Neues vom Schlafbaum
  • Wiesn und gute Sachen

    Kurzer Sonnenschein

    Kurzer Sonnenschein

    Mit etwas Anlauf habe ich es dieses Jahr zum Glück doch noch nach München geschafft. Dass dieses zur Zeit des Oktoberfests geschah, war eher Zufall, dass man diesem deshalb einen möglicherweise wenig Spaß verschaffenden Besuch abstatten musste, allerdings selbstverständlich.

    Schlimm war es dann aber nicht: Es liefen enorm verstrahlte Menschen herum, es wurde in jede Ecke gepinkelt und sich in jede zehnte erbrochen, reichlich schief gesungen und Regeln der Mode wurden allenthalben ignoriert. Auf der Theresienwiese dauert dieser Zustand 16 Tage im Jahr – in Kreuzberg sind es 365.

    Es gab dann aber sogar Festzelt, Maß, Gemütlichkeit und tolle Begleitung im Dirndl, allerdings waren wir mehr auf der Oiden Wiesn (eventuell korrekt bayrisch dekliniert), die schön war, aber durchaus dieses Jahr zum letzten Mal Geheimtipp gewesen sein könnte, da sie eigentlich genauso voll war und überall drüber berichtet wurde.

    Drumherum gab es in der kleinen Stadt aber auch noch schöne Sachen wie Schnitzel, zu denen Meerettich schmeckt, eine einsame Kneipe mit sehr netter Thekerin in einer ansonsten trostlosen Gegend und eine kundige Stadtführung abseits der Touristen, eine komfortable Behausung, gutes Essen sowie eine Handvoll Sonnenstunden.

    Ein weiterer schöner Kurzausflug ist damit unzureichend beschrieben und es wird dieses Jahr nicht der letzte sein. Zu der neuen Galerie (man sieht doch, dass ich nur mit dem iPhone fotografiert habe) werden sich also möglicherweise noch weitere gesellen.

    Einmal mehr übrigens bestätigte sich, dass man nie nie sagen soll.

    Ähnliche Artikel: Redundanz, Bildbeweise, Lebenszeichen

  • Campingabschluss

    Tipsy

    Tipsy

    Pünktlich zum vorübergehenden Ende des Sommers waren wir am letzten Wochenende noch einmal auf Campingtour. Wie schon fast wieder traditionell ging es auf ein kleines Hippiefestival, dieses Mal an einem bisher unbekanntem und nicht so total geeigneten Ort. So wurde doch kurz vor Festivalstart bemerkt, dass man in der Gegend nicht zelten darf.

    Das wurde dann natürlich trotzdem gemacht und die von uns ignoranten Spinnern geforderte Toleranz gegenüber unseren Taten wurde in Brandenburg behandelt wie in Berlin: garnicht. So konnten wir mit vielen hundert anderen zwei Tage in Ruhe feiern, uns an Lichtinstallationen erfreuen, auf verschiedenen Bühnen verschiedenste Musik hören und sehen und im Gegensatz zu letztem Jahr gab es auch genug zu essen und nicht total unangenehme Möglichkeiten, dieses wieder wegzubringen.

    Auch waren wir eine überraschend große Gruppe, sodass man trotz „ich will dahin,“ „ich will aber hierhin“ und „ich will weiter, weiß aber nicht wohin“ nie allein war.

    Ich könnte über verschiedene Sachen meckern: Die Musik wurde nachdem die Bands (von denen es einige sehr tolle gab) fertig waren, sehr eintönig technoid, aber dennoch war auf keinem Floor irgendeine Linie zu erkennen und es gab keine Sekunde Drum ’n‘ Bass. Auch waren die Wege weit und das Thekenpersonal vereinzelt enorm unmotiviert. Klar bekommen die kein Geld und vielleicht doofe Schichten, aber das weiß man auch bevor man sich freiwillig meldet.

    Und da sind wir bei dem Grund, aus dem ich nicht meckere: Ich könnte ja mit- und es vielleicht besser machen. Kann ich aber nicht: Ich habe in den Strukturen dieser linken Gruppen nichts zu suchen oder zu melden, ich kann mich nicht bei Fremden einbringen und ich habe einen Musikgeschmack, mit dem ich jeden Floor verlässlicher leer bekäme als jeder, der es dort versucht hat.

    Daher: Alles super – gerne wieder.

    Anbei das einzige Foto, das ich gemacht habe – die Leute haben es da nicht so mit Ablichten und das kann ich akzeptieren.

    Ähnliche Artikel: Ausgefusiont, Unter Hippies

  • Urlaubsbericht (statt Karte)

    Mein treues Ross

    Mein treues Ross

    Nachdem ich nach meiner Rückkehr nun erstmal genug gemeckert habe, komme ich zum schönen Teil meines Urlaubs: Dem Urlaub.

    Was wie immer war: fünf Nächte in Dänemark, knapp über 500 Kilometer Fahrt, eine Route relativ nahe am offiziellen Radweg, eigene Verpflegung und selbstverständlich, weil zwangsläufig, keine Begleitung.

    Was neu war: Zelten statt Jugendherberge, das Gepäck und das Wetter.

