es war wieder toll, im Herbst dort in den Sonnenuntergang zu fahren. Beim Blick nach Westen kann man sich aber dank Hitler und Speer schon heute einen Eindruck von Randbebauung machen und so schlimm finde ich das nicht.

    Klar besteht die Gefahr, dass ein bebauter Flächenrand nur einen neuen unbebauten Flächenrand entstehen lässt, der natürlich ebenfalls bebaut werden soll und sich diese Kette bis zum Verschwinden des Freiraums fortsetzen könnte, aber selbst wenn: Bis vor ein paar Jahren konnte man garnicht auf das Gelände und jetzt will kein Berliner mehr auf das Grillen, Kitesurfen (bis mal ein Radfahrer von so einer Strippe geköpft wird) und sonstigen Wohlstandsblödsinn verzichten können? Und dabei sollte das Gelände doch abgesperrter Flughafen bleiben…

    Kommen wir nun zu wichtigen Dingen, also den rund elf Quadratmetern Wand, deren Tiefe durch die Raufasertapete ich großzügig abrunde und damit eine Freifläche erzeuge, über deren Zukunft ich komplett im Unklaren bin. Entstanden ist sie durch die Überlegung, dass ich so kurz vor vierzig kein Plakat von „Breakfast Club“ mehr an der Wand benötige und ebenso wenig eine analoge Stadtkarte, auf der Tempelhof noch Flughafen ist. Bilder zum Aufhängen habe ich nicht mehr, irgendwo Kunst kaufen finde ich snobistisch, zum Dranbeamen habe ich keine Inhalte und Regale halten nicht in der Wand.

    Was tun in diesem Fall erwachsene Menschen mit dieser Wand?

     

    ps: Hey, meine erste Hitler-Kombo in fast acht Jahren Bloggen. Die Welt macht es einem aber auch echt schwer, dieses Arschloch zu vergessen.

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  • Badeordnung

    Badschrank

    Badschrank

    Wenn man sich abends nicht mehr gehen lässt, hat man des Tags verdammt viel Zeit. Die habe ich heute ausführlich bei IKEA verplempert, um einen sehr alten Wunsch nach etwas mehr Ordnung im Bad zu erfüllen. Man soll ruhig sehen, dass ich in Kürze schon wieder älter werde.

    Der Wunsch blieb bisher unerfüllbar, weil ich wenig gesucht und nichts gefunden habe, das irgendwie unter mein altes Becken passt. Auch der Schrank, den ich jetzt bei den Schweden gefunden habe, passt nicht wirklich, aber mit etwas Heimwerkerei und einem zugedrückten Auge geht es dann doch irgendwie. Der Versuch, das Ding an die Wand zu dübeln, scheiterte man wieder an der fast vergessenen Tatsache, dass die Wände meiner Wohnung aus Sand und Spucke bestehen, aber man kann auch einfach eine tragende Leiste unter den Schrank stellen.

    Jetzt sieht man die rostigen Rohre nicht mehr und es steht kein Krams mehr in der Gegend rum – wie schön. Eventuell habe ich ja jetzt noch Zeit, ein paar andere Wünsche zu erfüllen, aber es gibt nicht mehr viele, bei denen ich das alleine kann.

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