Das Volk
Weil ich nicht da wohne, habe ich mich bisher nicht zum Volksentscheid zur Bebauung des X-Hainer Spreeufers geäußert, der am Wochenende unblutig beendet wurde. Dieses Mal hat der Teil des Volkes, der eine Meinung hat, die es schafft, ihn Sonntags die wenigen Meter zum Wahllokal zu tragen, sich für den Antrag entschieden und auch dieses Mal wird wie schon vorher diese Entscheidung keine Sau „da oben“ interessieren und interessieren müssen.
Stattdessen wird nun darüber diskutiert, ob es unter diesen Umständen überhaupt sinnvoll ist, das Volk über irgendwas bestimmen zu lassen. Es diskutieren die Verlierer von damals jetzt mit den Argumenten der Gewinner von damals und umgekehrt und dabei verliert man endgültig aus den Augen, dass es eigentlich darum gehen sollte, gemeinsam gegen die vorzugehen, die die wirkliche Entscheidung schon weit vorher fällen, also in diesem Fall
– der Senat, der sich alles gefallen lässt, was nur im Ansatz möglicherweise irgendwie der Stadt nicht total schaden wird und vor allem gut für die eigene Altersvorsorge ist
– die Investoren, die sich eh längst das billige Land geschnappt haben, um für die eigene Rendite von Neu-EU-Bürgern hässliche, leere Bürohäuser zu bauen, für deren Verluste der Senat bürgt, weil siehe oben
und damals beim Flughafen
– tja, weiß man bis heute irgendwie nicht so genau…
Was haben uns diese Abstimmungen also gegeben? Ideologisierte Randgruppen wie icat und MSV feiern den Sieg der Demokratie – ob sie „gewonnen“ haben oder nicht -, der Rest stellt sie mehr denn je in Frage, denn der Politik ist sie eh so wuppe, wie die Politik den meisten Menschen, weil die wahren Entscheider eine noch viel kleinere und völlig ideologiefreie Gruppe sind, die Medienbohei wie alle andere Aufmerksamkeit lieber nicht haben wollen, sondern Geld.
Ich bin nicht in der Gewerkschaft, also darf ich nicht nur meckern, sondern muss auch Vorschläge machen. Also nochmal meine Idee von damals: Lasst alles geschehen, dann haben wir’s hinter uns!
Baut die hässlichen Häuser! Macht das Spreeufer noch unerreichbarer, als es die Türsteher der Bar 25 je zu träumen erhofft haben! Begrüßt alle Arbeiter an neu geschaffenen Arbeitsplätzen am Ufer persönlich mit einem Blumenstrauß – ein gut organisierter Vormittag sollte dafür mehr als genug sein! Überlasst alles sich selbst, macht keine Kinder, bringt euer übriggebliebenes Geld in Sicherheit, lernt Schwizerdütsch und macht euch davon! Hier dauert’s nicht mehr lange, aber das ist vielleicht auch nur der Eindruck, der entstehen soll…