Erlebtes – Neues vom Schlafbaum http://127.0.0.1:81/blog Sat, 03 Sep 2016 23:59:17 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.8.6 Verstanden oder infiziert http://127.0.0.1:81/blog/2016/07/verstanden-oder-infiziert/ Sun, 17 Jul 2016 14:08:26 +0000 http://www.schlafbaum.de/?p=5992 Vor ein paar Tagen hoffte ich noch, dass ich Pokémon schnell beiseite legen würde, aber der Mensch hoffte ja auch schonmal darauf, dass er die Kraft seines Gegners aufnimmt, indem er ihn isst, dass Missernten aufhören, wenn man genug Frauen verbrennt, dass aus Geld mehr Geld werden kann, dass Polen genug sei oder dass 3000 türkische Richter tatsächlich gefährliche Menschen sind, aber wo war ich?
Ich war draußen die letzten Tage. Das bin ich zwar immer, aber insbesondere Freitagabend war ich es, um Pokémons zu fangen. Ich habe und wurde nicht gefährdet und ich hatte unerwartet viel Spaß. Aus meiner Sicht macht das Spiel sehr viel richtig, über das sich von passionierten Spielern beklagt wird: Ich finde es nicht gut, obwohl es so einfach ist, sondern weil (wobei ich mir dennoch ein paar Weisheiten dazu in diesem Internet erlesen musste) und empfinde es als Segen, dass es im Spiel keine Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Spielern gibt. Das nämlich bedeutet, dass ich abseits des Spiels – also in dieser verrückten, richtigen Welt – mit Leuten in Kontakt komme. Und Leute sind überall: Zumindest im belebten Teil Berlins sehe ich an fast jedem im Spiel wichtigen Punkt Leute, die wegen dieses Punktes dort sind und sie sehen mich auch und insbesondere da das Spiel wenig kompetitiv ist, hat man Gemeinsamkeiten und über die spricht man gerne. Dass ich in den wenigen Tagen ähnlich viel freundlichen und interessierten Kontakt zum Menschen hatte wie in allen Clubabenden meiner Berlinkarriere wirft zunächst kein gutes Bild auf mich, danach auf den andernächsteneckeistesbestimmtbesseralshier-Hedonistenberliner an sich, wird dadurch aber weder unwahrer noch besser.
Ich bleibe bei meiner Prognose oder Hoffnung, dass dieser Hype nicht lange anhalten wird, aber warum eigentlich nicht? Die Zeit dafür habe ich und Kontakt zu Menschen ist ja bis auf wenige Ausnahmen eine tolle Sache und wer will mir und all diesen Menschen verdenken, sich ins Jagen von Pokémons zu flüchten, während man in Teilen der echten Welt mit Hurra zurück ins Mittelalter stürmt (sorry Mittelalter, dass ich dich schon wieder belästige – ich habe keinen besseren Vergleich).

Diesen Artikel konnte ich trotz des beendeten Dauerregens schreiben, weil ich mich nicht am Spiel anmelden kann.

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Robben mögen’s dunkel http://127.0.0.1:81/blog/2016/05/robben-moegens-dunkel/ Thu, 05 May 2016 14:36:16 +0000 http://www.schlafbaum.de/?p=5965

Lampenstummel

Letztes Wochenende wurde ich durch Trubel vor dem Balkon geweckt. Dort hatten offenbar drei kleine Hipster, wie sie im Buche stehen – mit hilflosen Bärten, engen Hosen, Haare zum Dutt und Mate in der Hand – mit einer Leihrobbe den Lampenmast so in Schwung gebracht, dass das Glas der Gaslaterne sich löste und auf dem Boden zerschepperte.
Sie oder jemand riefen daraufhin die Polizei, denn diese kam, sowie die Feuerwehr mit Leiterwagen und ein Krankenwagen, der garnicht stehenblieb, nachdem kurz die Lage gecheckt wurde. Es lief alles friedlich und ordentlich ab, jeder begutachtete mal die Lampe, auch ich, denn sie knisterte fröhlich und es strömte auch hör- und riechbar Gas aus. Nachdem meine These, dass alle Polizistinnen gut aussehen, erneut bestätigt wurde, löste sich der Trubel langsam auf, die Robbe fuhr weg und anschließend kamen noch drei Fachleute von irgendwelchen Gasbetrieben, von denen Letzterer mit einem Korbausfahrwagen (so heißen die doch?) die komplette Lampe abnahm und den Gashahn verschloss.
Somit haben die drei Leute mit ihrem Fahrfehler insgesamt 13 Leute an einem eigentlich freien Tag beschäftigt und mir einige Stunden Spaß bereitet. Ich würde gern wissen, was sie das kostet, aber vermutlich tut es das uns.