    Weil ich den Urlaub ja irgendwie von den bisherigen unterscheiden musste und es in Kopenhagen weder Festival, noch Besuch, noch Länderspiel anstand, habe ich mir überlegt, mal zu zelten. Das führte mich des Nachts an andere Orte als üblich und gab mir eine gewisse Flexibilität. Ich hatte eigentlich Angst, dass mein Rücken es nicht mitmacht, den halben Tag zu fahren und den anderen auf einer Matratze zu liegen, aber es ging super und die Atmosphäre des Zeltens machte den Urlaub noch etwas urlaubsartiger. Mit Übung ist das Ankommen und Abreisen auch nicht viel komplizierter als in einem Haus und vor allem ist es ein ganzes Stück billiger, wobei das ersparte Geld gleich in die Ausrüstung floss, denn aufgrund des vermehrten Gepäcks musste ich zu einem Mittel greifen, dass ich bisher nur als Accessoire besonders spießiger oder treuloser Zeitgenossen kannte: der Fahrradtasche. Meine Güte, sind diese Dinger praktisch und sie hatten auf der Rückfahrt noch Platz für 4,5 Liter Faxe Kondi (ohne Regenkleidung wären es 6 gewesen).

    Das Wetter war wie schon angedeutet fantastisch, fürs Radfahren und meine helle Haut eigentlich schon zu gut, dennoch habe ich es fast jeden Moment genossen und sehe derzeit aus wie nach zwei Wochen Malle, nur deutlich gesünder. Das Wetter und die ungewohnt frühe Zeit im Jahr sorgten außerdem dafür, dass es in dem Land mal angenehm voll war: Die Straßen waren abends bevölkert, es gab hier und da kleine Festivitäten und ich kam nicht umhin, hin und wieder kurz Kontakt zu anderen Menschen zu haben, weil einfach so viele da waren. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu dem verlassenen Land Ende August.

    Kopenhagen beeindruckte wie immer durch seine Kopenhagenhaftigkeit. Sicher gibt es auch hässliche Ecken und im Norden der Stadt findet man mit Pech sogar hässliche Menschen, aber insgesamt ist die Stadt derartig entspannt und positiv, wie es Berlin niemals sein könnte. Auch in Kopenhagen wird gesoffen und gefeiert, auch dort gibt es unzählige Touristen, auch dort wird abends auf der Vasbygåde der übermotorisierte, geleaste Schwanzersatz ausgefahren, aber trotzdem ist die Stimmung insgesamt deutlich besser, was aber vielleicht auch einfach an der Tatsache liegt, dass bestimmte Kulturkreise dort deutlich weniger vertreten sind, als in Berlin. Und es mag am Wetter gelegen haben, aber die Frauen sahen einfach unglaublich aus, aber das war in anderen Jahren bei anderem Wetter auch nicht anders. Ich kann es schlecht beschreiben, aber es wirkt, als habe man dort eine andere Einstellung zu sich selbst und ich habe bei dieser Einschätzung die Tatsache, dass ich fremd und im Urlaub war so gut es ging berücksichtigt.

    Was nicht so gut war: Zelten auf dem Dorf fördert Mückenstiche und eine kleine Flasche Autan kostet da oben 15 Euro, hilft aber immerhin. Und der Wind – ich hasse Wind, der immer von vorne kommt. Auf dem Weg auf Møns musste ich ihn einmal wütend anschreien, aber mein Schrei wehte einfach davon…

    Viele Bilder gibt es wie immer in einem eigens dafür eingerichteten Album.

    Ich fürchte, das wird das letzte Mal gewesen sein, dass ich diese Tour gemacht habe, denn wenn es am schönsten ist, soll man ja aufhören.

    Etwas ähnliche Artikel: In Westen nichts Schlaues, Tod und Zerstörung II, Redundanz

  • Unterschiede

    Kopenhagener werden

    Kopenhagener werden

    Es mag noch der Urlaubskoller sein, aber wenn man aus Kopenhagen kommt, fällt es einem schwer zu ignorieren, was Berlin für ein von rücksichtslosen Arschlöchern bevölkertes, zum Bersten mit Autos vollgestopftes, vermülltes und zugekacktes Drecksloch ist.

    Ich schlage vor, jedem Berliner zwangsweise eine Woche (Kreuzbergern und Friedrichshainern zwei, Neuköllnern einen Monat) Kopenhagen zu verordnen, um ihn ein wenig beim Menschwerden zu unterstützen.

    Man kann feiern, ohne die Gegend zu ruinieren, man kann sich fortbewegen, ohne allen im Wege zu sein, man kann andere und sich pfleglich behandeln und sich an Regeln halten ohne uncool zu sein und man kann einfach mal freundlich lächeln, ohne dass das von anderen als Schwäche interpretiert wird.

    Das alles geht – ich habe es gesehen – und es bedeutet genau die Lebensqualität, von der auf den Plakaten, die in der Stadt für Zuzug nach Kopenhagen werben, die Rede ist.

    Ich bin guter Hoffnung, dass die meisten hier in ein- bis zweihundert Jahren auf dem Niveau von dort oben angekommen sind, aber da ich das nicht mehr erleben werde, habe ich die Internetadresse auf dem Plakat schonmal abgespeichert.

    Ich bin mir allerdings sicher, dass die mich als Durchschnittsarbeiter aus einem zugekackten Drecksloch nicht haben wollen. Die nehmen nämlich nicht jeden – übrigens ein ausgezeichnetes Mittel zur Erhaltung der Lebensqualität.

    Etwas ähnliche Artikel: Gestorben an sich selbst, Redundanz, Zur Menschenwürde