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Bahnchaos zum Gernhaben http://127.0.0.1:81/blog/2015/10/bahnchaos-zum-gernhaben/ Wed, 28 Oct 2015 19:18:09 +0000 http://www.schlafbaum.de/?p=5855 Auf der Heimfahrt am Wochenende geriet ich in das übliche Durcheinander bei der Bahn, allerdings mit ungewöhnlichen Folgen. Während die Bimmelbahn nach Bielefeld gewohnt verlässlich fuhr, erwartete mich dort am Bahnsteig der Hinweis auf bereits 15 Minuten Verspätung, mit Umsteigezeit also gar 40 und einer vorausgesagten Ankunft in Gesundbrunnen um 20:10 Uhr. Dass mein Zug nur bis Gesundbrunnen fahren sollte, hatte ich einfach übersehen, die Verspätung ging aber auf Kosten eines Stellwerkschadens.
Bei genauerem Hinsehen handelte es sich am Gleis aber garnicht um meinen Zug, sondern einen verspäteten vorausfahrenden. Beim Bierkauf in der Halle las ich dann von 50 Minuten Verspätung meines Zuges, also einer erwarteten Ankunft um 20:45 Uhr. Mit diesem Fakt versuchte ich mein Glück am Serviceschalter und zu meiner Überraschung wurde ohne Murren meine Zugbindung aufgehoben und ich konnte unmittelbar mit dem erstgenannten Zug fahren, einem ICE, in dem ich sogar einen Sitzplatz bekam und so war ich um 19:30 am Hauptbahnhof, also schneller und bequemer als geplant näher an zuhause.
Meine Frage, was passiert wäre, hätte ich mein Ticket nicht ausgedruckt, sondern wie geplant nur auf dem Telefon parat gehabt, konnte am Schalter aufgrund der Eile nicht beantwortet werden. Vermutlich hätte ich jetzt einen Stempel hinten auf dem Telefon und damit Zugbindungsbefreiung auf Lebenszeit.
Zwei kleine Probleme gab es: Das in den Waggon geklebte Handysymbol animierte einen Fahrgast dazu, per lautem Pfeifton jedem anderen mitzuteilen, dass er ganz viele Whatsapp-Nachrichten bekommt. Wäre er nicht in Hannover ausgestiegen, hätte er etwas später das Telefon quer im Hintern gehabt, denn ich hatte (zweites Problem) nichtmal Kopfhörer dabei, um mich selbst abzuschotten. Die liegen noch in der Heimat.

Aktualisiert am 29.10.15: Mein Chef empfahl mir heute für einen solchen Fall geräuschvermeidende Kopfhörer. Das ist nett, aber die falscheste aller Möglichkeiten, weil sie rücksichtslosen Menschen Raum gibt, der ihnen nicht zusteht. Gegen Rücksichtslosigkeit hilft kein Verstecken, Abschotten und Tolerieren, sondern nur das Abstellen von Rücksichtslosigkeit durch Vernunft und Reflexion. Ich weiß, dass solche Forderungen total präachtundsechziger und damit für Berlin speziell und verschiedenste Bevölkerungsteile allgemein unerträglich sind, aber ich träume davon und verzichte auf deren Umsetzung lediglich, weil ich nicht täglich aufs Maul bekommen will.
Wir haben alle schon viel zu lange darauf verzichtet, Menschen Grenzen zu zeigen. Aber wo in Europa soll man das auch tun?

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All die Jahre http://127.0.0.1:81/blog/2015/10/all-die-jahre/ Sun, 25 Oct 2015 22:12:20 +0000 http://www.schlafbaum.de/?p=5849 Vor zehn Jahren habe ich hier noch nicht geschrieben, aber was ich damals über das zehnjährige Abitreffen geschrieben hätte, wäre nicht sehr positiv gewesen. Ich kann daher nachvollziehen, dass viele meiner damaligen Mitschüler wie ich überlegt haben, ob sie sich dieses Wochenende das zwanzigjährige antun sollten.
Alle, die es getan haben, werden darüber heute vermutlich sehr glücklich sein und das waren unerwartet auch erstaunlich viele. Das ganze begann mit einer Führung durch die Schule, die sich doch sehr verändert und der heutigen Zeit angepasst hat, was nicht unbedingt so positiv gesehen wurde (Amokschalter im Lehrerzimmer). Ganztags schon um 7:40 in der Schule zu hängen und in einer Mensa essen zu müssen, in der es dem Geruch nach zu urteilen überwiegend Käse gibt, halte ich für kein Vergnügen.
Anschließend wurde gefeiert und selbst ohne Alkohol hätten sich die meisten unterhalten, wie sie es taten: So, als seien zwanzig Jahre nicht vergangen. Die immer mal wieder aufkommende Meinefraumeinekindermeinhaus-Phase der meisten der Anwesenden kann ich großherzig verzeihen, es waren aber auch welche dabei, die noch nicht mehr erreicht haben als ich und sie müssen einem nicht Leid tun. Trotz Zeitumstellung hätte ich mir gewünscht, dass es länger geht, aber die alten Familienmenschen müssen zeitig ins Bett.
Ich freue mich auf in zehn Jahren – ich hoffe, dass dann noch immer alle leben.

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Aus anderer Perspektive http://127.0.0.1:81/blog/2014/06/aus-anderer-perspektive/ Sun, 01 Jun 2014 18:09:24 +0000 http://schlafbaum.de/?p=5109

AVUS

Nachdem ich Berlin Donnerstag vom Wasser aus erleben konnte, konnte ich das heute mal wieder von der Autobahn, denn heute war wieder Sternfahrt des ADFC. Wie immer war die Stimmung im Feld entspannt, die Reaktionen vom Umfeld schwankten zwischen Amüsement und Entsetzen, aber auch die allermeisten Autofahrer am Rande nahmen es mit Humor und die anderen wurden ausgelacht. Ich persönlich muss dieses ekelhafte Gefühl der Überlegenheit, dass die Radfahrer heute spürten, aber nicht dauerhaft haben und es gab leider auch unter den Radfahrern mehr als den ein oder anderen Idioten: Wenn schon die Straße für uns gesperrt ist, bleibt doch bitte von den Gehwegen fern! Es gab offiziell auch Forderungen und ein Motto, aber sein wir ehrlich: Die Leute wollten über die Autobahn rasen und den Verkehrt aufhalten. Sollen sie – einmal im Jahr gerne.
Aber was schimpfe ich immer? Es war ein schöner Ausflug, ich war nicht einmal alleine, die Sonne schien und fast alle waren gut drauf – es kann ja kaum schöner sein. Vielleicht etwas weniger Sonnenbrand…

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